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Medikamentenübergebrauchskopfschmerz MÜK im Wandel der Zeit

Original Titel:
Medication overuse headache in 787 patients admitted for inpatient treatment over a period of 32 years

Kurz & fundiert

  • Medikamentenübergebrauchskopfschmerz MÜK früher und heute ein Thema
  • Analyse von medizinischen Berichten von fast 800 Patienten zwischen 1984 und 2015
  • MÜK inzwischen eventuell früher diagnostiziert und behandelt

 

DGP – Kopfschmerz und Schmerzmittel sind ein notwendiges, aber zu häufig auch ein problematisches Team. Medikamentenübergebrauch führt selbst zu Kopfschmerz. Wie unterscheidet sich der Medikamentenübergebrauchskopfschmerz MÜK früher und heute? Eine Analyse von medizinischen Berichten von fast 800 Patienten zwischen 1984 und 2015 zeigte nun die Diagnose MÜK im Wandel der Zeit auf. Demnach wird MÜK inzwischen vermutlich rascher diagnostiziert. Auch die vorhergehende Kopfschmerzdiagnose hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.


Die Definition des Medikationsübergebrauchskopfschmerz (MÜK) hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Anhand welcher klinischer Charakteristika ein solcher Kopfschmerz, der durch zu häufiges Verwenden von Kopfschmerzmitteln ausgelöst wurde, erkannt und zu einer Entzugstherapie im Laufe der vergangenen 32 Jahre führte, untersuchten Wissenschaftler nun anhand der klinischen Daten aus neurologischen Kliniken in Wien.

Medikamentenübergebrauchskopfschmerz MÜK früher und heute ein Thema

Medizinische Berichte aller Patienten mit MÜK in Behandlung zwischen Januar 1984 und Dezember 2015 wurden analysiert. Die Forscher definierten zur Analyse drei Phasen: P1 (1984–1993), P2 (1994–2003) und P3 (2004–2015).

Analyse von medizinischen Berichten von fast 800 Patienten zwischen 1984 und 2015

In den 32 betrachteten Jahren wurden 787 Patienten insgesamt 904 mal wegen eines MÜK behandelt. In den Zeitabschnitten P1 bis P3 nahm der Anteil an Patienten mit vorheriger Migräne von 44,3 % auf 53,3 % zu (chi2 = 9,0, p = 0,01). Der Anteil der Patienten mit vorheriger Diagnose Spannungskopfschmerz nahm stattdessen von 47,9 % auf 34,6 % ab (chi2 = 9,3, p < 0,01). Die mediane Zeit seit Beginn der Kopfschmerzerkrankung nahm von 20 Jahren auf 15 Jahre ab (p < 0,001), seit Beginn des MÜK von 3 auf 2 Jahre (p < 0,001). Die mediane aufsummierte Zahl von einzelnen Dosen nahm im Lauf der Zeit von 120 auf 90 pro Monat (p = 0,002). Der Übergebrauch von Triptanen, nicht-opioiden Schmerzmitteln und Opioiden erhöhte sich mit der Zeit, während der Übergebrauch von Ergotaminen mit der Zeit abnahm (sämtliche Tests p < 0,001). Der Gebrauch prophylaktischer Medizin vor Aufnahme wegen MÜK nahm im Verlauf der 32 Jahren von 8,3 % auf 29,9 % zu (chi2 = 89,5, p < 0,001).

MÜK inzwischen eventuell früher diagnostiziert und behandelt

In dieser retrospektiven Studie über eine große Zahl von Patienten mit Medikamentenübergebrauchskopfschmerz, die zur Entzugstherapie in Behandlung kamen, zeigte sich über den Zeitraum von 32 Jahren ein Trend dazu, dass häufiger Migräne und seltener Spannungskopfschmerz dem Medikamentenübergebrauch vorausgingen. Außerdem nahm über die Jahre die Zeit von Kopfschmerzbeginn zu MÜK ab – Patienten erreichen also inzwischen früher das Stadium des Übergebrauchs als noch vor Jahren, oder werden früher mit MÜK diagnostiziert. Für Letzteres spricht, dass die Zahl der monatlich eingenommenen Medikamente ebenfalls über die Jahre abgenommen hat. Gewandelt hat sich auch der Einsatz von Prophylaxen und manche Klassen von Medikamenten.

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