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Arthritis / Rheuma

Interstitielle Lungenerkrankung bei Rheuma: Welche Rolle spielen Medikamente?

Original Titel:
Incidence of Interstitial Lung Disease in Patients With Rheumatoid Arthritis Treated With Biologic and Targeted Synthetic Disease-Modifying Antirheumatic Drugs

Kurz & fundiert

  • Interstitielle Lungenerkrankung bei ca. 10 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA)
  • Unterscheidet sich das Lungen-Risiko bei RA je nach Therapie?
  • Analyse über 28 559 RA-Patienten in zielgerichteten Behandlungen
  • Adalimumab, Abatacept, Rituximab, Tocilizumab oder Tofacitinib
  • Vergleichbare Lungen-Risiken mit biologischen Wirkstoffen
  • Um 69 % reduziertes Risiko mit Tofacitinib (Vergleich zu Adalimumab)
  • Erforschung der Mechanismen nötig

 

DGP – Im Verlauf einer rheumatoiden Arthritis kann es bei etwa jedem 10. Patienten zu einer interstitiellen Lungenerkrankung kommen. Eine Analyse über fast 30 000 Patienten zeigte nun, dass das Risiko sich je nach zielgerichteter Therapie unterscheiden kann. Weitere Studien sollen nun die zugrundeliegenden Mechanismen klären.


Zur Behandlung von rheumatoider Arthritis (RA) kommen häufig zielgerichtete biologische oder synthetische krankheitsmodifizierende anti-rheumatische Wirkstoffe zum Einsatz. Im Verlauf der RA-Erkrankung kann es bei etwa jedem 10. Patienten zu Lungenproblemen, speziell zu einer interstitiellen Lungenerkrankung, kommen. Bislang war nicht geklärt, welche Rolle zielgerichtete RA-Medikamente hierbei spielen.

Eine retrospektive Kohortenstudie untersuchte nun das Risiko für die interstitielle Lungenerkrankung bei Patienten mit RA, die mit unterschiedlichen biologischen oder synthetischen zielgerichteten antirheumatischen Wirkstoffen behandelt wurden.

Unterscheidet sich das Lungen-Risiko bei rheumatoider Arthritis je nach Therapie?

Die Analyse basierte auf Versicherungsdaten zwischen 2003 und 2019. Erwachsene Patienten mit RA, die seit mindestens einem Jahr in Behandlung waren und nicht zuvor an interstitieller Lungenkrankheit litten, wurden betrachtet. Dabei lag der Fokus auf neuen Therapieeinstellungen auf Adalimumab, Abatacept, Rituximab, Tocilizumab oder Tofacitinib. Die Wissenschaftler bestimmten die Inzidenzraten (IR) über 1 000 Personenjahre einer Entwicklung der interstitiellen Lungenerkrankung und das Risiko für die Erkrankung mit verschiedenen medikamentösen Therapien. In einer sogenannten Sensitivity-Analyse auf Basis neuer Anwender der Medikationen führten die Autoren einen direkten Vergleich von Therapien mit Tofacitinib und Adalimumab durch.

Kohortenstudie über 28 559 Patienten in zielgerichteter Therapie

Insgesamt wurden Daten von 28 559 RA-Patienten, davon 22 158 Frauen (78 %), im durchschnittlichen Alter von 55,6 Jahren (+/- 13,7 Jahre) analysiert. Die meisten wurden mit Adalimumab (13 326 Patienten) behandelt, 5 676 Patienten erhielten Abatacept, 5 444 Patienten Rituximab, 2 548 Patienten Tocilizumab und 1 565 Patienten waren in Therapie mit Tofacitinib. Die Inzidenz der interstitiellen Lungenerkrankung pro 1 000 Personenjahre unterschied sich je nach Wirkstoff:

  • Adalimumab: IR: 3,43; 95 % Konfidenzintervall, KI: 2,85 – 4,09
  • Abatacept: IR: 4,46; 95 % KI: 3,44 – 5,70
  • Rituximab: IR: 6,15; 95 % KI: 4,76 – 7,84
  • Tocilizumab: IR: 5,05; 95 % KI: 3,47 – 7,12
  • Tofacitinib: IR: 1,47; 95 % KI: 0,54 – 3,27

Adjustierte Hazard Ratios im Vergleich zu Adalimumab zeigten vergleichbare Risiken der biologischen Wirkstoffe, aber ein um 69 % reduziertes Risiko für die interstitielle Lungenerkrankung mit Tofacitinib. Diese Differenz wurde im direkten statistischen Vergleich zweier neu-eingestellter Patientengruppen (Adalimumab: n = 4 677; Tofacitinib: n = 1 559) bestätigt, die sich in verschiedenen Faktoren wie dem durchschnittlichen Alter, der Geschlechtsverteilung und dem prozentualen Anteil der Patienten mit Begleiterkrankungen oder weiteren Medikationen wie Methotrexat oder Glukokortikoiden nicht unterschieden. Das adjustierte Risiko (Hazard Ratio, HR) für die interstitielle Lungenerkrankung lag in dieser Analyse mit Tofacitinib bei 0,32 (95 % KI: 0,13 – 0,82; p < 0,001) im Vergleich zu Adalimumab.

Vergleichbare Lungen-Risiken mit biologischen Wirkstoffen, aber um 69 % reduziertes Risiko mit Tofacitinib

In dieser retrospektiven Kohortenstudie mit RA-Patienten zeigte sich mit Tofacitinib die geringste Inzidenz einer interstitiellen Lungenerkrankung im Vergleich zu verschiedenen biologischen krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Wirkstoffen. Bei Berücksichtigung verschiedener relevanter Faktoren war das Lungen-Risiko mit dem JAKi Tofacitinib um 69 % geringer als mit dem TNFi Adalimumab. Prospektive Studien sollen nun die zugrundeliegenden Mechanismen und die klinische Bedeutung dieser Assoziation ermitteln.

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