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Pilotprojekt: Sitzwachen bieten Patientinnen, Patienten und Personal Sicherheit

Krankenhausaufenthalte stellen insbesondere für Patientinnen und Patienten mit dementiellen Veränderungen eine massive Belastung dar und führen oft dazu, dass diese unruhig und desorientiert werden und einen entsprechend hohen Betreuungsbedarf aufweisen. Aber auch bestimmte operative Eingriffe oder ein Delir (Bewusstseinsstörung) können zu einem Flucht- oder selbst- bzw. fremdgefährdenden Verhalten bei Betroffenen führen. Um den besonderen Bedürfnissen dieser Patientinnen und Patienten gerecht zu werden sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – besonders in den Nachtdiensten – zu entlasten, wurde nun am Kepler Universitätsklinikum ein Pilotprojekt mit sogenannten „Sitzwachen“ gestartet.

Personen, die diese Sitzwachen übernehmen, kümmern sich ausschließlich um eine einzige Patientin bzw. einen einzigen Patienten und sind stets anwesend, sodass sie unmittelbar auf die Bedürfnisse der bzw. des ihnen Anvertrauten reagieren und gegebenenfalls Hilfe holen können. So ist eine nahtlose, sorgfältige Beobachtung der betreffenden Personen sichergestellt und Notfälle können rechtzeitig bemerkt und dem qualifizierten Personal gemeldet werden. Zum Beispiel können Sitzwachen eingreifen, wenn desorientierte Patientinnen und Patienten versuchen, die Station zu verlassen oder selbständig Infusionen zu entfernen bzw. um Hilfe rufen, wenn sturzgefährdete Personen versuchen aufzustehen.

„Für die Auswahl der Patientinnen und Patienten, bei denen eine Sitzwache zum Einsatz kommt, gibt es ganz klare medizinisch-pflegerische Indikationen. Sind diese erfüllt, kann eine Sitzwache eine große Hilfe für das Pflegepersonal, aber vor allem für die Betroffenen selbst darstellen. Wir besetzen unsere Sitzwachen mit qualifizierten Freiwilligen, die sich für bestimmte Dienste melden können. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Medizinstudierende, aber auch um 24-Stunden-Betreuerinnen und 24-Stunden-Betreuer“, erklärt Simone Pammer, MBA, Pflegedirektorin am Kepler Universitätsklinikum und Initiatorin des Pilotprojekts. „Das Pilotprojekt in Kooperation mit einer externen Vermittlungsagentur wurde Anfang des Jahres gestartet, aktuell hatten wir bereits mehrere Einsätze, die von den Kolleginnen und Kollegen auch sehr gut angenommen wurden. Wenn sich unsere Erwartungen bezüglich der Entlastung bestätigen, werden wir das Angebot der Sitzwachen auf das gesamte Universitätsklinikum ausweiten.“

„Unsere bisherige Erfahrungen mit den Sitzwachen sind durchwegs positiv. Sie erhöhen die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, indem zum Beispiel Stürzen vorgebeugt werden kann. Die Sitzwachen geben den Patientinnen und Patienten ein Gefühl der Sicherheit – sie sorgen somit dafür, dass sie ruhiger werden und sich gut aufgehoben fühlen. Für die Kolleginnen und Kollegen im Dienst wiederum stellen sie eine große Erleichterung dar, da durch die permanente Anwesenheit der Sitzwache die Gefahr eines Sturzes minimiert und unkontrollierte Handlungen der Patientinnen und Patienten, welche sie aufgrund ihrer Bewusstseinsstörung setzen, überwacht werden und Gefährdungen somit verhindert werden können. Die Anforderung der Sitzwachen über die externe Agentur ist unkompliziert und die bisherigen Erfahrungen mit den vermittelten Personen verliefen durchwegs positiv“, erklärt Stationsleitung DGKP Bettina Engleder, die für ihre Station schon mehrmals Sitzwachen angefordert hat.

„Ich finde dieses Pilotprojekt sehr positiv. Bei unruhigen aber auch bei dementen Patientinnen und Patienten hat man ständig im Hinterkopf, dass etwas passieren könnte, während man sich gerade um andere Patientinnen und Patienten kümmert. Das Wissen, dass jemand ununterbrochen und unmittelbar vor Ort am Bett ist, entlastet enorm. Die Freiwilligen erkennen Gefahren, sprechen mit den Patientinnen und Patienten und wirken dadurch beruhigend auf diese ein. Sie sind eine wertvolle Hilfe und vermitteln das gute Gefühl, dass Patientinnen und Patienten, die auf Grund ihrer Erkrankung desorientiert oder unruhig sind, ständig begleitet werden“, sagt DGKP Evelyn Kreuzer, die bereits Erfahrung mit Sitzwachen in ihren Diensten hatte.