Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Sulfonylharnstoffe und Biguanide senken das Rheuma-Risiko bei Diabetes

Original Titel:
Sulfonylureas or biguanides is associated with a lower risk of rheumatoid arthritis in patients with diabetes: A nationwide cohort study

Kurz & fundiert

  • Kohortenstudie mit 94 141 Diabetes-Patienten
  • Auswirkung von Sulfonylharnstoffen und Biguaniden auf das Rheuma-Risiko
  • Signifikant geringeres Rheuma-Risiko

 

DGPIn einer landesweiten taiwanesischen Kohortenstudie wurden die Effekte von Sulfonylharnstoffen und Biguaniden auf das Rheuma-Risiko von Diabetes-Patienten untersucht.


Die Ähnlichkeiten zwischen Diabetes mellitus (DM) und der rheumatoiden Arthritis (RA) sind tiefgreifend: Sie weisen eine ähnliche Beteiligung verschiedener Immunmarker und eine ausgeprägte Komorbidität mit kardiovaskulären Erkrankungen auf. Die Behandlung von DM mit Sulfonylharnstoffen bzw. Biguaniden, die mit entzündungshemmenden Mechanismen in Verbindung gebracht werden, kann die Sterblichkeit bei Autoimmunerkrankungen verbessern.

Um festzustellen, ob Sulfonylharnstoffe bzw. Biguanide die Entwicklung von RA im speziellen verzögern können, haben Wissenschaftler aus Taiwan die Häufigkeit von RA bei DM-Patienten und die Häufigkeit der Erkrankung unter verschiedenen Behandlungen untersucht.

Kohortenstudie mit 94 141 Typ-2-Diabetikern

Bei dieser Studie handelt es sich um eine Kohortenstudie, bei der die National Health Insurance Research Database (NHIRD) verwendet wurde, in der fast 99 % der gesamten Leistungsempfänger in Taiwan erfasst sind. Die Datenbank enthält alle Daten zu Versicherungsansprüchen, einschließlich ambulanter Besuche, Notfallbesuche und Krankenhausaufenthalte. Aus der Gesamtheit der Leistungsempfänger wurden 94 141 Typ-2-Diabetiker ausgewählt, deren Daten von 1997 bis 2013 erhoben wurden. Patienten mit einer Vorgeschichte von Typ-1-DM oder RA wurden ausgeschlossen.

Das Risiko der Entwicklung einer RA bei Nicht-Sulfonylharnstoff-/Biguanid-Anwendern in der DM-Gruppe wurde in jeder Analyse als Referenzwert festgelegt, und die bereinigte Hazard Ratio der RA bei DM-Patienten, die Sulfonylharnstoffe oder Biguanide verwendeten, betrug 0,73 (95 % Konfidenzintervall 0,60 – 0,90). Innerhalb eines Jahres vor dem Indexdatum hatten Patienten, die mehr als 180 Tage lang Biguanide verschrieben bekamen, im Vergleich zu Patienten, die keine Biguanide einnahmen, ein deutlich geringeres RA-Risiko. Auch bei DM-Patienten, die innerhalb von 2 oder 3 Jahren vor dem Indexdatum des ersten RA-Besuchs mehr als 365 Tage lang Sulfonylharnstoffe verschrieben bekamen, war das RA-Risiko weiterhin signifikant niedriger (alle p < 0,05).

Signifikant geringeres Rheuma-Risiko

Die Daten deuten also darauf hin, dass die Einnahme von Sulfonylharnstoffen oder Biguaniden bei DM-Patienten mit einer geringeren Rate der Entwicklung von RA verbunden ist. Die Wirkung von Biguaniden scheint schneller einzusetzen als die von Sulfonylharnstoffen, wenn es um die Senkung der RA-Entwicklung geht. Auch die langfristige Einnahme von Sulfonylharnstoffen senkt das RA-Risiko, was darauf hindeutet, dass beide Wirkstoffgruppen die RA-Entwicklung insgesamt verringern.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass dieser Befund in Zukunft noch weiter untersucht werden sollte, auch in Bevölkerungsgruppen mit einem anderen ethnischen Hintergrund.

[DOI: 10.3389/fmed.2022.934184]

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom