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Wenn das T-Shirt dem Darm zuhört

Dr. med. (Univ. Pécs) Sarah Fischer für Entwicklung des „GastroDigitalShirt“ mit dem DGVS Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“ ausgezeichnet

28.10.2019 Ein Lauschangriff durch das eigene T-Shirt? Dieser Gedanke liegt bei der Betrachtung des außergewöhnlichen Kleidungsstücks nahe, in das acht Mikrofone eingenäht wurden. Doch bei der Entwicklung von Dr. med. (Univ. Pécs) Sarah Fischer, Assistenzärztin in der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen, handelt es sich nicht um eine polizeiliche, sondern um eine medizinische Überwachungsmethode. Denn das „GastroDigitalShirt“ zeichnet mehrere Tage oder Wochen lang die Darmgeräusche der Trägerin bzw. des Trägers auf und liefert so wertvolle Daten für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Diese können so z. B. Behandlungsmethoden bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder beim Reizdarmsyndrom bewerten. Für ihre Entwicklung wurde Dr. med. (Univ. Pécs) Fischer nun von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS) mit dem DGVS Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“ ausgezeichnet, der in diesem Jahr erstmals verliehen wurde.

Das GastroDigitalShirt entstand in enger Kooperation mit dem Lehrstuhl für Digital Health (Inhaber: Prof. Dr. Oliver Amft) der FAU Erlangen-Nürnberg. Die Langzeitaufzeichnung akustischer abdomineller Signale soll zukünftig Einblicke in die Zustände und Prozesse des Magen-Darm-Trakts gesunder Probandinnen und Probanden und vor allem von Menschen mit chronischen Erkrankungen mit abdomineller Manifestation (z. B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom) gewähren und die nicht-invasive Diagnostik gastrointestinaler Erkrankungen erweitern. Über die Erfassung des Krankheitszustands hinaus könnte das GastroDigitalShirt in der regulären Krankenversorgung eingesetzt werden, um bekannte und neue Behandlungsmethoden für die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten im Krankheitsverlauf zu bewerten. „Mit unserem Projekt haben wir außerdem die Grundlage geschaffen, um individuelles Alltagsverhalten hinsichtlich des Einflusses auf die Krankheitsentwicklung zu bewerten“, erläutert Dr. med. (Univ. Pécs) Fischer. „So ist es uns möglich, gemeinsam mit der oder dem Betroffenen Strategien für das persönliche Risikomanagement zu entwickeln.“

DGVS Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“

Um die Entwicklung digitaler Innovationen in der Gastroenterologie zu fördern, vergab die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten im Jahr 2019 erstmals den mit 3.000 Euro dotierten DGVS Innovationspreis „Digitale Gastroenterologie“. Mit der Auszeichnung soll jeweils ein digitales Projekt gewürdigt werden, das gastroenterologisches Wissen vermittelt, den klinischen Alltag in der Gastroenterologie unterstützt, das Management gastroenterologischer Krankheiten vereinfacht oder gastroenterologischen Patienten den Umgang mit ihrer Erkrankung erleichtert. Bewerben können sich Ärztinnen, Ärzte und Studierende der Humanmedizin, indem sie beispielsweise Apps, Websites, Virtual-/Augmented-Reality-Tools, Videos, E-Learning-Angebote oder andere digitale Formate einreichen.