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Depression: Remissionsraten überschätzt

Original Titel:
What does "staying well" after depression mean? Chronic low grade symptomatology after treatment for depression is common

Kurz & fundiert

  • Remission bei Depression in klinischen Studien vernachlässigt oft milde Symptome
  • Milde Depression kann Lebensqualität deutlich belasten
  • Rückblickende Befragung von Patienten nach antidepressiver Therapie
  • Kognitive Verhaltenstherapie oder Antidepressivum (SSRI)
  • Mehrzahl der Patienten innerhalb eines Jahres mit milden depressiven Symptomen
  • Leichte depressive Symptome nach der Therapie häufiger als gedacht

 

DGP – Die vorliegende Studie untersuchte den Verlauf von Depressionen, unter Berücksichtigung niedrig-gradiger depressiver Symptome und der Lebensqualität, rückblickend über 9 – 14 Jahre. 37 Patienten, die entweder mit kognitiver Verhaltenstherapie oder einem Antidepressivum behandelt wurden, entwickelten demnach meist bereits im ersten Jahr nach der Therapie erneut depressive Symptome, die meist mild, aber belastend waren. Die Autoren betonen, dass klinische Studien milde Symptome bei Depression meist nicht berücksichtigen und Remissionsraten somit nicht der Realität entsprächen.


Persistente niedrig-gradige depressive Symptome sind bei Depression häufig und belastend, werden aber selten in der Nachbeobachtung im Rahmen klinischer Studien berichtet. In langfristigen Studien zu Depressionsbehandlungen wird zudem häufig nicht untersucht, wie sich die Lebensqualität der Teilnehmer in verschiedenen Lebens- und Funktionsbereichen entwickelt. Die tatsächliche Remissionsrate und langfristige Schwere der Depressionserkrankung sind demnach nicht vollständig geklärt. Die vorliegende Studie untersuchte den Verlauf von Depressionen, unter Berücksichtigung niedrig-gradiger depressiver Symptome und der Lebensqualität, über 9 – 14 Jahre.

Retrospektive Befragung von Patienten mit Depression

Die Patienten waren im Rahmen einer klinischen Studie mit einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einem Antidepressivum (SSRI, selective serotonin reuptake inhibitor) behandelt worden. Nachbeobachtungsdaten zu Patienten mit Depression wurden rückblickend in Befragungen über 9 – 14 Jahre erhoben und analysiert. Dabei ermittelten die Wissenschaftler, wie häufig depressive Symptome in verschiedenen Zeiträumen anschließend an die Behandlung bestanden und wie schwer sie ausgeprägt waren, sowie wie lange Teilnehmer asymptomatisch waren.

Von insgesamt 99 Patienten mit Depression, von denen im Rahmen von klinischen Studien 74 mit kognitiver Verhaltenstherapie und 25 mit einem SSRI behandelt worden waren, konnten schließlich langfristige Nachbeobachtungsdaten von 37 Patienten analysiert werden. Die große Mehrheit der Patienten (33/37) berichtete von mindestens milden depressiven Symptomen innerhalb eines Jahres nach der Behandlung. Die 4 übrigen Teilnehmer gaben milde depressive Symptome innerhalb von 3 Jahren nach der Behandlung an. Kein einziger Patient blieb symptomfrei. Chronische depressive Symptome, die mild sein können, jedoch die Lebensqualität in unterschiedlichen Bereichen reduzieren können, sind demnach häufig – selbst anschließend an antidepressive Therapien.

Leichte depressive Symptome nach der Therapie häufiger als gedacht

Die Autoren deuten mit ihrer Befragung von Patienten mit Depression auf eine Schwäche bisheriger Wirksamkeitseinschätzungen antidepressiver Therapien. So kann Depression sich auch weiterhin in milderer Form als eine sehr belastende Symptomatik äußern und dem Konzept der Remission somit widersprechen. Die Studie fußt auf einer kleinen Patientengruppe und nur rückblickenden Befragungen; prospektive Studien müssten die Ergebnisse somit bestätigen. Dennoch, so die Autoren, sollten auch niedrig-gradige depressive Symptome im Arzt-Patienten-Gespräch häufiger thematisiert werden, um Betroffenen die bestmögliche und wirksamste Behandlung zu ermöglichen.

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