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Multiple Sklerose
Let’s talk about Sex: Hürden zur Klärung sexueller Funktionsstörungen im klinischen Alltag mit MS
Original Titel:
Identifying barriers to help-seeking for sexual dysfunction in multiple sclerosis.
- Multiple Sklerose kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen
- Auch sexuelle Funktionen können betroffen sein
- Internationale MS-Experten plädieren in ihrer Untersuchung für ein offeneres Arztgespräch
DGP – Sexuelle Funktionsstörungen belasten viele MS-Patienten, werden aber vergleichsweise selten besprochen. Europäische Neurologen befragten dazu Patienten und medizinische Fachkräfte und fanden dabei auf beiden Seiten ähnliche Hürden zu einem offenen Gespräch. Benötigt werden offenbar Aufklärung, ein entspannteres, unverklemmtes Umfeld und eine Chance auf Austausch unter vier Augen.
Sexuelle Funktionsstörungen sind bei der Multiplen Sklerose ein häufiges und belastendes Problem – allerdings werden solche Probleme seltener beim Arzt diskutiert als beispielsweise Instabilitäten beim Gehen oder Schmerz. Weshalb ist das so, welche Hürden stehen Patienten mit Multipler Sklerose im Weg? Dies ermittelten nun Neurologen und MS-Experten in Kroatien, Großbritannien und der Schweiz.
Sexuelle Probleme belasten viele MS-Patienten
Dazu wurden Patienten und Angestellte im Gesundheitswesen (z. B. Ärzte oder Pfleger) in einem spezialisierten Pflegezentrum mittels Fragebögen befragt. Bei Patienten wurde außerdem mit standardisierten Fragebögen ermittelt, ob sexuelle Funktionsstörungen vorlagen und, anhand depressiver Symptome, wie belastet sie waren.
Befragung von Patienten und Ärzten oder Pflegern: was steht dem offenen Gespräch im Wege?
74 Patienten im durchschnittlichen Alter von 42,4 Jahren (davon 54 Frauen) und 98 Angestellte in Gesundheitsberufen im durchschnittlichen Alter von 45,8 Jahren (davon 90 Frauen) nahmen an der Studie teil. In der Analyse zeigte sich, dass sexuelle Störungen häufig vorlagen. Dabei waren unterschiedliche Ursachen beteiligt, etwa direkte Folgen der Multiplen Sklerose, oder sekundäre Faktoren wie etwa soziale Einschränkungen oder Isolation. Woran hakte es aber, diese Probleme mit dem Arzt zu besprechen? 30 der Patienten (40,5 %) berichteten, dass besonders oft die neurologischen Symptome dominierten und so die sexuellen Probleme im Gespräch in den Hintergrund drängten. 28 Patienten (37,8 %) gaben dagegen an, dass die Anwesenheit von Familie oder Freunden beim Arztgespräch problematisch war. 25 Patienten (33,8 %) berichteten, nie zu diesem Thema gefragt zu werden. Auf Seite der im Gesundheitszentrum Angestellten waren die Angaben ähnlich. 34 Angestellte (34,7 %) gaben an, die Anwesenheit von Angehörigen oder Freunden sei störend für ein Gespräch über sexuelle Probleme. 30 der Befragten (30,6 %) gaben mangelndes Wissen zu dieser Problematik an, 27 Angestellte (27,6 %) fanden dagegen die Zeit während der Gespräche zu kurz, um auf sexuelle Probleme eingehen zu können.
Zu viele Ohren, zu wenig Wissen, zu wenig Zeit
Die Hürden zu einem Gespräch über sexuelle Störungen im Rahmen der Multiplen Sklerose sind demnach ähnlich bei Patienten und Ärzten oder Pflegern. Die häufigsten Barrieren sind demnach unter anderem dominierende neurologische Symptome, die sexuelle Probleme vielleicht nebensächlich erscheinen lassen. Häufig wurde auch die Anwesenheit von Familienangehörigen thematisiert, die einem offenen Gespräch eventuell im Wege stehen könnte. Die Gesprächssituation beim Arzt könnte also mehr Offenheit und mehr Information über sexuelle Funktionsstörungen bei MS vertragen. Dazu beitragen könnten eventuell standardisierte Fragebögen, die sensibilisieren und informieren helfen, aber auch regelmäßig einen Gesprächsbedarf zum Thema der sexuellen Funktion ermitteln könnten. Auch sollte den Ergebnissen zufolge immer die Möglichkeit zu einem Gespräch unter vier Augen geboten werden, um Patienten und Ärzten zu ermöglichen, offen zu sprechen und nach Lösungen für die Probleme zu suchen.
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