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Prostatakrebs

Was verschweigen Patienten ihrem Arzt?

Original Titel:
Prevalence of and Factors Associated With Patient Nondisclosure of Medically Relevant Information to Clinicians

DGP – Amerikanische Wissenschaftler analysierten in zwei USA-weiten Online-Umfragen, wie viele Befragte dem Arzt etwas medizinisch Relevantes verheimlichten. Thema war meistens die eigene Meinung zur ärztlichen Entscheidung oder Verständnisfragen. Typischerweise wurde dies verheimlicht, um Belehrungen und Vorhaltungen zu vermeiden. Offenbar besteht also Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation zwischen Arzt und Patienten, die schließlich als ‚Team Gesundheit‘ für beste Behandlungsergebnisse eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten sollten.


Mal ganz ehrlich – wie ehrlich sind Sie zu Ihrem Arzt? Patienten erzählen ihrem Arzt nicht immer alles – selbst wenn ihnen klar ist, dass diese Information medizinisch bedeutsam sein könnte. Aber wie häufig ist dieses Problem und warum genau verschweigen Patienten etwas? Dies genauer zu verstehen, wäre wichtig für eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten – und könnte verhindern, dass beispielsweise Dinge untersucht werden, die gar nicht relevant sind, oder Behandlungen begonnen werden, die eigentlich für den Heilungsprozess nicht nötig und daher eventuell sogar eher schädlich sind. Um die verschwiegenen Themen und die Häufigkeit solcher Verheimlichungen zu ermitteln, analysierten amerikanische Wissenschaftler zwei nationale (USA-weite) online durchgeführte Umfragen. Eine wurde mit dem Service MTurk (Amazon’s Mechanical Turk) im März 2015 über zwei Wochen durchgeführt (2096 Teilnehmer), die zweite Umfrage fand im November 2015 mithilfe einer auf Umfragen spezialisierten Firma (Survey Sampling International) statt (3011 Teilnehmer). Die anschließende Analyse der Daten erfolgte mit einem Teil der Teilnehmerinformationen nach vorher definierten Ausschlusskriterien.

Große Umfrage in den USA: wie häufig und was verschweigen Menschen ihrem Arzt?

Die Umfrage bestand aus sieben Fragen zu möglichen Themen, die ein Patient verschweigen könnte. Dazu gehörte, dass die Instruktionen des Arztes (oder Arzthelfer) nicht verstanden wurden oder der Patient nicht mit den Empfehlungen des Arztes einverstanden war. Auch Lebensstilthemen (kein regelmäßiger Sport, ungesunde Ernährung) oder gezieltes Verschweigen eines eingenommenen Mittels konnten genannt werden. Schließlich stand auch die Nichtbefolgung der Anweisungen oder sogar die Einnahme von Medikamenten anderer Patienten zur Auswahl. Wurde eine Frage bejaht, wurde der Teilnehmer anschließend dazu befragt, welche möglichen Gründe es für das Verschweigen gab. Bei Themen wie ungesundem Lebensstil beispielsweise stand unter anderem zur Auswahl, dass man keine belehrenden Vorträge hören wollte. Andere mögliche Gründe waren, dass man nicht wusste, dass das verschwiegene Thema wichtig war, dass man keinen schlechten Eindruck hinterlassen wollte, dachte, dass der Arzt dabei sowieso nicht helfen könne, oder dass man kein ‚schwieriger‘ Patient sein wollte. Ebenso standen Argumente wie Datenschutz (niemand aus der Familie sollte es erfahren) und Scham (es war peinlich) zur Auswahl.

Die meisten Befragten hatten dem Arzt bereits etwas verschwiegen

Insgesamt wurden die Daten von 4510 Teilnehmern aufgenommen. Von 2096 Teilnehmern der MTurk-Umfrage beantworteten 96 % alle Fragen und 2011 Datensätze konnten analysiert werden. Von 3011 Teilnehmern der SSI-Umfrage beantworteten 89,2 % alle Fragen, 2499 Datensätze konnten schließlich analysiert werden. Im Mittel waren die Teilnehmer der MTurk-Umfrage 36 Jahre alt, die der SSI-Umfrage waren durchschnittlich 61 Jahre alt. Ein großer Teil der Befragten gab an, schon einmal dem Arzt eine Information vorenthalten zu haben: 1630 der jüngeren MTurk-Teilnehmer (81,1 %) und 1535 der älteren SSI-Teilnehmer (61,4 %) gaben an, wenigstens einmal etwas verschwiegen zu haben.

Häufig verschwiegen Patienten, wenn sie Anweisungen nicht verstanden

Besonders verschwiegen die Teilnehmer ihrem Arzt, wenn sie anderer Meinung waren: 45,7 % der jüngeren Befragten (MTurk-Umfrage, 918 von 2010 Teilnehmern) und 31,4 % der älteren Befragten (SSI-Umfrage, 785 von 2497 Teilnehmern) gaben dies zu. Ebenfalls häufig verschwiegen die Befragten, wenn sie die Anweisungen des Arztes nicht verstanden hatten: etwa jeder dritte jüngere Teilnehmer (MTurk-Umfrage, 638 von 2009 Menschen) und jeder vierte ältere Teilnehmer (SSI-Umfrage, 607 von 2497 Menschen) gaben an, dass sie schon einmal dem Arzt nicht mitgeteilt hatten, dass sie dessen Instruktionen nicht verstanden hatten. Ein beachtlicher Teil der Patienten könnte also aus der Praxis gehen, ohne zu wissen, was sie genau tun sollen.

Furcht vor Belehrung und peinlichen Situationen

Aber weshalb wollten die Patienten Verständnislücken oder ihre abweichende Meinung nicht mitteilen? Die häufigsten Gründe waren eher schulmeisterlicher Art: die Teilnehmer wollten häufig nicht geringgeschätzt oder belehrt werden (64,1 %81,8 %). Auch wollten die Befragten keine Vorträge über ungesundes Verhalten hören (61,1 % 75,7 %). Manche der verschwiegenen Themen waren den Befragten auch schlicht peinlich oder unangenehm (49,9 %60,9 %). In beiden Umfragen verheimlichten besonders Frauen, jüngere Menschen und solche Befragten, die ihre Gesundheit im Gesamtvergleich als eher schlechter einschätzten, ihrem Arzt etwas.

Zusammengefasst hatten also sehr viele Befragte ihrem Arzt schon einmal etwas verheimlicht. Meistens ging es dabei um ihre Meinung zu einer ärztlichen Entscheidung oder um nichtverstandene Instruktionen. Typischerweise ging es den Menschen dabei vor allem um das Gefühl, geringgeschätzt zu werden – eine schulmeisterliche Reaktion des Arztes, Belehrungen und Vorhaltungen sollten also vermieden werden. Mögliche Konsequenzen solcher Verheimlichungen sind Fehlbehandlungen (weil dem Arzt wichtige Informationen fehlen) und schlechte Therapietreue, also beispielsweise, dass Medikamente nicht wie angewiesen eingenommen werden. Dies kann z. B. die Wirksamkeit der Mittel stark reduzieren (seltenere Einnahme), zu stärkeren Nebenwirkungen führen (zu häufige Einnahme) und so den Heilungsprozess deutlich erschweren. Schwerwiegend: das Problem betraf in den Umfragen besonders kränkere Patienten. Offenbar besteht also Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation zwischen Arzt und Patienten, die schließlich als ‚Team Gesundheit‘ für beste Behandlungsergebnisse eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten sollten.

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