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Finnische Studie: Insgesamt kein Unterschied im Krebsrisiko zwischen Menschen mit und ohne MS

Original Titel:
Risk of cancer among Finnish multiple sclerosis patients

DGP – Wie sich die Behandlung Multipler Sklerose (MS) auf Risiken für weitere Erkrankungen wie etwa Krebs auswirkt, wird immer wieder genau untersucht. Frühere Studien gaben hierzu schon Entwarnung. Wie sieht die aktuelle Situation von Patienten mit den neueren, krankheitsmodifizierenden Medikamenten aus? Das Krebsrisiko bei MS-Therapie ermittelten Forscher nun in Finnland im Vergleich von MS-Patienten und Kontrollpersonen ohne MS.


In vielen früheren Studien, die untersucht haben, wie sich das Risiko für Krebserkrankungen bei einer Multiplen Sklerose verhält, zeigte sich insgesamt ein niedrigeres Krebsrisiko und kein Einfluss der langfristigen Behandlung mit immunomodulierenden Medikamenten, den sogenannten krankheitsmodifizierenden Behandlungen. In manchen Studien deutete sich dagegen ein erhöhtes Krebsrisiko von MS-Patienten unter immunosuppressiver Therapie an. In Finnland war eine solche Risikoabschätzung bereits für die Jahre 1964 bis 1993 bzw. bis 1999 untersucht worden. Ziel einer aktuellen Fall-Kontroll-Studie war es nun, das Krebsrisiko finnischer MS-Patienten in der Ära moderner krankheitsmodifizierender Therapien zu ermitteln.

Beeinflusst die Behandlung der Multiplen Sklerose das Krebsrisiko?

Dazu wurden Patienten mit MS, mit und ohne zusätzlicher Krebserkrankung, aus Krankenhaus-Verwaltungsdaten zwischen Anfang 2004 und Ende 2012 identifiziert. Die MS-Diagnose wurde anhand der medizinischen Unterlagen noch einmal verifiziert. Daraus konnten 1074 bestätigte Fälle ermittelt werden. Um die Häufigkeit der Krebserkrankungen mit den Erwartungen in einer Kontrollgruppe ohne MS zu vergleichen, analysierten die Forscher die zehnfache Anzahl an Menschen mit jeweils mit den MS-Patienten übereinstimmendem Geburtsjahr und Geschlecht. Die Wahrscheinlichkeit (Odds ratio) für jede Krebsdiagnose wurde dann mit dem Auftreten bei den MS-Patienten verglichen. Die Ergebnisse wurden schließlich zur Absicherung mit einer weiteren Kontrollgruppe verglichen.

Krebsrisiko bei MS-Therapie und bei Kontrollpersonen ohne MS

Insgesamt 61 (5,7 %) der MS-Patienten und 757 (7,0 %) der Kontrollen erhielten im Studienzeitraum eine Krebsdiagnose. Damit überstieg das Gesamtrisiko für Krebserkrankungen bei MS-Patienten nicht das der Kontrollgruppe. Mit Blick auf einzelne Krebsdiagnosen wurde Brustkrebs gezielt betrachtet. Das Alter der MS-Patienten war zum Zeitpunkt der Brustkrebsdiagnose statistisch signifikant höher als in der Kontrollgruppe (61,7 versus 55,7 Jahre). Das Risiko, diese Erkrankung zu entwickeln, unterschied sich dagegen nicht zwischen MS-Patienten und Kontrollen. Die Zahl der verglichenen Patienten und Kontrollen war für weitere Krebsarten nur gering – entsprechend konnten die Forscher mit deutlich geringerer Verlässlichkeit sagen, dass Risiken für Krebserkrankungen im Mundraum, Darmkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs, Gehirntumore und Schilddrüsenkrebs höher als bei Kontrollen waren, das Risiko für Prostatakrebs war dagegen niedriger bei MS-Patienten.

Insgesamt kein Unterschied im Krebsrisiko zwischen Menschen mit und ohne MS

Allgemein unterschied sich demnach das Krebsrisiko bei MS-Therapie, als bei Menschen mit Multipler Sklerose, nicht von dem bei Kontrollpersonen. Allerdings waren MS-Patientent deutlich älter zum Zeitpunkt einer Brustkrebsdiagnose als Menschen ohne MS. Womit dies zusammenhängt, sollte weiter untersucht werden – generell konnten die Forscher somit aber zeigen, dass die neueren Therapien für MS nicht mit einem allgemein erhöhten Krebsrisiko einhergehen.

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