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Multiple Sklerose

Ehrenamtlich engagiert mit MS: Häufig, aber limitiert durch Barrierefreiheit

Original Titel:
Engagement in volunteering activities by persons with multiple sclerosis in Switzerland

Kurz & fundiert

  • Sozial oder kulturell aktiv im Ehrenamt – geht das mit MS?
  • Querschnittsstudie in der Schweiz
  • 615 Patienten, durchschnittlich 51 Jahre alt, Diagnose MS seit 11 Jahren
  • Sozial, kulturell, MS-Support
  • Jeder 3. Mensch mit MS engagiert sich in der Freizeit
  • Höherer Bildungsgrad häufiger im Ehrenamt
  • Ehrenamt häufiger bei Patienten ohne Einschränkungen
  • Barrierefreiheit limitierender Faktor?

 

DGP – Wissenschaftler ermittelten in einer Querschnittsstudie mit 615 MS-Patienten in der Schweiz, wie häufig Personen mit MS ehrenamtlich tätig waren und welche Faktoren eine solche Freizeitaktivität zu fördern schienen. Demnach nimmt etwa jeder dritte Mensch mit MS in der Schweiz ein Ehrenamt wahr. Barrierefreiheit schien jedoch ein limitierender Faktor zu sein.


Sozial integriert sein, fühlen, dass man gebraucht wird – dies tut der psychischen und körperlichen Gesundheit gut. Eine ehrenamtliche Tätigkeit kann somit zwar fordern, aber auch Spaß machen und auf vielerlei Weise (unentgeltlich) belohnen. Für Menschen mit multipler Sklerose (MS) können, je nach Erkrankungsschwere, jedoch bereits alltägliche Aufgaben fordernd sein. Viele Personen mit MS haben dennoch oder auch aufgrund ihres Erfahrungsschatzes viel zu bieten und könnten in unterschiedlichster Weise ehrenamtlich aktiv werden. Wissenschaftler ermittelten nun in der Schweiz, wie häufig Personen mit MS ehrenamtlich tätig waren und welche Faktoren eine solche Freizeitaktivität zu fördern schienen.

Sozial oder kulturell aktiv im Ehrenamt – geht das mit MS?

Die Querschnittsstudie nutzte selbst-berichtete Daten von Patienten mit MS. Die Teilnehmer des Schweizer MS-Registers gaben an, wie häufig und für welche Art von ehrenamtlicher Tätigkeit sie sich einsetzten. Darüber hinaus wurden das Alter, Geschlecht und die berufliche Situation erfragt sowie, ob eine Gehbehinderung vorlag. Die Fähigkeit, Alltagsaktivitäten frei nachzugehen, wurde mit Hilfe des Fragebogen EQ-5D erfasst. Solche soziodemographischen, gesundheitlichen, beruflichen und Alltagsfunktion-Aspekte wurden in die Analyse mit einbezogen.

Querschnittsstudie in der Schweiz mit 615 Patienten

615 Menschen mit MS im durchschnittlichen Alter von 51 Jahren und mittlerer Erkrankungsdauer von 11 Jahren nahmen an der Studie teil. Etwa ein Drittel (29,4 %, 181 Personen) der Teilnehmer berichteten, in ihrer Freizeit ehrenamtlich tätig zu sein. Von 458 Frauen fanden 126 (27,5 %) Zeit für Ehrenamt, von 157 Männern berichteten 55 (35 %) eine ehrenamtliche Tätigkeit. Dies fand meist in Wohltätigkeitsorganisationen (16,02 %) oder kulturellen Organisationen (14,36 %) statt. 20 Personen (11 %) waren in MS-Supportgruppen aktiv.

Großes Engagement: Jeder 3. Mensch mit MS ehrenamtlich aktiv

Teilnehmer mit Universitätsabschluss waren häufiger ehrenamtlich tätig als andere Personen (Risikorate, RR: 1,48; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,14 – 1,91). Die Alltagsfunktionalität (Element von EQ-5D) war stark mit Ehrenamtstätigkeiten der Teilnehmer assoziiert. Im Vergleich zu Personen, die keine oder nur wenige Einschränkungen im Alltag hatten, konnten die Personen mit großen Problemen deutlich weniger häufig ein Ehrenamt wahrnehmen (RR: 0,41; 95 % KI: 0,21 – 0,80). 72,9 % der ehrenamtlich tätigen Personen berichteten keine oder nur leichte Probleme im Alltag. In der Gruppe der Personen ohne Ehrenamt gaben hingegen nur 60,6 % an, keine oder wenige Probleme im Alltag zu haben. Personen, die Angehörige pflegten bzw. sich vorwiegend um ihre Familie kümmerten (z. B. Hausfrauen), waren häufiger ehrenamtlich aktiv als beruflich anders eingespannte Personen (RR: 1,52; 95 % KI: 1,15 – 2,01).

Ehrenamt häufiger bei Patienten ohne Einschränkungen – Knackpunkt Barrierefreiheit?

Demnach nimmt etwa jeder dritte Mensch mit MS in der Schweiz ein Ehrenamt wahr. Es zeigte sich besonders ein Unterschied dabei zwischen unterschiedlichen Bildungsabschlüssen, aber auch der gesundheitlichen Beeinträchtigung im Alltag. Hatten Personen mehr Schwierigkeiten im Alltag, konnten sie auch seltener ehrenamtlich aktiv werden. Sich in der Freizeit für soziale oder kulturelle Belange zu engagieren, kann helfen, sozial integriert zu sein und sich gebraucht zu fühlen. Mangelnde Barrierefreiheit könnte jedoch hierbei offenbar ein Problem darstellen. Die Autoren verweisen darauf, dass unter anderem nationale MS-Gesellschaften Informationen geben können, welche Tätigkeiten auch Personen offenstehen, die beispielsweise weniger mobil sind.

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