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Multiple Sklerose

Was bringt Cannabis gegen MS-Schmerz? Daten noch nicht überzeugend, Nebenwirkungen möglich

Original Titel:
Benefits and harms of medical cannabis: a scoping review of systematic reviews

DGP – Forscher ermittelten Wirkung und Nebenwirkung von Cannabis in einer Studienübersicht über systematische Reviews. Die häufigste Problematik, die in diesen Arbeiten betrachtet wurde, war die Behandlung von Schmerz bei Multipler Sklerose, nach Verletzungen und Krebserkrankungen. In den meisten der analysierten Studien konnte kein klares Fazit gezogen werden, da die zugrundliegenden Behandlungs- oder Beobachtungsstudien nicht genügend Information hoher Qualität boten oder sich widersprachen. Leichte Nebenwirkungen wurden recht häufig berichtet, schwerere unerwünschte Effekte wurden dagegen seltener gefunden. Ob die möglichen Behandlungsvorteile die Nachteile aufwiegen, wird also auch weiterhin jeder Patient individuell mit dem behandelnden Arzt abwägen müssen.


Medizinischer Cannabis ist, seit seiner Zulassung als Medikament, ein Hoffnungsträger für chronisch Erkrankte mit Schmerzen, wie beispielsweise der Multiplen Sklerose (MS). Wie gerechtfertigt diese Hoffnungen sind, untersuchten nun Forscher in einer Studienübersicht zur Wirkung und Nebenwirkung des Pflanzenextrakts.

Zwischen Vor- und Nachteilen: was kann Cannabis?

Dazu ermittelten sie ausschließlich systematische Review-Arbeiten, in denen gezielt die bisherige Forschung zu unterschiedlichen Aspekten der Behandlung mit medizinischem Cannabis untersucht wurde. Die Forscher durchsuchten unter anderem medizin-wissenschaftliche Datenbanken (Medline, Embase, PsycINFO, Cochrane Library) nach entsprechenden Übersichtsarbeiten und ordneten diese nach häufigeren Themengebieten.

Systematische Analyse von Übersichtsarbeiten: welche Themen stehen bei Cannabis im Vordergrund?

Nach Durchsicht von 1975 einzelnen Publikationen konnten 72 systematische Übersichtsarbeiten in die abschließende Analyse aufgenommen werden. Die häufigste Problematik, die in diesen Arbeiten betrachtet wurde, war die Behandlung von Schmerz. Mehrere Reviews fokussierten sich dabei auf Schmerz als einem Symptom der Multiplen Sklerose, von Verletzungen und Krebserkrankungen. Weitere häufig mit Cannabis behandelte Symptome waren Spastizität bei der MS, Bewegungsstörungen, Übelkeit oder Erbrechen und psychische Symptome. Eine kleine Zahl von Übersichtsarbeiten fand schmerzlindernde Effekte des medizinischen Cannabis. Die Methodik von Analyse und Berichterstattung der übrigen Arbeiten war allerdings suboptimal, schreiben die Autoren – daher sei eine abschließende Einschätzung der Wirksamkeit gegen Schmerz nur unter Vorbehalt möglich.

Zur Schmerzlinderung keine einhellige Meinung, aber von verschiedenen Arbeiten berichtet

Unerwünschte Effekte wurden in 83 % der Übersichtsarbeiten berichtet, die Cannabis mit Placebo (49 von 59 Studien) oder mit einem Kontrollmedikament (20 von 24 Studien) verglichen. Geringfügige Nebenwirkungen wie Schwindelgefühl oder leichte Benommenheit waren häufig und wurden in mehr als der Hälfte der Übersichtsarbeiten berichtet. Ernste Schädigung durch medizinischen Cannabis kam dagegen seltener vor, wurde aber auch von einem Drittel der Übersichtsarbeiten berichtet (21 von 59 Studien, 36 %). Die Effekte unterschieden sich dabei aber mit der Art der Cannabis-Medikation und mit der Dosierung. Nebenwirkungen sind demnach, abhängig von Dosis und Art der Cannabis-Zubereitung, möglich.

Nebenwirkungen sind möglich und sollten bei der Wahl der Behandlung berücksichtigt werden

Die Ergebnisse der untersuchten Übersichtsarbeiten sind also gemischt, schreiben die Forscher. In den meisten der analysierten Studien konnte kein klares Fazit gezogen werden, da die zugrundliegenden Behandlungs- oder Beobachtungsstudien nicht genügend Information hoher Qualität boten oder sich widersprachen. Leichte Nebenwirkungen wurden recht häufig berichtet, schwerere unerwünschte Effekte wurden dagegen seltener gefunden. Ob die möglichen Behandlungsvorteile die Nachteile aufwiegen, wird vorerst also jeder Patient individuell mit dem behandelnden Arzt abwägen müssen.

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