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COVID-19-Impfung: während Schwangerschaft und Stillzeit möglich

Medizinische Fachgesellschaften bewerten den Schutz einer Impfung höher als theoretische Sicherheitsbedenken

Inzwischen haben mehrere Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 die Zulassung der Europäischen Union erhalten und die ersten Menschen wurden geimpft. Ob eine Impfung auch für Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende empfehlenswert ist, das haben jetzt Experten verschiedener Fachgesellschaften, darunter Prof. Dr. Sven Kehl, Leiter der Geburtshilfe der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, gemeinsam erörtert. „Nach bisherigem Kenntnisstand besteht durch die Anwendung eines mRNA-Impfstoffs kein erhöhtes Risiko für die betreffenden Frauen und deren Säuglinge“, betont Prof. Kehl. „Jedoch stehen ausführliche Untersuchungen für eine umfassende Datengrundlage weiterhin aus.“

Die medizinischen Fachgesellschaften gehen davon aus, dass die Anwendung eines mRNA-Impfstoffs bei Frauen mit Kinderwunsch, bei Schwangeren und Stillenden die gleiche Schutzwirkung erzielt wie bei Frauen, auf die die genannten Kriterien nicht zutreffen. Der Vorteil einer Impfung ist auch für diejenigen, die aufgrund einer Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben, höher einzuschätzen als die theoretischen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Impfung.

Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass ein mRNA-Impfstoff die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigt. Erfolgt eine Impfung vor dem Eintreten einer Schwangerschaft, können dadurch die Infektionsgefahr und die Infektionsrisiken während einer Schwangerschaft minimiert werden. Die Entscheidung über eine Impfung bei Schwangeren sollte in enger Absprache mit einem Arzt nach Abwägung der individuellen Vorteile und Risiken getroffen werden. Die Fachgesellschaften sehen keine Notwendigkeit für eine generelle Impfung aller Schwangeren, diese sollen allerdings auch nicht grundsätzlich von Impfprogrammen ausgeschlossen werden.

Immunschutz für Säuglinge

Auch wenn COVID-19 bei Säuglingen häufig asymptomatisch oder mild verläuft, gibt es doch einzelne Berichte von schweren und kritischen Fällen. Ein bestehender Immunschutz der Mutter – entweder durch eine überstandene Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft oder durch eine Impfung – kann auch das Infektionsrisiko für das Kind verringern. So konnten Forscher Antigene in der Muttermilch nachweisen. Die durch die Muttermilch übertragene schützende Immunität kann als passive Präventionsstrategie zum Schutz des gestillten Kindes angesehen werden.

Zu bedenken sei nach Angabe der medizinischen Fachgesellschaften grundsätzlich allerdings, dass etwa über den Einfluss auf den gestillten Säugling oder den Übertritt von Bestandteilen des Impfstoffs beziehungsweise von Antikörpern gegen das Virus in die Muttermilch keine Daten vorliegen. Eine Routineimpfung aller Stillenden wird aktuell auch mit Blick auf die knappen Impfstoffressourcen mehrheitlich nicht empfohlen.

Fachgesellschaften

Folgende wissenschaftliche Fachgesellschaften haben die Empfehlungen gemeinsam erarbeitet: Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG) in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG), Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Ärztinnen und Ärzte in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe e. V. (BLFG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin e. V. (DGGEF), Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM), Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin e. V. (DGPM), Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin e. V. (DGRM), Arbeitsgemeinschaft Universitärer Reproduktionsmedizinischer Zentren (URZ) in der DGGG, Dachverband Reproduktionsbiologie und –medizin e. V. (DVR).

Eine ausführliche Stellungnahme der medizinischen Fachgesellschaften ist über folgenden Link zu finden: https://www.dggg.de/presse-news/pressemitteilungen/mitteilung/covid-19-impfung-von-schwangeren-und-frauen-mit-kinderwunsch-1285/.