Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Wenn mein Kind dauernd schreit

Hilfe erhalten Eltern in der Schreiambulanz am UKJ

Jena (UKJ/kbo). Babys weinen. Wenn sie Hunger haben, die Windel voll ist, sie müde sind, sie Nähe suchen. Weinen und Schreien sind ihre einzigen Kommunikationsmittel. Das bereitet Eltern sicher die eine oder andere schlaflose Nacht, lässt sich aber bewältigen. Was jedoch, wenn das Kind permanent schreit und das für Eltern zur Zerreißprobe wird? Hilfe gibt es in der Schreiambulanz am Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) am Universitätsklinikum Jena (UKJ).

Einzigartiges ambulantes Angebot am UKJ

In der Schreiambulanz – vollständig heißt das Angebot im SPZ Familiensprechstunde 0-3 – finden Eltern Experten unterschiedlicher Fachrichtungen: Neben Dörte Mund, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit der Zusatzqualifikation als Eltern-Säuglings-Kleinkind-Psychotherapeutin, gibt es Kinderärzte und bei Bedarf auch Physiotherapeuten mit spezieller Weiterbildung für die Behandlung von Säuglingen. Auch eine Logopädin, die zum Beispiel bei Schluckstörungen hinzugezogen werden kann sowie eine Stillberaterin stehen bei Bedarf mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zur Verfügung. Dieses umfangreiche und dabei ambulante Angebot ist einzigartig in Thüringen. Für einen Termin in der Schreiambulanz brauchen Eltern eine Überweisung ihres Kinderarztes. Der ist zunächst auch der erste Ansprechpartner, wenn das Baby viel schreit.

Das können Eltern tun, wenn ihr Kind schreit:

  • sanft auf dem Arm schaukeln,
  • den Bauch massieren,
  • ein Lied singen,
  • spazieren gehen,
  • mit dem Kind sprechen,
  • Trinken anbieten,
  • selbst Ruhe bewahren.

„Grundsätzlich haben alle Eltern intuitive elterliche Kompetenzen“, weiß Dörte Mund. „Sie tun also meistens das Richtige. Wenn das Kind aber dennoch ständig und exzessiv schreit und sich nicht beruhigen lässt, sollten die Ursachen abgeklärt werden.“ Denn hinter dem Dauerschreien können vielfältige Ursachen stecken:

  • Auf Seiten des Kindes: Neben körperlichen Ursachen kommen auch Beeinträchtigungen während des Geburtsvorgangs, Frühgeburt, neurologische Unreife oder das Temperament des Kindes in Frage.
  • Auf Seiten der Eltern: Stress, Überlastung, traumatische Erlebnisse, ungewollte Schwangerschaft oder künstliche Befruchtung können Ursachen sein.
  • Es kann an der Konstellation von Eltern und Kind liegen, wenn beispielsweise ein leicht irritierbares Kind auf eine besonders belastete Mama trifft.

Im SPZ werden die Kinder daher bei Bedarf zunächst gründlich untersucht, um körperliche Ursachen auszuschließen beziehungsweise zu behandeln. Liegt keine körperliche Erkrankung vor, können Eltern eine psychologische Beratung oder bei Bedarf eine Eltern-Säuglings-Kleinkind-Psychotherapie bei Dörte Mund erhalten. In ihrer Sprechstunde geht es vor allem um die Beziehung zwischen Eltern und Kind. In etwa sechs bis acht Sitzungen entwickelt Dörte Mund gemeinsam mit den Eltern Strategien, um sie zu unterstützen und die Situation zu verbessern. „Meist hat sich die Symptomatik noch nicht über einen längeren Zeitraum manifestiert, so dass mit relativ wenigen Behandlungsterminen eine Besserung erreicht werden kann. Oft ist der wöchentliche Termin schon eine erste Entlastung für die Eltern“, weiß Dörte Mund. Wichtig ist Dörte Mund vor allem, Eltern klar zu zeigen: Sie sind nicht allein.

Das ist besonders wichtig, denn Kinder, die viel schreien, sind gefährdet, geschüttelt zu werden. „Das darf nicht passieren!“, sagt sie ganz deutlich. Das ist lebensgefährlich für das Kind. „Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass sich die Eltern melden, bevor die Situation eskaliert.“

Weitere Informationen auf der Website des SPZ