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HBV-Reaktivierung unter Anti-Interleukin-6 bei chronischer HBV-Infektion möglich

Original Titel:
HBV reactivation in patients with rheumatoid arthritis treated with anti-interleukin-6: a systematic review and meta-analysis

Kurz & fundiert

  • HBV-Reaktivierung bei Anti-Interleukin-6-Therapie möglich?
  • Immunsuppression bei rheumatoider Arthritis (RA)
  • Systematischer Review und Metaanalyse über 19 Studien mit 372 RA-Patienten
  • Ohne antivirale Prophylaxe Reaktivierungsrisiko bei chronischer HBV-Infektion 37 %, bei überwundener HBV-Infektion ca. 0 %
  • Antivirale Prophylaxe nur bei chronischer, nicht bei überwundener HBV-Infektion nötig

 

DGP Unser Immunsystem verhindert fortwährend erneute Ausbrüche viraler Erkrankungen mit noch in Zellen verbliebenen Viruskopien. Immunsuppressive Therapien gegen Interleukin-6 (Anti-IL-6) bei rheumatoider Arthritis können diesen Schutz bei einer chronischen HBV-Infektion schwächen und das Reaktivierungsrisiko signifikant erhöhen. Antivirale Prophylaxe, so das weitere Ergebnis des systematischen Reviews mit Metaanalyse, ist in diesen Fällen nötig, jedoch nicht bei früherer überwundener HBV-Infektion.


Nach einer Virusinfektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) können Viruskopien langjährig in Zellen verbleiben. Ein erneuter Ausbruch der Erkrankung wird nach aktuellem Verständnis durch eine Hemmung durch unser Immunsystem fortwährend verhindert. Unter manchen immunsuppressiven Therapien, wie sie bei chronisch-entzündlichen, rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (RA) nötig sind, ist jedoch eine Reaktivierung der früheren viralen Infektion denkbar. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu ermitteln, ob eine HBV-Reaktivierung bei RA-Patienten in einer Behandlung mit Antikörpern gegen Interleukin-6 (Anti-IL-6) auftreten kann.

HBV-Reaktivierung bei Anti-Interleukin-6-Therapie möglich?

Die Wissenschaftler führten eine systematische Literaturrecherche in den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, Scopus und EMBASE durch. Studien zu HBV-Reaktivierung bei RA-Patienten in Anti-IL-6-Therapie mit Veröffentlichung bis Januar 2023 wurden für die Metaanalyse berücksichtigt. Reviews, Fallstudien und Untersuchungen mit pädiatrischen Patienten schlossen die Autoren aus der Analyse aus.

Systematischer Review und Metaanalyse über 19 Studien mit 372 RA-Patienten

Insgesamt konnten 19 Artikel mit zusammen 372 RA-Patienten mit chronischer HBV-Infektion oder früherer HBV-Infektion zur weiteren Analyse identifiziert werden. Das Gesamtrisiko einer HBV-Reaktivierung bei RA-Patienten mit chronischer HBV-Infektion wurde auf dieser Basis auf 6,7 % geschätzt. Wurden ausschließlich Patienten mit chronischer Infektion, aber ohne antivirale Prophylaxe betrachtet, erhöhte sich das Risiko auf 37 %. Das Risiko einer Reaktivierung nach einer früheren ausgeheilten HBV-Infektion war hingegen nahe bei 0 %, unabhängig von einer antiviralen Prophylaxe. Alle RA-Patienten mit HBV-Reaktivierung in den betrachteten Studien wurden erfolgreich behandelt mit antiviraler Therapie und/oder Beendigung der Anti-IL-6-Therapie.

Antivirale Prophylaxe nur bei chronischer, nicht bei überwundener HBV-Infektion nötig

Die Analyse zeigt somit, dass eine Anti-IL-6-Behandlung das Risiko einer HBV-Reaktivierung bei chronischer HBV-Infektion substanziell erhöht. Das Risiko konnte mit einer antiviralen Prophylaxe stark gesenkt werden. RA-Patienten mit früherer überwundener HBV-Infektion hatten nach dieser Analyse hingegen nur ein extrem niedriges Risiko einer HBV-Reaktivierung unter Anti-IL-6-Therapie.

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