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HIV

Krebsbehandlungen bei HIV-Patienten

Original Titel:
Immune Status and Associated Mortality After Cancer Treatment Among Individuals With HIV in the Antiretroviral Therapy Era

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler analysierten 196 HIV-Patienten ihrer Klinik, die erstmals an Krebs erkrankten
  • Chemo- und Strahlentherapie minderten die Anzahl an Abwehrzellen (CD4-Zellen) der Patienten; dies ging mit einem höheren Sterberisiko einher
  • Ärzte müssen sorgsam abwägen, welche Krebsbehandlungen sie einem HIV-Patienten zumuten können

 

DGP HIV steht für Menschliches Immunschwäche-Virus. In dem Namen versteckt sich das, was die Infektion mit dem Virus so gefährlich macht: die Immunschwäche. Erkrankt ein mit HIV infizierter Mensch an Krebs, stellt dies die Behandlung vor besondere Herausforderungen. Denn manche Krebsbehandlungen, besonders Chemo- und Strahlentherapie, sind bekannt dafür, dass sie das Immunsystem schwächen. Wie entwickeln sich die Anzahl an Abwehrzellen und die Viruslast, wenn Krebs- und HIV-Behandlungen zusammenkommen? Dies analysierten US-amerikanische Wissenschaftler in der im Folgenden beschriebenen Studie.


Krebsbehandlungen können das Immunsystem schwächen. Dies ist bei Personen, die an HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) erkrankt sind, besonders problematisch. Wissenschaftler machten es sich zur Aufgabe, genauer herauszufinden, welchen Einfluss Krebsbehandlungen bei HIV-Patienten haben. Dazu ermittelten sie, wie sich die Anzahl der Abwehrzellen (hier speziell: CD4-Zellen) und die Viruslast im Laufe der Krebsbehandlungen entwickelten.

Wichtige Laborwerte bei HIV-Patienten

Die CD4-Zellen sind Zellen des Immunsystems. Das HI-Virus benötigt die CD4-Zellen für seine Vermehrung. Dies führt dazu, dass die Anzahl der CD4-Zellen im Laufe einer HIV-Infektion abnimmt. Mit abnehmender Anzahl an CD4-Zellen steigt die Infektanfälligkeit.

Mit der Viruslast wird der Erfolg der HIV-Therapie bestimmt. Die Viruslast sagt aus, wie viele Kopien der Erbsubstanz (HIV-RNA) sich in einem Milliliter Blut befinden. Ziel der Therapie ist es, die Viruslast auf unter 20 bis 40 Viruskopien pro Milliliter Blut zu senken.

Wie wirken sich Krebsbehandlungen auf die Laborwerte von HIV-Patienten aus?

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler 196 an Krebs erkrankte HIV-Patienten, die im Zeitraum von Januar 1997 bis März 2016 an der John Hopkins HIV-Klinik in Maryland (USA) behandelt wurden. Sie verglichen, wie sich eine Behandlung mit Chemo- oder Strahlentherapie im Vergleich zu einer Operation oder einer anderen Form von Krebsbehandlung auf die HIV-Patienten auswirkte.

69 % der untersuchten Personen waren Männer. Die meisten Patienten waren zwischen 43 und 55 Jahre alt.

Deutliche Abnahme der CD4-Zellzahl nach Chemo- und/oder Strahlentherapie

Bei Personen mit mehr als 500 CD4-Zellen/μl bei Behandlungsbeginn reduzierte sich die Zellzahl aufgrund einer Chemo- und/oder Strahlentherapie um 203 Zellen/μl. Bei Personen, die anfänglich weniger als 350 CD4-Zellen/μl aufwiesen, reduzierte sich die Zellzahl um 45 Zellen/μl. Die Chemo- und/oder Strahlentherapie wirkte sich hingegen nicht auf die Viruslast aus.

Die Wissenschaftler sahen weiterhin, dass sich das Überleben der Patienten verschlechterte, wenn ihre CD4-Zellzahl abnahm. Pro Abnahme der Zellzahl um 100 Zellen/μl stieg das Risiko, zu versterben, um 27 % an.

Die Wissenschaftler zeigten mit ihrer Studie, dass Chemo- und Strahlentherapie im Vergleich zu anderen Krebsbehandlungen eine Abnahme der CD4-Zellzahl bei HIV-Patienten bedingten. Dies wiederum stand mit einer erhöhten Sterblichkeit der Patienten im Zusammenhang. Die Wissenschaftler fordern weitere Forschung, um besser einschätzen zu können, welchen Einfluss Krebsbehandlungen auf das Immunsystem von HIV-Patienten haben. Ärzte müssen bei der Wahl einer Krebsbehandlung berücksichtigen und abwägen, welchen Einfluss diese auf das Immunsystem des Patienten hat. Während der Krebsbehandlung sollte regelmäßig die CD4-Zellzahl bestimmt werden, um den Immunstatus der HIV-Patienten im Blick zu haben.

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