In früheren Studien wurde im Blut der Halsvene während einer Migräneattacke eine vermehrte Freisetzung von im Nervensystem aktiven Eiweißstoffen (Neuropeptide) festgestellt. Ganz besonders fiel dabei das Calcitonin Gen-related Peptid oder CGRP auf, welches vermutlich die Blutgefäßweite im Körper kontrolliert und damit die typischen pulsierenden Kopfschmerzen auslöst.
Was kann dagegen getan werden?
In gentechnisch veränderten Lebewesen (z. B. Bakterien oder Hefepilzen) können neue Medikamente hergestellt werden, die körpereigenen Substanzen ähneln. Diese Medikamente werden Biologika genannt.
Erenumab ist so ein Biologikum, also ein biotechnologisch gewonnenes Medikament, das im Körper so funktioniert wie ein ganz normaler, körpereigener Antikörper. Es bindet sich an die Substanz, die es erkennen kann, sein sogenanntes Antigen, und markiert sie damit für die körpereigene Immunabwehr oder blockiert zumindest ihre eigentliche Funktion im Körper. Erenumab beispielsweise arbeitet dabei gegen die Andockstelle für das CGRP im Gehirn: Es bindet am CGRP–Rezeptor und blockiert somit die Wirkung des CGRP.
Wird die CGRP-Wirkung dadurch gezielt von dem Antikörper verhindert, kann die Migräne viel effizienter gestoppt werden als das mit einem Triptan möglich wäre.
Was sagt die Forschung?
Dieser neue Ansatz mit Hilfe biotechnologisch gewonnener Antikörper Migräneattacken akut zu behandeln oder ihnen vorzubeugen zeigte inzwischen auch bereits in mehreren Studien Wirkung.
Andere biotechnologisch hergestellte Antikörper gegen das CGRP, bisher vor allem Fremanezumab, Eptinezumab und Galcanezumab, binden dieses Migräne-Eiweiß direkt und erlauben damit der Immunabwehr, es gezielt aus dem Blut zu entfernen.
Eine alternative Bezeichnung für Erenumab ist AMG334. Das Medikament wurde am 30.7.2018 für die prophylaktische Behandlung von Migränepatienten in der EU zugelassen.