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Multiple Sklerose
Infektionsrisiko mit Natalizumab geringer als mit Fumaraten
Original Titel:
Real-world infection risk in multiple sclerosis patients on long-term immunomodulatory treatments.
- MS-Infektionsraten: Unterschiede zwischen Natalizumab, Fumaraten, Anti-CD20 und S1p-Modulatoren?
- Retrospektive, beobachtende Kohortenstudie mit fast 500 Patienten
- Fumarate häufiger mit schweren Infektionen, eventuell wegen Patientenselektion
- Rate milder Infektionen mit Dauer krankheitsmodifizierender Therapie assoziiert
DGP – Infektionsraten bei Multipler Sklerose (MS) werden nach einer retrospektiven Kohortenstudie mit fast 500 Patienten sowohl von der Wirkstoffwahl als auch von patientenbezogenen Faktoren beeinflusst. Natalizumab erschien sicher über einen längerfristigen Einsatz, während Fumarate häufiger mit schweren Infektionen einhergingen. Dies könnte jedoch mit der damit behandelten, speziellen Patientengruppe in Zusammenhang stehen.
Es gibt mittlerweile eine Reihe immunmodulatorischer Behandlungen für Multiple Sklerose (MS), auf unterschiedlichem Wege auf Immunzellen einwirken, entweder gezielt bestimmte Zellgruppen zerstören (Anti-CD20-Wirkstoffe), ihre Migration beeinflussen (z. B. Natalizumab, S1P-Modulatoren) oder die Aktivität einer Untergruppe von Immunzellen qualitativ verändern (z. B. Fumarate). Bei all diesen Wirkstoffen besteht durch ihren Effekt auf Immunzellen das Risiko vermehrter Infektionen.
MS-Infektionsraten: Unterschiede zwischen Natalizumab, Fumaraten, Anti-CD20 und S1p-Modulatoren?
Wissenschaftler führten eine retrospektive, beobachtende Kohortenstudie in einem Behandlungszentrum durch. Die Analyse umfasste medizinische Daten erwachsener Patienten mit MS, die für über 2 Jahre zwischen Januar 2013 und April 2021 entweder mit Natalizumab, S1P-Modulatoren, Fumaraten oder Anti-CD20-Wirkstoffen behandelt wurden. Die Studie ermittelte schwere Infektionen, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machten, sowie milde Infektionen (ambulante Antibiotika-Verschreibung oder Infektionsvermerk in den medizinischen Aufzeichnungen). Zur Einschätzung der Infektionsrisiken analysierte die Studie Effekte der jeweiligen Anwendung der krankheitsmodifizierenden Wirkstoffe, die Behandlungsdauer, und Patientencharakteristika wie Geschlecht, Körpergewicht und Behinderungsgrad bzw. Mobilität.
Retrospektive, beobachtende Kohortenstudie mit fast 500 Patienten
Insgesamt schloss die Studie 104 Patienten mit Natalizumab ein, 61 Patienten mit Fumaraten, 17 Patienten mit S1P-Modulatoren sowie 291 Patienten in Behandlung mit Anti-CD20-Wirkstoffen. Die Behandlungsgruppen unterschieden sich signifikant in Alter, Diagnose, Dauer der medikamentösen Therapie und der Zahl der Begleiterkrankungen. Die Rate milder Infektionen unterschied sich nicht zwischen den Gruppen mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Schwere Infektionen waren hingegen häufiger bei Patienten mit Fumaraten. Patienten mit längerer Behandlungsdauer oder mit Gehhilfen-Bedarf hatten eine höhere Rate milder Infektionen, während Patienten mit progressiver MS oder in langfristiger Behandlung mit Fumaraten häufiger an schweren Infektionen litten, selbst nach Berücksichtigung anderer Variablen.
Fumarate häufiger mit schweren Infektionen, eventuell wegen Patientenselektion
Die Studie zeigte somit, dass Infektionsraten bei MS sowohl von der Wirkstoffwahl als auch von patientenbezogenen Faktoren beeinflusst werden. Natalizumab erschien sicher über einen längerfristigen Einsatz, während Fumarate häufiger mit schweren Infektionen einhergingen. Dies könnte jedoch mit der damit behandelten, speziellen Patientengruppe in Zusammenhang stehen, die im Schnitt eine schlechtere Gesundheit zu Beginn aufwiesen. Die Rate milder Infektionen könnte hingegen mit der Dauer der krankheitsmodifizierenden Therapie assoziiert sein.
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