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Infusionsnebenwirkungen mit Ocrelizumab bei der Behandlung von Multipler Sklerose – Erfahrungen aus drei großen Studien

Original Titel:
Ocrelizumab infusion experience in patients with relapsing and primary progressive multiple sclerosis: Results from the phase 3 randomized OPERA I, OPERA II, and ORATORIO studies.

Kurz & fundiert

  • Thema infusionsbedingte Reaktionen mit Ocrelizumab: was erwartet Patienten?
  • Analyse dreier klinischer Studien mit insgesamt 1651 (RRMS) und 725 (PPMS) Patienten mit Multipler Sklerose
  • Über 90 % der unerwünschten Infusionsreaktionen, typischerweise in der ersten Infusion, waren mild bis moderat
  • Vorbehandlung mit Antihistaminen senkte die Häufigkeit, symptomatische Behandlung linderte die Beschwerden effektiv

DGP – Aus der Analyse dreier großer klinischer Studien zur Behandlung der Multiplen Sklerose (RRMS und PPMS) zeigte sich, dass infusionsbedingte Reaktionen mit Ocrelizumab typischerweise mild oder moderat ausfielen und seltener nach der ersten Infusion auftraten. Die Häufigkeit solcher Reaktionen kann demnach mit Vorbehandlungen, z. B. mit Antihistaminen, gesenkt werden. Anpassungen der Infusionsgeschwindigkeit und symptomatische Behandlung konnten Beschwerden zudem effektiv lindern.


Ocrelizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der gezielt gegen den Oberflächen Marker CD20 der B-Zellen (sogenannte CD20+-B-Zellen) agiert. Der Wirkstoff wird in einer Infusion verabreicht. Die Erfahrungen mit dieser Behandlung der Multiplen Sklerose aus drei klinischen Studien der Phase 3 wurde nun mit Fokus auf infusionsbedingte Nebenwirkungen zusammengefasst. Das Mittel wird vor allem für die in Schüben auftretende RRMS-Form der Multiplen Sklerose eingesetzt, bei der sich die Schäden der Multiplen Sklerose wieder weitgehend in den Remissionsphasen zurückbilden. Zudem gilt es aber auch als wichtiges Medikament für die aggressivere PPMS-Form, die von Beginn der Erkrankung an fortschreitend das Nervensystem schädigt.

Die Studien waren im Doppelblindverfahren mit Kontrollsubstanzen (entweder aktive Wirkstoffkontrolle oder Placebo) durchgeführt worden. Die Patienten und ihre behandelnden Ärzte wussten also jeweils nicht, ob Ocrelizumab oder die Kontrollsubstanz gegeben wurden. Zwei der Studien verglichen den Antikörper (Infusion plus Injektion mit Placebo) mit einer Interferon-Behandlung (Placebo-Infusion plus Injektion von IFN β-1a). Die dritte Studie verglich Ocrelizumab-Infusionen mit Placebo-Infusionen.

Zusammenfassung von drei Phase-3-Studien zur Behandlung von Multipler Sklerose der RRMS- und PPMS-Form

Vor jeder Infusion erhielten die Patienten intravenös Methylprednisolon. Weitere vorbeugende Behandlungen mit beispielsweise Schmerzmitteln standen optional zur Verfügung. Als Infusions-abhängige Reaktionen wurden die auftretenden unerwünschten Effekte definiert, die innerhalb von 24 Stunden seit der Infusion von Ocrelizumab oder dem Placebo auftraten.

In den Analysen der unerwünschten Effekte der Behandlung konnten Berichte von 1651 RRMS-Patienten erfasst werden, von denen 825 Ocrelizumab erhielten, 826 erhielten dagegen IFN β-1a. Außerdem konnten 725 Patienten mit PPMS untersucht werden (486 mit Ocrelizumab, 239 mit Placebo). Über die Studien hinweg betrachtet, traten bei 34,3 % der RRMS-Patienten mit Ocrelizumab, aber nur bei 9,7 % der Patienten mit IFN β-1a unerwünschte Effekte der Infusion auf. Bei den PPMS-Patienten traten bei 39,9 % mit Ocrelizumab solche Effekte auf, aber nur bei 25,5 % mit dem Placebo. In sämtlichen Studien war die Mehrzahl der Effekte (über 90 % mit Wirkstoffen oder Placebo) mild bis moderat. Am häufigsten traten die Nebenwirkungen bei der ersten Infusion auf.

Über 90 % der unerwünschten Infusionsreaktionen, typischerweise in der ersten Infusion, waren mild bis moderat

Ernste Infusionsreaktionen wurden bei 2,4 % der RRMS-Patienten mit Ocrelizumab im Vergleich zu 0,1 % mit IFN β-1a berichtet. Bei den PPMS-Patienten lag die Quote dieser Reaktionen dagegen niedriger mit Ocrelizumab (1,2 %) als mit dem Placebo (1,7 %). Schwere Infusionsreaktionen traten bei zwei Patienten mit RRMS auf – beide Male mit der ersten Infusion. Der erste Betroffene litt nach Placebo-Infusion unter anderem unter einer schweren Störung des Gleichgewichts und Schwindel. Der zweite Betroffene litt unter bedrohlichen Atemproblemen kurz nach Beginn der Ocrelizumab-Infusion. Häufiger berichtete Effekte der Infusionen waren Juckreiz, Hautrötungen, Halsbeschwerden oder Hitzewallungen. Wurden die Patienten vorbehandelt, besonders mit Antihistaminen, traten solche Effekte seltener auf.

Juckreiz, Hautrötungen und ähnliches traten seltener mit Antihistamin-Vorbehandlung auf

Damit zeigen die drei Phase-3-Studien, dass typischerweise infusionsbedingte Reaktionen mit Ocrelizumab mild oder moderat ausfallen. Die Häufigkeit solcher Reaktionen kann mit Vorbehandlungen, z. B. mit Antihistaminen, gesenkt werden. Sie traten auch seltener nach der ersten Infusion auf. Anpassungen der Infusionsgeschwindigkeit und symptomatische Behandlung konnten Beschwerden effektiv lindern.

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