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Biologika gegen Colitis ulcerosa – Ist Infliximab oder Vedolizumab wirksamer?

Original Titel:
Comparative Effectiveness of Vedolizumab vs. Infliximab Induction Therapy in Ulcerative Colitis: Experience of a Real-World Cohort at a Tertiary Inflammatory Bowel Disease Center

DGP – Vedolizumab und Infliximab sind beide gentechnisch hergestellte Wirkstoffe (Biologika), die im Kampf gegen Colitis ulcerosa eingesetzt werden. In der vorliegenden Studie verglichen Wissenschaftler die Wirksamkeit dieser beiden Wirkstoffe miteinander. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich beide Biologika gleichermaßen für die Behandlung von Colitis ulcerosa eigneten. Die Infliximab-Therapie brachen jedoch mehr Patienten aufgrund von Nebenwirkungen ab.


Infliximab ist bereits seit 2005 für die Behandlung von Colitis ulcerosa zugelassen; für die Behandlung einer anderen chronischen Darmerkrankung, Morbus Crohn, sogar schon seit 1999. Dieser Wirkstoff hat sich seitdem gut bewährt. Er gehört zu der neuartigen Wirkstoffgruppe der Biologika. Biologika werden mit Hilfe von lebenden Zellen hergestellt und haben die Behandlungsmethoden von chronischen Entzündungen revolutioniert. Ein weiteres Biologikum, das für die Behandlung von Colitis ulcerosa zugelassen ist, ist Vedolizumab. Vedolizumab wirkt über einen anderen Mechanismus als Infliximab, konnte jedoch ebenfalls bereits viele Erfolge verzeichnen. Vedolizumab konnte sogar dann noch Erfolge erzielen, wenn Infliximab gescheitert war – diese Studie wurde jedoch mit Morbus Crohn-Patienten durchgeführt (Studie von Kawalec und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of comparative effectiveness research veröffentlicht). Da sich sowohl Infliximab als auch Vedolizumab für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa bewährt haben, jedoch über verschiedene Mechanismen wirken, stellt sich die Frage, welcher Wirkstoff der effektivere ist.

Patienten mit Colitis ulcerosa wurden entweder mit Infliximab oder Vedolizumab behandelt

Dies untersuchten nun Wissenschaftler aus den USA unter Alltagsbedingungen. Sie sammelten Daten von 59 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Colitis ulcerosa. Für die Behandlung bekamen die Patienten entweder Infliximab (27 Patienten) oder Vedolizumab (32 Patienten).

Vedolizumab und Infliximab waren gleichermaßen wirksam

Von den Patienten, die Infliximab bekamen, sprachen 66,7 % (18 Patienten) auf die Behandlung an. Dies war bei der Vedolizumab-Therapie bei 78,1 % der Patienten (24 Patienten) der Fall. Statistische Analysen ergaben, dass Infliximab und Vedolizumab die Krankheitssymptome gleich häufig verringern konnten. Das gleiche galt auch, wenn nur die Patienten betrachtet wurden, die noch nie zuvor mit Infliximab oder einem anderen Wirkstoff, der über den gleichen Mechanismus wirkt (z. B. Adalimumab), behandelt wurden. Interessant war jedoch, dass die Patienten, die bereits zuvor schon einmal eine Therapie mit Infliximab oder mit einem über den gleichen Mechanismus wirkenden Wirkstoff erhalten hatten, häufiger auf Vedolizumab ansprachen als auf Infliximab. Mit Hilfe von statistischen Analysen konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei diesem Unterschied um einen Zufall handelt. Um dies herauszufinden, sind größere Studien mit mehr Studienteilnehmern nötig.

Weniger Therapieabbrüche bei Vedolizumab

Bezüglich der Nebenwirkungen der Behandlungen: 5 Patienten waren nach Beginn der Infliximab-Therapie von einer schweren Infektion oder schweren Nebenwirkungen betroffen, so dass sie aus der Studie ausstiegen. Von den Patienten, die Vedolizumab bekamen, musste hingegen keiner aus diesen Gründen die Studie verlassen.

Es sprachen somit etwa genauso viele Colitis ulcerosa-Patienten auf Vedolizumab wie auf Infliximab an. Dass die Wirkung von Infliximab und Vedolizumab ähnlich gut ist, konnte bereits in kürzlich erschienene Übersichtsarbeiten festgestellt werden (Studien von Singh und Kollegen und Bonovas und Kollegen, 2018 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Alimentary pharmacology & therapeutics veröffentlicht). Bei diesen Arbeiten wurden jedoch nur Ergebnisse verschiedener Studien miteinander verglichen – es fand kein direkter Vergleich zwischen Infliximab und Vedolizumab statt. Das ist bei der jetzigen Studie anders. Interessant ist, dass die Tendenz beobachtet werden konnte, dass Patienten, die bereits zuvor mit Infliximab oder einem über den gleichen Mechanismus wirkenden Wirkstoff behandelt wurden, häufiger von Vedolizumab profitierten als von Infliximab. Ob dieser Unterschied tatsächlich auf den unterschiedlichen Therapien beruht oder ob er vielmehr zufallsbedingt ist, muss nun durch weitere, größer angelegten Studien mit mehr Teilnehmern untersucht werden.

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