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Bidirektionaler Zusammenhang zwischen Parodontitis und entzündlichen Darmerkrankungen
Original Titel:
Bidirectional associations between periodontitis and inflammatory bowel disease: A systematic review of longitudinal studies with meta-analysis and trial sequential analysis
- Zusammenhänge zwischen Parodontitis und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)?
- Systematischer Review und Metaanalyse von Längsschnittstudien
- Parodontitis erhöht nicht das allgemeine CED-Risiko, aber das Risiko für Colitis ulcerosa
- Menschen mit CED haben ein höheres Risiko, Parodontitis zu entwickeln
DGP – Eine aktuelle Studie aus China untersuchte die bidirektionalen Zusammenhänge zwischen Parodontitis und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Die Studienergebnisse zeigten, dass Parodontitis das Risiko für CED insgesamt nicht erhöht, jedoch mit einem erhöhten Risiko für Colitis ulcerosa assoziiert ist. Menschen mit CED haben demnach zudem ein erhöhtes Parodontitis-Risiko und sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrnehmen.
Die Mundgesundheit wird mittlerweile als Risikofaktor für eine Reihe von chronischen Erkrankungen verstanden. Speziell Paradontitis spielt eine wichtige Rolle: ein bakterieller Infektionsherd im Mund kann Stoffwechselprodukte und infektiöse Keime über geschädigtes Zahnfleisch in die Blutbahn oder direkt mit der Nahrung an den Verdauungstrakt weiterleiten. Wie dies mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in Zusammenhang steht, untersuchte nun eine Studie.
Gibt es einen bidirektionalen Zusammenhang zwischen Parodontitis und CED?
Der systematische Review mit Metaanalyse aus China untersuchte die bidirektionalen Assoziationen zwischen Parodontitis und CED. Insgesamt 5 Datenbanken (PubMed, Embase, Web of Science, Scopus und Cochrane Library) wurden bis 27. Februar 2024 systematisch nach relevanten Studien durchsucht. In die Analyse schlossen die Autoren Längsschnittstudien, darunter Kohorten- und Fallkontrollstudien, ein.
Systematischer Review und Metaanalyse über Längschnittstudien
Es wurden 4 Studien (n = 10 270 912) zum Risiko einer CED bei Menschen mit Parodontitis und 2 Studien (n = 33 420) zum Risiko einer Parodontitis bei Menschen mit CED eingeschlossen. Demnach war bei bestehender Parodontitis das Risiko einer CED nicht erhöht (zusammengefasstes Risikoverhältnis, RR: 1,04; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,99 – 1,09; p = 0,164; I2 = 27 %). Parodontitis war allerdings mit dem Auftreten von Colitis ulcerosa assoziiert (RR: 1,12; 95 % KI: 1,04 – 1,21; p = 0,003; I2 = 38 %), nicht jedoch mit Morbus Crohn (RR: 0,98; 95 % KI: 0,92 – 1,04; p = 0,475; I2 = 0 %). Das Risiko für Colitis ulcerosa war insbesondere bei Männern mit Parodontitis erhöht (Hazard Ratio, HR: 1,11; 95 % KI: 1,01 – 1,22; p = 0,025; I2 = 0 %). Ebenso entwickelten Raucher mit Parodontitis häufiger eine Colitis ulcerosa als Vergleichspersonen ohne Parodontitis (HR: 1,23; 95 % KI: 1,07 – 1,42; p = 0,004; I2 = 0 %). Umgekehrt zeigte sich, dass Menschen mit CED ein höheres Risiko hatten, eine Parodontitis zu entwickeln (HR: 1,37; 95 % KI: 1,26 – 1,49; p < 0,001; I2 = 18 %). Ob dies sich abhängig von CED-Subtypen unterscheiden könnte, konnte hier jedoch nicht geklärt werden.
Parodontitis: Erhöhtes Risiko bei Menschen mit CED, höheres Risiko für Colitis ulcerosa bei Rauchern und Männern
Basierend auf der begrenzten Anzahl von Längsschnittsstudien weisen Menschen mit Parodontitis kein erhöhtes Risiko auf, insgesamt an CED zu erkranken. Jedoch zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Colitis ulcerosa. Menschen mit CED wiederum haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens eine Parodontitis zu entwickeln. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt sind für CED-Patienten deshalb besonders wichtig. Laut der Studienautoren sind allerdings weitere hochwertige Längsschnittstudien erforderlich, um die Zusammenhänge und Ursachen besser zu verstehen.
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