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COVID-19: Ist Testosteronmangel das Männerproblem?

Original Titel:
Association of Male Hypogonadism With Risk of Hospitalization for COVID-19

Kurz & fundiert

  • Stellt Hypogonadismus einen Risikofaktor bei COVID-19 dar?
  • Kohortenstudie mit 723 Männern
  • Männer mit Testosteronmangel höheres Risiko für Hospitalisierung
  • Hormonbehandelte Männer (Mangel-Ausgleich) vergleichbares Risiko zu Männern ohne Mangel

 

DGP – Lange wurde vermutet, dass Testosteron einen COVID-19-Risikofaktor darstellt und die höheren Sterberaten von Männern erklärt. Jedoch könnte stattdessen auch Testosteronmangel wesentlich sein, vermuteten nun Wissenschaftler. Daher verglichen sie in einer Kohortenstudie Männer mit COVID-19 und analysierten ihren Hormonstatus. Männer mit Testosteronmangel hatten demnach ein deutlich erhöhtes Risiko für Hospitalisierung bei COVID-19.


Das männliche Geschlecht stellte bereits früh in der Pandemie einen wichtigen Risikofaktor bei Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 und der Erkrankung COVID-19 dar. Schwere Verläufe von COVID-19 betreffen überproportional häufig Männer. Daher wurde vermutet, dass Testosteron einen Risikofaktor darstellt. Jedoch könnte auch Testosteronmangel wesentlich für das erhöhte Risiko von Männern sein, vermuteten nun Wissenschaftler. Daher verglichen sie in einer Kohortenstudie Männer mit COVID-19 und analysierten ihren Hormonstatus.

COVID-19-Risiko bei Männern – Testosteron oder Testosteronmangel?

Die Autoren verglichen die Hospitalisierungsrate bei COVID-19. In der Kohortenstudie in den USA wurden Männer mit unbehandelte Hypogonadismus untersucht, Männer, deren Testosteronmangel hormonell ausgeglichen wurde, sowie Männer, die über einen normalen Testosteronspiegel verfügten (Eugonadismus). Bei sämtlichen Männern war zwischen Januar 2017 und 2021 der Testosteronspiegel untersucht worden. Hypogonadismus wurde definiert als Gesamtkonzentration von Testosteron unter dem Normalwert (je nach Labor: 175 bis 300 ng/dl). Alle Teilnehmer waren von einer COVID-19-Erkrankung genesen. Vorrangig wurde analysiert, ob die Männer aufgrund von COVID-19 in der Klinik behandelt werden mussten.

Kohortenstudie in den USA: 723 Männer mit COVID-19

Von 723 Studienteilnehmern im durchschnittlichen Alter von 55 Jahren (mittlerer Body mass index, BMI: 33,5) waren 116 Männer mit Hypogonadismus (unbehandelt) diagnostiziert, 427 Männer hatten einen normalen Testosteronspiegel und 180 Männer erhielten eine Hormonersatzbehandlung. Männer mit Hypogonadismus wurden häufiger wegen COVID-19 in die Klinik aufgenommen als Männer mit Eugonadismus (52/116, 45 % vs. 53/427, 12 %; p < 0,001). Nach Adjustierung verschiedener Faktoren hatten Männer mit unbehandeltem Testosteronmangel ein höheres Risiko für einen COVID-19-Klinikaufenthalt als Männer mit normalem Testosteronspiegel (Odds Ratio, OR: 2,4; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,4 – 4,4; p < 0,003). Für Männer, die eine Testosteron-Therapie erhielten, lag das Risiko jedoch gleichauf zu den eugonaden Männern (OR: 1,3; 95 % KI 0,7 – 2,3; p = 0,35). Männer, deren zusätzlicher Testosteronmenge unzureichend war (subnormaler Testosteronspiegel während der Therapie), hatten ein höheres Risiko für Hospitalisierung als Männer mit ausreichendem Hormonersatz (normale Testosteronkonzentration unter der Hormonbehandlung) (multivariable adjustierte OR: 3,5; 95 % KI: 1,5 – 8,6; p = 0,003).

Höheres Risiko für COVID-19 in der Klinik bei Testosteronmangel

Die Kohortenstudie legt nahe, dass der kritische Risikofaktor bei COVID-19 von Männern Testosteronmangel ist. Demnach ist das Hospitalisierungsrisiko für Männer mit Testosteronmangel signifikant höher als für andere Männer. Ein eventueller Testosteronmangel sollte demnach häufiger untersucht und ausgeglichen werden, um die Risiko bei COVID-19 zu reduzieren.

[DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.29747]

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