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Von Geburt an HIV-positiv: Auswirkungen auf Sexualleben und Familienplanung

Original Titel:
Reproductive and sexual health knowledge, experiences, and milestones in young adults with life-long HIV

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler verglichen 35 Patienten, die seit ihrer Geburt mit HIV infiziert waren, mit 20 HIV-negativen Kontrollpersonen
  • Die Wissenschaftler stellten keine nennenswerten Unterschiede im Sexualverhalten fest, obwohl viele HIV-Patienten diesbezüglich von Ängsten geplagt waren
  • Die HIV-Infektion hatte bei vielen Patienten keine großen Auswirkungen auf die Partnersuche
  • Bei etwa der Hälfte der Patienten wirkte sich HIV nicht auf den Kinderwunsch aus

 

DGP – Patienten, die bereits seit ihrer Geburt mit HIV infiziert sind, haben während ihrer Jugend mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Wissenschaftler verglichen in der vorliegenden Studie Betroffene mit HIV-negativen Kontrollpersonen, um einschätzen zu können, wie sich eine solch frühe HIV-Infektion auf das Sexualleben und die Familienplanung auswirkte.


Wenn die Mutter mit HIV infiziert ist, besteht das Risiko, dass sich das Kind vor, während oder kurz nach der Geburt ansteckt. In Deutschland ist das Risiko zum Glück sehr gering, weil entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können (Studie von Marcus, 2019 in der medizinischen Fachzeitschrift Eurosurveillance veröffentlicht). Gefährlich ist es jedoch, wenn die werdende Mutter nichts von ihrer HIV-Infektion weiß. Aus diesem Grund wird allen Schwangeren standardmäßig einen HIV-Test angeboten. Trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen kommt es leider trotzdem vor, dass sich Kinder kurz vor, kurz nach oder während der Geburt mit HIV infizieren. Wissenschaftler aus den USA betrachteten diese Patientengruppe genauer.

Wissenschaftler befragten Patienten, die seit ihrer Geburt mit HIV lebten

35 Erwachsenen, die seit ihrer Geburt mit HIV infiziert waren, füllten verschiedene Fragenbögen aus. Auch 20 HIV-negative Kontrollpersonen, die mit den Patienten in möglichst vielen Eigenschaften wie dem Alter, dem Geschlecht und Familienstand übereinstimmten, nahmen an der Befragung teil. Mithilfe der Fragebögen untersuchten die Wissenschaftler, ob die Befragten an depressiven Symptomen litten, wie viel sie zu der Übertragung von HIV wussten, wie ihre Lebensqualität, ihr Sexualverhalten und ihre Familienplanung war.

HIV-Patienten waren gut über die Familienplanung mit HIV informiert

Bei dem Vergleich fiel auf, dass Erwachsene, die seit der Geburt mit HIV infiziert waren, stärker von depressiven Symptomen betroffen waren als HIV-negative Vergleichspersonen. Auch die Lebensqualität war in manchen Bereichen (Unabhängigkeit und körperliche Gesundheit) schlechter. Auf der anderen Seite wussten die Patienten mehr über die HIV-Übertragung im Rahmen der Familienplanung, wie z. B. dass HIV beim Stillen übertragen werden kann, dass Neugeborene von Müttern mit HIV vorsorglich Medikamente bekommen können und dass sich HIV-negative Partner mit einer vorsorglichen Behandlung vor einer Infektion schützen können. Mit steigendem Alter wussten die Patienten mehr über ihre Erkrankung. Im Vergleich zu den Kontrollpersonen waren die Patienten außerdem sicherer, was ihr Wissen über sexuelle und reproduktive Gesundheit anging.

Wissenschaftler stellten keine nennenswerten Unterschiede im Sexualverhalten fest

Wurden Patienten mit HIV, die sexuell aktiv waren, mit sexuell aktiven Vergleichspersonen verglichen, fiel auf, dass es keine Unterschiede bezüglich der sexuellen Orientierung, der Anzahl an Sexualpartnern und dem Alter, an dem sie ihr erstes Mal erlebten, gab. Beide Gruppen gaben an, dass sie nicht immer Kondome verwendeten. Patienten mit HIV gaben jedoch an, dass ihre Sexualverhalten von der Angst, die HIV-Infektion offenlegen zu müssen (60 %), von der Angst, den Partner anzustecken (51 %), und von der Angst, ein Kind mit HIV auf die Welt zu bringen (43 %), beeinflusst wurde.

Die HIV-Infektion hatte bei vielen Patienten keine großen Auswirkungen auf die Partnersuche

Etwa die Hälfte der Patienten (54 %) gab an, dass die HIV-Infektion ihren Wunsch, eine Liebesbeziehung zu führen, nicht negativ beeinflusste. Was die Schwierigkeit, einen Partner zu finden, anging, so gaben 38 % der Patienten an, dass die HIV-Infektion diese stark erhöhte. 23 % empfanden den Einfluss der HIV-Infektion auf die Partnersuche als moderat. 37 % der Patienten gaben an, dass die HIV-Infektion die Partnersuche gar nicht oder nur geringfügig erschwerte.

Bei etwa der Hälfte der Patienten wirkte sich HIV nicht auf den Kinderwunsch aus

54 % der HIV-Patienten gaben an, dass sich die HIV-Infektion nicht auf ihren Kinderwunsch auswirkte. HIV-Patienten bekamen genauso häufig Nachwuchs wie die gesunden Vergleichspersonen. Allerdings war bei den HIV-Patienten die Schwangerschaft häufiger geplant.

Patienten, die seit ihrer Geburt mit HIV infiziert waren, hatten ein gutes Verständnis über die Übertragung von HIV und die Familienplanung bei HIV. Was das Sexualverhalten und Kinderkriegen anging, unterschieden sie sich nicht nennenswert von den HIV-negativen Vergleichspersonen. Viele Betroffene litten jedoch unter depressiven Symptomen, was bei der Betreuung der Patienten berücksichtigt werden sollte. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich hier um eine sehr kleine Studie mit nur wenigen Teilnehmern handelt. Sie vermittelt somit nur einen kleinen Eindruck. Um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen, ist eine Analyse im größeren Maßstab notwendig.

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