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Multiple Sklerose

Pädiatrische MS: Open-Label-Studie zu Dimethylfumarat vs. IFNβ-1a

Original Titel:
Effect of Dimethyl Fumarate vs Interferon β-1a in Patients With Pediatric-Onset Multiple Sclerosis: The CONNECT Randomized Clinical Trial

Kurz & fundiert

  • Therapie von Multipler Sklerose bei Kindern limitiert durch Mangel an dedizierten klinischen Studien
  • Open-Label-Studie: Kinder mit MS mit Dimethylfumarat (DMF) oder Beta-Interferon-1a (IFNβ-1a)
  • 150 junge MS-Patienten, Behandlung über 96 Wochen
  • Hohe Abbruchrate (42 % IFNβ-1a bzw. 21 % DMF)
  • Sicherheit und Wirksamkeit ähnlich zu Studienergebnissen mit Erwachsenen

 

DGP – Klinische Studien zu Behandlungen für die Multiple Sklerose (MS) werden meist mit erwachsenen Patienten durchgeführt. Entsprechend gibt es nur wenig für Kinder zugelassene Therapien. Die vorliegende klinische Studie prüfte den Wirkstoff Dimethylfumarat (DMF) im Vergleich zur aktiven Kontrolle mit Beta-Interferon-1a (IFNβ-1a) bei pädiatrischen MS-Patienten.


Für Kinder mit Multipler Sklerose (MS) sind nur wenige krankheitsmodifizierenden Wirkstoffe zur Behandlung zugelassen, da klinische Studien meist mit erwachsenen Patienten durchgeführt wurden. Die vorliegende klinische Studie prüfte die MS-Therapie von Kindern mit dem Wirkstoff Dimethylfumarat (DMF) im Vergleich zur aktiven Kontrolle mit Beta-Interferon-1a (IFNβ-1a).

Open-Label-Studie: Kinder mit MS mit Dimethylfumarat oder Beta-Interferon-1a

Die Studie mit aktiver Kontrolle wurde randomisiert, aber offen (open label) über 96 Wochen durchgeführt. Junge Patienten mit MS im Alter von 10 bis 18 Jahren wurden zwischen August 2014 und November 2020 behandelt.

Vorrangig (primärer Endpunkt) ermittelten die Wissenschaftler den Anteil der Patienten ohne neue oder sich vergrößernde Läsionen zur Woche 96. Dies wurde mit Hilfe des bildgebenden Verfahrens MRT (Magnetresonanztomographie) anhand von hyperintensiven Bereichen (T2-Gewichtung) bestimmt. Sekundäre Endpunkte umfassten die Zahl von T2-Läsionen, den Anteil der Patienten ohne Rückfall, die jährliche Rückfallrate und die Sicherheit der Behandlungen. Die adjustierte jährliche Rückfallquote bestimmten die Autoren unter Berücksichtigung der Rückfallrate zu Beginn der Studie, dem Behinderungsgrad (EDSS, Expanded Disability Status Scale) und der Altersgruppe.

150 junge MS-Patienten, Behandlung über 96 Wochen

150 Patienten mit pädiatrischer MS im durchschnittlichen Alter von 15 Jahren (10 – 17 Jahre), darunter 101 Mädchen bzw. junge Frauen (67,3 %), nahmen an der Studie teil. 78 Patienten erhielten DMF, 72 Patienten erhielten IFNβ-1a. In Woche 96 schlossen 103 der Patienten die Studie ab. Die Abbruchrate der Studie war mit 42 % (IFNβ-1a) bzw. 21 % (DMF) sehr hoch. Dadurch konnten abschließende bildgebende Daten nur von 42 IFNβ-1a- bzw. 72 DMF-Patienten analysiert werden. Von diesen betrug der Anteil der Patienten ohne neue oder sich vergrößernde T2-Läsionen 16,1 % (95 % Konfidenzintervall, KI: 8,0 % – 27,7 %) mit DMF und 4,9 % (95 % KI: 0,6 % – 16,5 %) mit IFNβ-1a. Der geschätzte Anteil der Patienten ohne Rückfall zur Woche 96 betrug mit DMF 66,2 % vs. 52,3 % mit IFNβ-1a, mit adjustierter jährlicher Rückfallrate zur Woche 96 von 0,24 mit DMF (95 % KI: 0,15 – 0,39) vs. 0,53 mit IFNβ-1a (95 % KI: 0,33 – 0,84). Konkret kam es zu Rückfällen im Behandlungszeitraum bei 30 Patienten mit IFNβ-1a (41,7 %) und 25 Patienten mit DMF (32,1 %). Das Risiko (Hazard Ratio) mit beiden Therapien unterschied sich nicht signifikant. Zu einem Fortschreiten des Behinderungsgrads (EDSS in Woche 96) kam es bei 7 Patienten mit DMF (9,0 %) und bei 4 Patienten mit IFNβ-1a (5,6 %).

Unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Behandlung traten bei 74 Patienten (94,9 %) mit DMF vs. 69 Patienten (95,8 %) mit IFNβ-1a auf, mit ernsten Ereignissen bei 23,1 % (DMF) bzw. 29,2 % (IFNβ-1a). Zu Behandlungsabbrüchen aufgrund von unerwünschten Ereignissen kam es bei 5 (DMF) bzw. 8 (IFNβ-1a) Patienten. Diese Zahl der Behandlungsabbrüche war vergleichbar zwischen den beiden Wirkstoffen.

Viele Studienabbrüche, vergleichbare Sicherheit, Effekte ähnlich zu Erwachsenen

Die offen durchgeführte Studie fand somit, dass die Behandlung mit DMF für Kinder mit MS eine mögliche Therapieoption darstellen könnte. Die Therapie war im Vergleich zu IFNβ-1a ähnlich sicher. Während die Zahl der Läsionen mit DMF womöglich in geringerem Maße anstieg, schritt der Behinderungsgrad mit IFNβ-1a seltener fort. Die Risikorate für Rückfälle unterschied sich nicht signifikant zwischen beiden Behandlungen. Die Studienergebnisse waren limitiert durch eine hohe Abbruchrate, entsprachen allerdings in weiten Bereichen Ergebnissen früherer Studie mit erwachsenen Patienten, berichten die Autoren.

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