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Entstresst, fit und verjüngt mit 2 Stunden Ausdauersport pro Woche für pflegende Angehörige

Original Titel:
Aerobic exercise lengthens telomeres and reduces stress in family caregivers: A randomized controlled trial - Curt Richter Award Paper 2018.

DGP – In dieser kontrollierten Interventionsstudie zeigte sich ein drastischer Effekt von Sport auf die Fitness und Belastbarkeit pflegender Familienangehöriger bis auf die Zellebene. Dies wurde bereits mit 120 Minuten Ausdauersport in der Woche erreicht. Sportprogramme für pflegende Angehörige zur Linderung körperlicher Folgen von Stress und Belastung sollten demnach weiter erforscht und angeboten werden.


Familienangehörige, die einen chronisch kranken Menschen pflegen, leiden häufig unter Belastung und Stress, haben zu wenig Bewegung und haben entsprechend selbst ein höheres Erkrankungsrisiko. Aus Beobachtungsstudien ging bereits hervor, dass diese Belastung auch auf zellulärer Ebene schneller altern lässt. Dies wurde anhand der Telomerlänge in dem Zelltyp Leukozyten ermittelt: Telomere sind wie eine Art Kappe auf den Enden der zu Chromosomen aufgewickelten DNA. Diese Kappe verkürzt sich mit jeder Zellteilung und damit mit der Alterung. Die messbare Menge des Enzyms Telomerase, das die Kappe kürzt, steht ebenfalls mit schnellerer Alterung in Zusammenhang.

Schnellere Zellalterung bei Stress und Belastung bei pflegenden Angehörigen

Kanadische und US-amerikanische Forscher untersuchten daher nun die Menge an Telomerase und die Länge der Telomere bei pflegenden Angehörigen, die entweder an einem sportlichen Programm teilnahmen, oder aber zur sportlich inaktiven Kontrollgruppe gehörten.

Alle Teilnehmer berichteten von starkem Stress und körperlicher Inaktivität. Die Teilnehmer wurden zufällig entweder einer angeleiteten Ausdauersportgruppe oder einer Warteliste (Kontrollgruppe) für jeweils 24 Wochen zugewiesen. Die durchschnittliche Länge der Leukozyten-Telomere und die Menge an Telomerase im Blut (enthalten in bestimmte Blutzellen) wurden vor und nach der Intervention gemessen. Die Labormitarbeiter, die Blutproben und Fitness analysierten, waren nicht informiert, ob die jeweils getestete Person zur Interventions- oder Kontrollgruppe gehörte.

Vergleich der Zellalterung bei sporttreibenden und körperlich inaktiven Pflegenden

68 weibliche und männliche pflegende Familienangehörige nahmen an der Studie teil. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe führten etwa 40-minütige Ausdauersporteinheiten 3- bis 5-mal wöchentlich durch. Dies wurde mit einem Bewegungsmessgerät (Aktigramm) überprüft. Die Teilnehmer waren sehr motiviert: 81 % hielten sich an die Zielsetzung von mindestens 120 Minuten Sport pro Woche. Trotzdem unterschied sich die Menge des Enzyms Telomerase nicht zwischen Interventions- und Sportgruppe im Vergleich der Messzeitpunkte vor und nach der Sportwochen. Messbar anders war allerdings die Länge der Telomere zwischen den Gruppen. Zudem sank das Körpergewicht der sportlichen Teilnehmer (body mass index, BMI) und der empfundene Stress. Erwartungsgemäß verbesserte sich auch die kardiorespiratorische Fitness, also die Fitness von Herz und Atmung, bei den sporttreibenden Angehörigen im Vergleich zu den sportlich inaktiven Angehörigen.

Fitter, schlanker, weniger gestresst und auf Zellebene jünger dank Ausdauersport

In dieser kontrollierten Interventionsstudie zeigte sich damit ein drastischer Effekt von Sport auf die Fitness und Belastbarkeit pflegender Familienangehöriger. Mit 120 Minuten Ausdauersport in der Woche erreichten sie quasi eine zelluläre Verjüngung: ihre Telomere wurden länger. Der Mechanismus dahinter ist noch ungeklärt. Betont werden kann also hier die Relevanz von Sportprogrammen für pflegende Angehörige, die damit auch körperliche Folgen von Stress und Belastung effektiv lindern können.

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