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Multiple Sklerose

Behandlungsstrategien bei MS: Eskalieren oder früh intensiv behandeln

Original Titel:
Cost, efficacy, and safety comparison between early intensive and escalating strategies for multiple sclerosis: A systematic review and meta-analysis

Kurz & fundiert

  • Behandlungsstrategien bei MS: Eskalieren oder früh intensiv behandeln
  • Therapiewahl abhängig von Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten
  • Systematischer Review mit Metaanalyse über 7 Studien mit 3 467 Patienten
  • Früh-Intensiv-Strategie: EDSS-Progression über 5 Jahre um 30 % reduziert
  • Sicherheit vergleichbar: 2 Studien mit 1 118 Patienten
  • Kosteneffizienz ja nach Wirkstoff und Dosierungsschema
  • Fazit: Früh intensiv behandeln kann individuell sinnvolle Strategie sein

 

DGP – Die optimale Behandlungsstrategie bei Multipler Sklerose (MS), eskalieren oder früh intensiv therapieren, steht immer wieder zur Diskussion – zumal die Erkrankung individuell unterschiedlich stark beginnt und mit großen Differenzen mit Zeitverlauf fortschreitet. Ein systematischer Review legte nun nahe, dass früh intensiv therapieren nicht notwendigerweise die Sicherheit der Therapie reduzieren muss.


Die optimale Behandlungsstrategie bei Multipler Sklerose (MS) steht immer wieder zur Diskussion – zumal die Erkrankung individuell unterschiedlich stark beginnt und mit großen Differenzen im Zeitverlauf fortschreitet. Krankheitsmodifizierende Wirkstoffe werden bei MS in drei Wirksamkeitsgrade nach der Reduktion der Schubrate eingeordnet. Wirkstoffe der Kategorie 1 zeigen demnach die niedrigste Reduktion, in Kategorie 3 die höchste. Allerdings nimmt mit zunehmender Wirkung auch das Risiko für schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu. Der klassische Ansatz der MS-Behandlungsstrategie ist der der Eskalierung, bei der mit Wirkstoffen der niedrigsten Kategorie begonnen wird. Wenn die Krankheit weiterhin aktiv ist, wird die Therapie gesteigert (eskaliert). Ein anderes Vorgehen ist die früh-intensive Strategie. Dabei wird die Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen der höchsten Kategorie begonnen.

Ziel des vorliegenden systematischen Reviews mit Metaanalyse war es, die Wirksamkeit und Sicherheit beider Strategien zu untersuchen. Die Studie betrachtete zudem Kostenaspekte der unterschiedlichen Herangehensweisen.

Behandlungsstrategien bei MS: Eskalieren oder früh intensiv behandeln

Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, EMBASE und SCOPUS mit Veröffentlichungen bis September 2022. Schwerpunkt lag dabei auf Vergleichen der Eskalations- und Früh-Intensiv-Strategien bei erwachsenen Patienten mit schubförmig verlaufender MS (relapsing-remitting, RRMS) mit einer minimalen Nachbeobachtung von 5 Jahren. Zur Ermittlung der Wirksamkeit über 5 Jahre analysierte die Studie Entwicklungen im Behinderungsgrad EDSS (Expanded Disability Severity Scale). Die Sicherheit wurde anhand des Anteils schwerer adverser Ereignisse bestimmt.

Therapiewahl abhängig von Wirksamkeit, Sicherheit und Kosten

Insgesamt konnten 7 Studien mit zusammen 3 467 Patienten analysiert werden. Die Früh-Intensiv-Strategie reduzierte eine Verschlechterung des EDSS über 5 Jahre um 30 % im Vergleich zur Eskalationsstrategie (Risikoverhältnis, RR: 0,7; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,59 – 0,83; p < 0,001). In zwei Studien mit insgesamt 1 118 Patienten wurde die Sicherheit beider Strategien verglichen und es konnte, wenn auch mit großer Streuung, kein signifikanter Unterschied gesehen werden (RR: 1,92; 95 % KI: 0,38 – 9,72; p = 0,4324). Die finanzielle Analyse, so die Autoren, legte Kosteneffizienz der früh-intensiven Strategie, teils jedoch abhängig von bestimmten Dosierungs-Schemata, nahe.

Früh-intensive Therapie kann mit höherer Wirksamkeit Behinderungsprogression vorbeugen

Die Behandlung der MS, so die Autoren, könnte demnach, wenn dies individuell angebracht und im Einklang mit dem Patientenwunsch und den Lebensumständen ist, auch bereits früh intensiv behandelt werden, ohne notwendigerweise die Sicherheit der Therapie zu reduzieren – zentral sei hierbei das Ziel, die Behinderungsprogression zu bremsen.

 

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