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Lungenkrebs

Tageszeit beeinflusst Krebsmedikamente

Original Titel:
Early morning immune checkpoint blockade and overall survival of patients with metastatic cancer: An In-depth chronotherapeutic study

Kurz & fundiert

  • Wirksamkeit von Krebsmedizin: Wie wichtig ist die innere Uhr?
  • Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) unterstützen den Körper, Tumore anzugreifen
  • Prospektive Studie: Einfluss der Tageszeit auf Wirksamkeit von ICI
  • ICI-Infusion am frühen Morgen effektiver als nachmittags
  • Effekt besonders bei Patienten mit kaum/wenig Einschränkungen durch die Erkrankung (Performance Status 0 – 1)
  • Schlechtester ICI-Infusionsstartzeitpunkt 13:36 Uhr
  • Bester versus schlechtester Zeitpunkt: 4,8-facher Unterschied im Sterberisiko
  • Startzeitpunkt bei Frauen relevant für Nebenwirkungen

 

DGP – Eine Krebsbehandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) war bei 361 Patienten am frühen Morgen am wirksamsten, am frühen Nachmittag (13:36 Uhr) am wenigsten effektiv. Besonders bei weniger schwer kranken Patienten (Performance Status 0 – 1) erreichte die morgendliche Infusion ein signifikant längeres Gesamtüberleben. Bei Frauen wirkte sich die Tageszeit auch auf Nebenwirkungen aus.


Alle Abläufe im Körper sind an einen 24-stündigen Biorhythmus angepasst. Unsere innere Uhr sorgt für Unterschiede in beispielsweise Stoffwechsel und Hormonproduktion morgens, mittags und abends. Selbst das Gehirn und die Muskulatur arbeiten abhängig von dieser Rhythmik. Dies bedeutet auch, dass auch eine medizinische Behandlung, wie etwa die Einnahme von Medikamenten, im Verlauf des Tages unterschiedlich wirksam sein kann. Die Wirksamkeit von Behandlungen mit Hilfe der inneren Uhr zu optimieren ist das Fachgebiet der sogenannten Chronomedizin.

Chronomedizin: Medizinische Behandlung auf die innere Uhr abstimmen

In einer prospektiven Studie wurde nun untersucht, wie sich die Tageszeit bei Verabreichung auf die Wirksamkeit von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) auswirkt. Diese Medikamente werden bei Krebserkrankungen eingesetzt und unterstützen das körpereigene Immunsystem dabei, Tumorzellen zu erkennen und anzugreifen. Für die Studie wurden die Daten von Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Krebs inkludiert, die eine Behandlung mit ICI allein oder in Kombination mit Chemotherapie erhalten hatten. Die Patienten wurden anhand der Tageszeit eingeteilt, zu der sie im Laufe der Therapie den Großteil der ICI-Infusion erhalten hatten. Die Autoren gruppierten die Patienten zudem nach dem Performance Status (WHO-Skala), der mit Werten von 0 – 1 wenig bis deutliche Symptome der Erkrankung, aber noch die Fähigkeit zur Selbstversorgung anzeigt. Ein Performance Status von 2 – 3 zeigt hingegen eine schwerere Erkrankung mit starken Einschränkungen und ausgeprägterer Hilfsbedürftigkeit an.

Prospektive Studie mit 361 Patienten: Krebstherapie mit ICI je nach Tageszeit

Insgesamt konnten Behandlungsdaten von 361 Patienten analysiert werden. 80 % der Teilnehmer waren an nicht-kleinzelligem Lungenkrebs erkrankt. Der Zeitpunkt für den Start der Behandlung lag bei den Teilnehmern zwischen 07:25 Uhr und 17:21 Uhr. Wurde die ICI-Infusion am Morgen gestartet, im Vergleich zum Start der Infusion am Abend, war dies mit einem längeren Gesamtüberleben assoziiert. Als schlechtester Zeitpunkt für den Infusionsbeginn wurde 13:36 Uhr ermittelt. Bei einem Start der Infusion am frühen Morgen war das Mortalitätsrisiko 4,8-mal niedriger im Vergleich zum schlechtesten Zeitpunkt am Nachmittag.

  • Gesamtüberleben: Früher Morgen: 30,3 Monate versus Nachmittag: 15,9 Monate; p = 0,0024
  • Hazard Ratio (HR): 1,56; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,17 – 2,1; p = 0,003
  • Mortalitätsrisiko: Früher Morgen versus 13:36 Uhr; 95 % KI: 12:48 – 14:23): Risk Ratio (RR): 4,8 (95 % KI: 2,3 – 10,1)

Infusion am frühen Morgen mit höherer Wirksamkeit verbunden

In der Studie wurde zudem genauer untersucht, bei welchen Patienten-Untergruppen der Startzeitpunkt für die ICI-Infusion ausschlaggebend war. Hier zeigte sich, dass der Einfluss des Startzeitpunkts auf das Gesamtüberleben nur bei Patienten mit Performance Status 0 – 1 signifikant war. Lag der Performance Status hingegen bei 2 – 3, hatte der Startzeitpunkt der Infusion keinen signifikanten Einfluss auf das Gesamtüberleben. Zudem zeigte sich, dass der Startzeitpunkt der Infusion nur bei Frauen (p > 0,001), aber nicht bei Männern (p = 0,4) einen Einfluss auf das Auftreten von Nebenwirkungen hatte.

Deutlicher Zusammenhang zwischen ICI-Infusionsstartzeitpunkt und Krankheitsschwere

Die Autoren schlussfolgerten, dass der Start der ICI-Infusion am frühen Morgen bei Krebspatienten mit einem Performance Status von 0 – 1 im Vergleich zum Start der Infusion später am Tag mit einem längeren Gesamtüberleben assoziiert sei. Immuncheckpointhemmer sollten demnach möglichst am frühen Morgen eingesetzt werden, so das Fazit.

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