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Auf das Baden folgt das „Au!“

Eine Entzündung des äußeren Gehörgangs plagt im Sommer vor allem Badefreudige und Wassersportler – wie sie entsteht, wie vorgebeugt und behandelt werden kann

Wer ihn kennt – den Ohrenschmerz –, der weiß, wie unerträglich er sein kann. Im Sommer, wenn wir baden, tauchen, beckenspringen, rutschen und surfen und daher eigentlich viel Schöneres im Kopf haben, ereilt uns das quälende Pochen leider besonders oft. Denn eine Entzündung des äußeren Gehörgangs – eine sogenannte Badeotitis – kann entstehen, wenn im Wasser befindliche Bakterien ins Ohr gelangen. Prof. Dr. Joachim Hornung, leitender Oberarzt der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro) des Universitätsklinikums Erlangen, erklärt, wie eine Badeotitis beginnt. Und noch viel wichtiger: Wie Wasserratten vorbeugen können und was zu tun ist, wenn einen die Entzündung doch erwischt.
Es ist gelb, klebrig und bitter und viele versuchen, es loszuwerden – doch das Ohrenschmalz wird unterschätzt. Denn seine Aufgaben im Ohr sind überaus wichtig, zum Beispiel bei der Abwehr von Krankheitserregern. „Aufgrund des pH-Werts des Ohrenschmalzes entsteht im Gehörgang ein saures Milieu, das Bakterien nicht gernhaben“, erklärt Prof. Hornung. „Außerdem wirkt das Sekret wie ein wasserabweisender Schmierfilm.“ Wird das Ohrenschmalz nun aber zu gründlich entfernt, kann die Haut im Gehörgang beim Baden aufweichen und wird so durchlässiger für Keime. Auch der Gebrauch von Wattestäbchen macht die Haut durch Mikroverletzungen angreifbarer. „Und genau hier beginnt in den meisten Fällen eine Badeotitis“, sagt Prof. Hornung. „Bakterien in ungechlortem Wasser, zum Beispiel aus Badeseen oder dem Meer, dringen ins Ohr ein und lösen eine schmerzhafte Entzündung aus. Etwa zehn Prozent aller Deutschen erleben das mindestens einmal.“

Abtrocknen und atmen lassen

Mit guter Pflege lässt sich aber vorbeugen: Ohrenschmalz nicht zu exzessiv entfernen und dafür nie Wattestäbchen benutzen. „Wer zu starker Schmalzbildung neigt, kann sich die Ohren auch fachmännisch von einem HNO-Arzt reinigen lassen“, rät Joachim Hornung. „Nach dem Schwimmen sollte man sich die Ohren mit einem Handtuch abtrocknen und dafür sorgen, dass innen kein Wasser zurückbleibt. Achten Sie deshalb gerade im Sommer darauf, ihre Gehörgänge nicht künstlich zu verschließen – zum Beispiel durch In-Ear-Kopfhörer oder Ohrstöpsel. Hörgeräteträger müssen diese Pflegehinweise besonders beachten.“ Und noch einen Tipp hat Prof. Hornung für Windsurfer, Wasserskifahrer und Co.: „Wer aktiven Wassersport betreibt, kann vorbeugend Ohrentropfen verwenden, die den natürlichen Schutzfilm der Haut wieder aufbauen und sie vor dem Austrocknen schützen.“

Unbedingt behandeln lassen

Ist das Kind buchstäblich schon ins Wasser gefallen, sollten Betroffene sich nicht selbst behandeln. „Typische Symptome einer Badeotitis sind Jucken, Rötungen, Schwellungen und ein teils sehr starker Schmerz beim Ziehen am Ohrläppchen oder beim Drücken auf den äußeren Knorpel“, beschreibt Prof. Hornung das Leiden. „Bitte suchen Sie einen HNO-Arzt auf – er wird die Entzündung fachgerecht behandeln.“ Eine behandelte Badeotitis heilt meist schon nach wenigen Tagen aus. Wird die Therapie aber zu spät oder gar nicht erst begonnen, kann sich die Entzündung auf das Trommelfell und das Mittelohr ausweiten. „Das ist noch schmerzhafter und möglichst zu vermeiden“, betont der leitende Oberarzt.