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Giftinformationszentrum-Nord mit Jahresbericht 2018

Bedarf gestiegen: GIZ-Nord führt rund 42.700 Beratungen durch und weist auf Vergiftungen mit Petermännchen hin.

(umg) Ob durch Pilze, Pflanzen, Putzmittel oder Petermännchen verursacht – die Beratung in einem akuten Vergiftungsfall ist die Hauptaufgabe des Giftinformationszentrum Nord (GIZ-Nord) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Ratsuchende Eltern bekommen hier kompetente Hilfe. Auch die fachliche Beratung bei ungewöhnlichen oder schweren Intoxikationen für Rettungskräfte und Ärzte gehört zu den Aufgaben des GIZ-Nord. Insgesamt 42.692 Anfragen zu Vergiftungen haben die ärztlichen Berater*innen des GIZ-Nord im Jahr 2018 beantwortet. Das sind rund 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der 24-Stunden-Service des GIZ-Nord wurde im Jahr 2018 vermehrt von medizinischem Fachpersonal in Anspruch genommen.

„Die weiter gestiegene Zahl von Anfragen zeigt, wie groß der Bedarf an qualifizierter Beratung im Vergiftungsnotfall ist. Die Resonanz belegt auch, wie gut das GIZ-Nord in der Bevölkerung sowie in der Ärzteschaft bekannt und akzeptiert ist“, sagen Dr. Martin Ebbecke und Prof. Dr. Andreas Schaper, die das GIZ-Nord seit 2015 leiten. Zuständig ist das GIZ-Nord für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Vergiftungen mit Petermännchen

Von Tieren und Pflanzen produzierte Toxine (Gifte) gehören zu den gefährlichsten bekannten Giftstoffen. Vergiftungen durch Kontakt mit einem Fisch, dem „Petermännchen“, haben in den letzten 20 Jahren zu steigenden Anfragen im GIZ-Nord geführt. „Immer wieder kommt es an den norddeutschen Küsten zu Vergiftungen mit dem Petermännchen. Entweder tritt man im flachen Wasser auf den Fisch oder Angler verletzten sich beim Ablösen des Fisches vom Angelhaken. Glücklicherweise gab es bisher keine tödlichen Vergiftungen“, sagt Prof. Dr. Andreas Schaper. „Die Verletzungen sind ausgesprochen schmerzhaft und die Symptome können Wochen, Monaten, in seltenen Einzelfällen sogar über Jahre anhalten. Die Therapie orientiert sich an den Symptomen, ein spezifisches Gegengift gibt es nicht“, sagt Dr. Martin Ebbecke. Derzeit lässt das GIZ-Nord über dreihundert Fälle von Vergiftungen durch Petermännchen im Rahmen einer Doktorarbeit analysieren. Erste Erkenntnisse wurden bereits auf wissenschaftlichen Kongressen präsentiert.

Das GIZ-Nord war im Jahr 2018 an 15 wissenschaftlichen Publikationen beteiligt. Zahlreiche Einladungen zu internationalen Konferenzen zeigen, wie sehr die Institution auch im internationalen Umfeld anerkannt ist. 37-mal berichteten Mitarbeiter*innen des GIZ-Nord in Kliniken und auf wissenschaftlichen Kongressen über Themen, wie Vergiftungen mit exotischen Gifttieren, mit Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS), mit Brand- und Rauchgasen sowie Vergiftungen im Kindesalter.

„Die Einbettung des GIZ-Nord in das Pharmakologisch-toxikologische Servicezentrum (PTS) der UMG mit seinen Laboren erweitert die Kompetenz des GIZ-Nord um die Möglichkeit von toxikologischer Analytik vor Ort ungemein“, betonen Ebbecke und Schaper.

Weitere Informationen, die aktuellen und die bisherigen Jahresberichte sowie verschiedene Warnmeldungen über aktuelle Vergiftungsgefahren sind abrufbar über die Internetseite: www.giz-nord.de

Die meisten Anfragen erreichen das GIZ-Nord über die Notrufnummer 0551 / 19240. Vorsorgliche Anfragen können auch per E-Mail (giznord(at)giz-nord.de) übermittelt werden.