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Blinddarmentfernung fast ohne Narben – neue minimal-invasive Technik in der Kinderchirurgie am Campus Kiel des UKSH

Die Kinderchirurgie am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) bietet ab sofort eine neue Operationstechnik bei Blinddarmentzündungen an: Dabei ist nur ein winziger Schnitt im Bauchnabel nötig, was die Heilung vereinfacht und kaum sichtbare Narben hinterlässt.

Kipras Grusauskas litt an einer akuten Appendizitis (die Entzündung des Wurmfortsatzes, die sogenannte Blinddarmentzündung) und musste als Notfall am Tag seiner Vorstellung im UKSH operiert werden. Während der Operation konnte die schwer entzündete Appendix entfernt und der Bauch mit Spüllösung gesäubert werden. Nach einem kurzen Aufenthalt auf der kinderchirurgischen Station konnte Kipras am vierten Tag nach der Operation wieder entlassen werden. Wenn der 10-Jährige heute auf seinen Bauch sieht, kann er kaum glauben, dass er operiert wurde: Denn er kann keine Blinddarmnarben auf seinem Bauch erkennen. Nur bei genauem Hinsehen entdeckt er im Bauchnabel rechts einen kleinen halbkreisförmigen Schnitt, nicht länger als 1,5 Zentimeter.

Der Grund: Kipras wurde mit einer der modernsten Techniken operiert, die Kinderchirurgen zur Appendektomie nutzen. Hierbei erfolgt kein klassischer Schnitt im rechten Unterbauch, mit dem die Appendix traditionell mit den Händen des Operateurs im Bauch entfernt wird. Und auch die drei klassischen Narben bei der herkömmlichen minimal-invasiven Technik – über die eine Kamera und zwei Instrumente für die linke und rechte Hand des Operateurs in den Bauch eingebracht werden – sind nicht vorhanden.

PD Dr. Bergholz, neuer Leiter der Kinderchirurgie in der Klinik für Allgemeine-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie (Direktor Prof. Dr. Thomas Becker), erläutert diese neue Technik: „Bei der transumbilikalen laparoskopisch assistierten Appendektomie, kurz TULAA, wird der Bauch nur über einen kleinen Schnitt wie bei der minimal-invasiven Chirurgie eröffnet. Weitere Schnitte für das Einbringen von minimal-invasiven Instrumenten für den Operateur entfallen, da man mit einem Spezialgerät nur über diesen einen Schnitt gleichzeitig die Kamera und die Instrumente in den Bauch einbringen kann, für die man früher drei Schnitte gebraucht hat. Meistens benötigt man nur noch ein zusätzliches Instrument statt zwei und kann mit diesem die Appendix mobilisieren und über den kleinen Schnitt im Bauchnabel nach draußen ziehen und dann entfernen. Mit dieser Weiterentwicklung der minimal-invasiven Chirurgie ersparen wir den Kindern also zwei zusätzliche Schnitte und können somit auch das Risiko für Komplikationen wie zum Beispiel Verwachsungen im Bauchraum reduzieren.“

Diese Technik ist mittlerweile sehr gut etabliert, sagt PD Dr. Bergholz, der sich auch wissenschaftlich mit ihr beschäftigt hat, und er freut sich, dass die Kinderchirurgie am Campus Kiel des UKSH diese nun auch erkrankten Kindern anbieten kann. „Dabei achten wir selbstverständlich weiterhin auf die Sicherheit für die Kinder, die höchste Priorität hat, und können somit offene Chirurgie, klassische minimal-invasive Chirurgie und nun auch fortgeschrittene minimal-invasive Techniken anbieten.“

PD Dr. Bergholz leitet seit 1. April 2019 die Kinderchirurgie am Campus Kiel des UKSH und ist ein erfahrener Spezialist insbesondere für moderne minimal-invasive OP-Techniken. Schwerpunkte seiner Forschung und klinischen Tätigkeit sind die roboter-/computergestützte minimal-invasive Chirurgie, fetale Chirurgie, Neugeborenenchirurgie sowie die hepatobiliäre und onkologische Viszeral- und Thoraxchirurgie. Als Bereichsleiter möchte Dr. Bergholz die in Kiel bestehenden Strukturen, zum Beispiel mit dem Kurt-Semm-Zentrum für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie, synergistisch nutzen, um durch Kooperation und Netzwerkbildung die minimal-invasive chirurgische Versorgung der dem UKSH anvertrauten Kinder und Jugendlichen weiterzuentwickeln.