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Corona

Kortikosteroide für COVID-19-Patienten? Kommt auf den Sauerstoffbedarf an

Original Titel:
Corticosteroids for COVID‐19 patients requiring oxygen support? Yes, but not for everyone: Effect of corticosteroids on mortality and Intensive Care Unit admission in patients with COVID‐19 according to patients’ oxygen requirements

 
Kurz & fundiert
  • Welchen COVID-19-Patienten helfen Kortikosteroide?
  • Analyse von Sauerstoffbedarf und Behandlung: Wer muss auf die Intensivstation?
  • Kortikosteroide sind besonders bei hohem Sauerstoffbedarf kritisch
DGP – Inzwischen gilt als etabliert, dass Kortikosteroide bei der Behandlung von schweren COVID-19-Erkrankungen einen wichtigen Unterschied machen können. Für welche Patienten aber diese Behandlung besonders relevant ist, ist noch nicht vollständig klar. Eine aktuelle Analyse verglich nun den Effekt der Medikamente je nach Sauerstoffbedarf der Patienten. Bei hohem Sauerstoffbedarf halfen demnach Kortikosteroide, bei Erkrankten mit geringem Bedarf machten sie dagegen keinen Unterschied.
Kortikosteroide reduzieren die Sterblichkeit von Patienten mit COVID-19, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dieser Effekt scheint allerdings abhängig davon zu sein, wie viel respiratorische Unterstützung die Patienten benötigen.

Welchen COVID-19-Patienten helfen Kortikosteroide?

In einer retrospektiven Kohortenstudie mit COVID‐19-Patienten ermittelten Forscher nun diesen Zusammenhang genauer. Patienten mit Sauerstoffsättigung (SatO2) in Raumluft von unter 92 %, die zwischen 3. März und 30. April 2020 in eine Klinik aufgenommen wurden, wurden betrachtet. Gemäß dem Behandlungsprotokoll in diesem Zeitraum konnten die Patienten Dexamethason oder Methylprednisolon erhalten und wurden nach ihrem individuellen Sauerstoffbedarf eingruppiert. Primär wurde analyisert, welche Patienten intensivpflichtig wurden.

Analyse von Sauerstoffbedarf und Behandlung: Wer muss auf die Intensivstation?

Von den 115 Patienten erhielten 38 Kortikosteroide. Unter den Patienten mit hohem Sauerstoffbedarf (high‐flow, nichtinvasive Beatmung oder FiO2 > 0,40) zeigte sich ein deutlicher Unterschied im Verlauf zwischen Patienten, die Kortikosteroide erhielten, und solchen, die ohne Kortikosteroide behandelt wurden: Die Hazard Ratio (HR) für Versterben oder Intensivpflicht betrug 0,07 (95 % Konfidenzintervall 0,01–0,4; p = 0,002). Bei Patienten mit geringerem Sauerstoffbedarf (low‐flow) war der Unterschied zwischen Behandlung mit und ohne Kortikosteroiden dagegen nicht signifikant (HR 0,70; 95 % Konfidenzintervall 0,13–3,8; p = 0,68). Signifikante Unterschiede zwischen den Behandlungsweisen zeigten sich ebenfalls, wenn alle Patienten gemeinsam betrachtet wurden.

Kortikosteroide sind besonders bei hohem Sauerstoffbedarf kritisch

Eine signifikante Reduktion der Sterblichkeit und der Häufigkeit von Einweisung in die Intensivstation zeigte sich somit vor allem bei den Patienten mit COVID-19, die einen hohen Sauerstoffbedarf aufwiesen. Entsprechend können COVID‐19-Patienten womöglich gezielter für eine notwendige Behandlung mit Kortikosteroiden ermittelt werden. [DOI: 10.1002/jmv.26635]

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