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Erkrankungen der Nebenschilddrüse: Punktgenaue Diagnose für gezielte OP-Technik

Erkrankungen der Nebenschilddrüse sind häufig, werden aber oftmals spät entdeckt. Die Diagnose dieser Erkrankung ist für den menschlichen Organismus von essentieller Bedeutung. Das Schilddrüsen Zentrum am Kepler Universitätsklinikum ist Ansprechpartner für alle Anfragen zum Thema Schilddrüse. Innovative Diagnoseverfahren sowie schonende OP-Techniken werden angewendet.

Die Nebenschilddrüsenkörperchen sind ganz kleine Organe, welche nur wenige Millimeter im Durchmesser aufweisen. In den meisten Fällen gibt es vier derartige Organe, welche beidseitig der Schilddrüse jeweils am oberen und unteren Pol anliegen. Trotz der Kleinheit dieser Organe ist die Wirkung des gebildeten Hormons von ganz wesentlicher Bedeutung für den Kalziumstoffwechsel im Körper. Mit einer Häufigkeit von ca. 7 Fällen pro 1.000 Erwachsenen kann es zu einer Überfunktion eines Nebenschilddrüsenkörperchens aufgrund der Überproduktion des Nebenschilddrüsenhormons (auch Parathormon bezeichnet) mit Anstieg des Kalziumwertes im Blut kommen.

Die gesundheitlichen Folgen bei einer Überfunktion des Nebenschilddrüsenkörperchens

Es kann zu einem vermehrten Knochenabbau (Osteoporose), zur Bildung von Nierensteinen sowie auch zu Beschwerden des Magendarmtrakts kommen. In erster Linie können dabei Geschwüre im Magen bzw. Dünndarm auftreten. Nachdem der Kalziumanstieg im Blut schleichend vor sich geht, werden diese Symptome oftmals spät bemerkt bzw. der Nebenschilddrüse zugeordnet. In schweren Fällen kann es aber auch zu Herzrhythmusstörungen und schwerwiegenden intensivpflichtigen Bewusstseinsstörungen kommen.

Auch eine Reihe anderer Symptome können durch diese krankhafte Veränderung der Nebenschilddrüse verursacht bzw. verstärkt werden, z.B.: eingeschränkte Gedächtnisleistung, Bluthochdruck, Appetitlosigkeit, Verstopfung, aber auch depressive Verstimmung. Überwiegend tritt diese Nebenschilddrüsenerkrankung bei Patientinnen und Patienten ab der sechsten Lebensdekade auf. Frauen sind dabei häufiger betroffen. Diese Erkrankung ist in den allermeisten Fällen gutartig.

Innovatives Diagnoseverfahren am Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie

Die gute Nachricht dabei ist, dass, wenn die Diagnose gestellt wird, die Krankheit in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff leicht und dauerhaft behandelbar ist. Voraussetzung für einen erfolgreichen operativen Eingriff ist, dass das krankhaft veränderte Nebenschilddrüsenkörperchen präzise vor einer Operation lokalisiert wird. Im Schilddrüsen Zentrum ist der Diagnose und Therapie dieser Erkrankung ein Schwerpunkt in der interdisziplinären Versorgung gewidmet.

„Je besser die laborchemische bzw. bildgebende Diagnostik ist, umso leichter ist diese Krankheit durch eine Operation behandelbar“, betont der Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel.

Präzisionsmedizin

Am Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie werden Patientinnen und Patienten umfassend klinisch, labormäßig und durch eine innovative multimodale Bildgebung abgeklärt, bevor der chirurgische Eingriff durchgeführt wird.

Am institutseigenen Labor werden die entsprechenden spezifischen Laborparameter bestimmt. Anschließend erfolgt eine spezielle Bildgebung, wobei mittels 18F-Cholin-PET-CT das hyperfunktionelle Nebenschilddrüsenkörperchen genau lokalisiert wird. Zur Lokalisationsbestimmung wird bei komplexeren Fällen zusätzlich mittels softwarebasierter Bildüberlagerung eine PET-MRT-Bildfusion angefertigt, um so die genaue Lage des krankhaften Organs in Bezug auf die umgebenden Weichteilstrukturen exakt darstellen zu können. Bevor der Eingriff dann stattfindet, werden die fusionierten Bilder gemeinsam besprochen und der Eingriff punktgenau geplant.

Die Wertigkeit dieser neuartigen Bildgebung (Software-basierte Bildüberlagerung von PET und MRT) konnte auch im Zuge einer wissenschaftlichen Auswertung zusammen mit einem Medizinstudenten der JKU klar bestätigt werden.

Mit einer beinahe 100%igen Wahrscheinlichkeit kann durch diese Untersuchungstechnik das krankhafte Nebenschilddrüsenkörperchen, welches nur wenige Millimeter groß ist und häufig Lagevarianten aufweist, exakt lokalisiert werden. Das ermöglicht der Chirurgin bzw. dem Chirurgen mit hoher Verlässlichkeit zielsicher und rasch das Nebenschilddrüsenadenom intraoperativ aufzuspüren und zu entfernen.

Die Laboranalysen sowie die klinischen Nachkontrollen inkl. Knochendichtemessungen werden allesamt am Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie durchgeführt, sodass den Patientinnen und Patienten unnötige Wege erspart bleiben und quasi „alles aus einer Hand“ angeboten werden kann.

Fokussiertes operatives Verfahren an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Dafür ist lediglich ein kleiner Hautschnitt erforderlich. Für die Patientinnen und Patienten besteht dadurch der wesentliche Vorteil, dass der Eingriff sehr schonend durchgeführt werden kann. Noch während des Eingriffs kann durch eine Blutabnahme der Therapieerfolg unmittelbar bestätigt werden.

„Nicht nur ältere Patientinnen und Patienten, welche häufig auch diverse Begleiterkrankungen sowie zusätzliche Knotenbildungen in der Schilddrüse aufweisen, profitieren von dieser interdisziplinären Zusammenarbeit, sondern gerade auch jüngere Patientinnen und Patienten“, sagt der Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszerialchirurgie, Prim. Univ.-Doz. Dr. Andreas Shamiyeh.