Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Prädiabetes-Remission senkt Risiko für Typ-2-Diabetes
Immer mehr Menschen haben erhöhte Blutzuckerwerte, Prädiabetes, eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Was Prädiabetes ist, wie viele Menschen weltweit davon betroffen sind und wie man dem Typ-2-Diabetes vorbeugen kann, erklären DZD-Forschende des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz-Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Medizinischen Klinik IV am Universitätsklinikum Tübingen in einem Übersichtsartikel. Neben einer Gewichtsreduktion ist vor allem die Remission des Prädiabetes mit einer Normalisierung der Blutzuckerwerte entscheidend.
Weltweit lebt etwa jeder 10. Erwachsene mit Prädiabetes, in Deutschland sogar jeder 5. Erwachsene. Ein Prädiabetes wird diagnostiziert, wenn noch kein manifester Typ-2-Diabetes vorliegt, aber der Nüchternblutzucker bereits erhöht und die Glukoseregulation gestört ist. Dadurch steigt nicht nur das Risiko für Typ-2-Diabetes. Die erhöhten Blutzuckerwerte können langfristig auch zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen u.a. des Herz-Kreislauf-Systems, der Leber oder der Nieren führen. Studien zeigen, dass bereits beim Prädiabetes verschiedene Subtypen mit unterschiedlichen Risiken für Komplikationen vorliegen.
Typ-2-Diabetes frühzeitig vermeiden
„Angesichts der Tatsache, dass die Diagnose Prädiabetes bereits auf signifikante pathophysiologische Veränderungen, wie z.B. Insulinresistenz und/oder Betazelldysfunktion, hinweist, ist es entscheidend, diese Veränderungen so früh wie möglich rückgängig zu machen, um die Betazellfunktion frühzeitig und nachhaltig zu erhalten und Folgen einer langjährigen Insulinresistenz zu verhindern“, sagt Erst-Autorin Leontine Sandforth, Ärztin, Clinician Scientist-Stipendiatin der DFG an der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen und DZD-Forscherin.
Normalisierung der Blutzuckerwerte senkt Risiko für Typ-2-Diabetes
Doch wie kann das gelingen? Um der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes sowie Schäden an Blutgefäßen und Organen vorzubeugen, wird zur Bekämpfung von Prädiabetes meist auf Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung und mehr Bewegung gesetzt. Aktuelle Studien zeigen, dass zusätzlich zum Gewichtsverlust vor allem die Normalisierung der Blutzuckerwerte (Prädiabetes-Remission) das Risiko für Typ-2-Diabetes deutlich senkt. Weitere Studien sollen zukünftig zeigen, ob die Remission von Prädiabetes auch vor dem Auftreten von diabetesbedingten Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf- und/oder chronischer Nierenerkrankung schützen kann.
Prädiabetes-Remission und Gewichtsabnahme
„Um das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen und Typ-2-Diabetes zu senken, sollte in Zukunft eine gezielte Prädiabetes-Remission in Verbindung mit einer leitliniengerechten Gewichtsabnahme das primäre Therapieziel sein“, betont der Ärztliche Direktor der Medizinischen Klinik IV der Universität Tübingen und DZD-Vorstand Prof. Andreas Birkenfeld. Dies könnte künftig helfen, Typ-2-Diabetes zu verhindern, die Lebensqualität der betroffenen Personen zu verbessern und die weltweite Krankheitslast zu reduzieren.
Wichtige Punkte des Übersichtsartikels
- Die Remission von Prädiabetes zu einer normalen Glukoseregulation senkt, zusätzlich zum Standard-Gewichtsverlust, das Risiko für Typ-2-Diabetes mehr als der Standard-Gewichtsverlust allein.
- Die Remission vom Prädiabetes zur normalen Glukoseregulation sollte in Richtlinien und Empfehlungen zur Verzögerung und Prävention von Typ-2-Diabetes berücksichtigt werden.
- Zukünftige Studien werden zeigen, ob die Remission von Prädiabetes auch vor dem Auftreten von diabetesbedingten Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf- und/oder chronischer Nierenerkrankung schützen kann.
Original-Publikation:
Leontine Sandforth, Stephanie Kullmann, Arvid Sandforth, Andreas Fritsche, Reiner Jumpertz-von Schwartzenberg, Norbert Stefan, Andreas L. Birkenfeld: Prediabetes remission to reduce the global burden of type 2 diabetes, Trends in Endocrinology & Metabolism, 2025, ISSN 1043-2760, doi.org/10.1016/j.tem.2025.01.004.
Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin. Als eines der 33 Universitätsklinika in Deutschland trägt es zum erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei. Weit über 400 000 stationäre und ambulante Patienten aus aller Welt profitieren jährlich von dieser Verbindung aus Wissenschaft und Praxis. Die Kliniken, Institute und Zentren vereinen alle Spezialisten unter einem Dach. Die Experten arbeiten fachübergreifend zusammen und bieten jedem Patienten die optimale Behandlung ausgerichtet an den neuesten Forschungsergebnissen. Das Universitätsklinikum Tübingen forscht für bessere Diagnosen, Therapien und Heilungschancen, viele neue Behandlungsmethoden werden hier klinisch erprobt und angewandt. Neben der Diabetologie sind die Neurowissenschaften, Onkologie, Immunologie, Infektionsforschung und Vaskuläre Medizin Forschungsschwerpunkte in Tübingen. Der Lehrstuhl für Diabetologie /Endokrinologie war in den letzten 25 Jahren Zentrum interdisziplinärer Forschung insbesondere unter Beteiligung der Chirurgie, Radiologie und Labormedizin. Diese ausgezeichnete Entdeckung der Prädiabetes-Subtypen war nur durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat die Entdeckung der Prädiabetes Subtypen am Universitätsklinikum ermöglicht. Das Universitätsklinikum ist in vier der sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung verlässlicher Partner. www.medizin.uni-tuebingen.de
Helmholtz Munich ist ein biomedizinisches Spitzenforschungszentrum. Seine Mission ist, bahnbrechende Lösungen für eine gesündere Gesellschaft in einer sich schnell verändernden Welt zu entwickeln. Interdisziplinäre Forschungsteams fokussieren umweltbedingte Krankheiten, insbesondere die Therapie und die Prävention von Diabetes, Adipositas, Allergien und chronischen Lungenerkrankungen. www.helmholtz-munich.de
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der acht Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind Helmholtz Munich – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen von Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden von Helmholtz Munich am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de