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Corona

Hoffnungsträger Remdesivir bei schwerem COVID-19

Original Titel:
Compassionate Use of Remdesivir for Patients with Severe Covid-19

Kurz & fundiert

  • Remdesivir ist ein antiviraler Wirkstoff aus der Gruppe der Nukleotid-Analoga
  • Remdesivir hemmt die RNA-Polymerase und ist u. a. gegen verschiedene Coronaviren, Ebolaviren und das respiratorische Syncytial-Virus wirksam

 

DGP – Wissenschaftler werteten die Daten einer kleinen, internationalen Patientengruppe aus, welche mittels Compassionate Use mit dem RNA-Polymerase-Hemmer Remdesivir behandelt wurde. Remdesivir zeigte gute Wirksamkeit bei den Patienten, die nun in weiteren Studien bestätigt werden muss.


Remdesivir, ein Nukleotid-Analoga, welches virale RNA-Polymerase hemmt, hat in-vitro gute Wirksamkeit gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gezeigt. Da das Arzneimittel (noch) nicht zugelassen ist, kann es derzeit nur in Form des sogenannten Compassionate Use angewendet werden. Darunter versteht man, dass ein Arzneimittel trotz fehlender Zulassung bei besonders schweren oder lebensbedrohenden Krankheitsfällen zum Einsatz kommen kann.

Im renommierten New England Journal of Medicine berichteten Wissenschaftler nun über die Anwendung von Remdesivir bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten aus den USA, Japan, Europa und Kanada.

Compassionate Use von Remdesivir bei 53 schwer erkrankten COVID-19-Patienten

Der Bericht der Wissenschaftler stützt sich auf die Daten von 53 Patienten, die zwischen dem 25. Januar 2020 und 7. März 2020 mit Remdesivir behandelt wurden (von anfänglich 61 Patienten wurden 7 Patienten wegen fehlender Daten und 1 Patient wegen eines Dosierungsfehlers ausgeschlossen). Alle Patienten hatten eine schwere COVID-19 Erkrankung mit einer Sauerstoffsättigung ≤ 94 %. Die meisten Patienten (n = 34; 64 %) mussten invasiv beatmet werden, davon 30 Patienten mit invasiver maschineller Beatmung und 4 Patienten mit extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO).

Die Patienten erhielten am ersten Tag 200 mg Remdesivir. In den 9 darauffolgenden Tagen waren 100 mg Remdesivir vorgesehen. 40 Patienten (75 %) wurden 10 Tage lang mit Remdesivir behandelt, 10 Patienten (19 %) 5 bis 9 Tage lang und 3 Patienten (6 %) weniger als 5 Tage lang.

Bei einem Großteil der Patienten führte die Behandlung mit Remdesivir zu klinischen Verbesserungen

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 18 Tagen zeigte sich Folgendes: Ein großer Teil der Patienten (n = 36; 68 %) benötigte weniger intensive Unterstützung bei der Beatmung. Bei 17 von 30 Patienten, die invasiv maschinell beatmet wurden, konnten die Geräte zur Beatmung entfernt werden. 3 von 4 Patienten (75 %), die die ECMO erhielten, benötigten diese nicht mehr. Fast die Hälfte der Patienten (n = 25; 47 %) wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Sieben Patienten (13 %) verstarben. Bei Patienten, die invasiv beatmet wurden, betrug die Sterblichkeit 18 % (6 von 34) und bei nicht invasiv beatmeten Patienten 5 % (1 von 19).

Fazit

Remdesivir zeigte gute Wirksamkeit bei hospitalisierten COVID-19-Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf: Eine klinische Verbesserung wurde bei 68 % der Patienten erreicht. Nun werden randomisierte, kontrollierte Studien benötigt, um die Wirksamkeit von Remdesivir zur Behandlung von COVID-19 verlässlicher einschätzen zu können.

Anmerkung: Aufgrund der zu großen Nachfrage hat das Pharmaunternehmen Gilead den Zugang zu Remdesivir über den Compassionate Use zum aktuellen Zeitpunkt bis auf wenige Ausnahmen gestoppt. Das Unternehmen arbeitet allerdings verstärkt an Maßnahmen, um einen erweiterten Zugang zu Remdesivir zu ermöglichen.

[DOI: 10.1056/NEJMoa2007016]

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