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Leukämie

Potenzielles Krebsrisiko vor Tätowierungen überdenken

Original Titel:
Tattoos as a risk factor for malignant lymphoma: a population-based case–control study

Kurz & fundiert

  • Erhöhen Tätowierungen Risiko für maligne Lymphome?
  • Epidemiologische Fall-Kontroll-Studie aus Schweden, 11 905 Menschen
  • Erhöhtes Lymphomrisiko bei tätowierten Menschen
  • Risiko besonders bei kürzlich erfolgter Tätowierung
  • Kein Zusammenhang mit der Größe der Tätowierungen
  • Weitere Forschung zu Kausalzusammenhängen erforderlich

 

DGP Eine schwedische Fall-Kontroll-Studie deutet darauf hin, dass Menschen mit Tätowierungen ein erhöhtes Risiko für maligne Lymphome haben könnten. Besonders auffällig war ein höheres Risiko kurz nach der ersten Tätowierung sowie viele Jahre danach. Die Ergebnisse legen nahe, dass Tätowierfarbe langfristig gesundheitliche Folgen haben könnte, auch wenn weitere Forschung notwendig ist.


Die Beliebtheit von Tätowierungen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Tätowierfarben können allerdings krebserregende Substanzen wie primäre aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Metalle erhalten. Der Tätowiervorgang kann zudem eine immunologische Reaktion auslösen, welche zur Verlagerung der Farbpigmente vom Einstichort führt. Die Ablagerung von Pigmenten in Lymphknoten wurde in Untersuchungen bestätigt, doch die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind bisher kaum erforscht. Eine schwedische Registerstudie mit vollständiger Bevölkerungsabdeckung hat nun den Zusammenhang zwischen Tätowierungen und dem Auftreten von malignen Lymphomen sowie deren Subtypen zu untersucht.

Zusammenhang zwischen Tattoos und Lymphomen?

In einer Fall-Kontroll-Studie wurden alle Neuerkrankungen von malignen Lymphomen zwischen 2007 und 2017 bei Menschen im Alter von 20 – 60 Jahren im schwedischen Krebsregister erfasst. Für jeden Fall wurden 3 zufällig alters- und geschlechtsgematchte Kontrollpersonen aus dem Bevölkerungsregister verwendet. Die Exposition wurde 2021 per Fragebogen erhoben.

Inzidenz von malignen Lymphomen zwischen 2007 und 2017 im schwedischen Krebsregister

Die Studienpopulation umfasste 11 905 Menschen, mit einer Rücklaufquote von 54 % bei den Erkrankten (n = 1 398) und 47 % bei den Kontrollen (n = 4 193). Die Prävalenz von Tätowierungen lag bei 21 % der Erkrankten und 18 % der Kontrollen. Tätowierte Menschen hatten ein erhöhtes angepasstes Risiko für maligne Lymphome (Inzidenzratenverhältnis, IRR: 1,21; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,99 – 1,48). Das Risiko war am höchsten bei Menschen, deren erste Tätowierung weniger als 2 Jahre vor dem Indexjahr lag (IRR: 1,81; 95 % KI: 1,03 – 3,20). Bei einer Expositionsdauer von 3 – 10 Jahren sank das Risiko, stieg jedoch erneut bei Menschen mit ihrer ersten Tätowierung ≥ 11 Jahre vor dem Indexjahr (IRR: 1,19; 95 % KI 0,94 – 1,50). Es fand sich kein Hinweis auf ein höheres Risiko durch eine größere tätowierte Körperfläche. Besonders auffällig war der Zusammenhang für das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (IRR: 1,30; 95 % KI 0,99 – 1,71) und das follikuläre Lymphom (IRR: 1,29; 95 % KI 0,92 – 1,82).

Erhöhtes Risiko für bestimmte maligne Lymphome durch Tattoos

Die Ergebnisse deuten laut der Autoren darauf hin, dass Tätowierungen mit einem erhöhten Risiko für maligne Lymphome verbunden sein könnten. Die Größe der Tätowierung hatte keinen Einfluss auf das Risiko. Die Kausalität kann allerdings nicht aus einer einzelnen epidemiologischen Studie abgeleitet werden, betonen die Autoren.

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