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Wenn das Herz müde oder steif wird

Vier Millionen Menschen leiden allein in Deutschland unter einer Herzschwäche. Mit jährlich rund 465.000 stationär behandelten Patienten ist die Herzschwäche der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Mehr als 40.000 Menschen sterben jedes Jahr an Herzschwäche. Die Volkskrankheit ist ernst und tückisch, da ihre Symptome oft unspektakulär sind und dem Alter zugeschrieben werden. Um die Bevölkerung für die Warnzeichen zu sensibilisieren, hat die Deutsche Herzstiftung die bundesweiten Herzwochen vom 1. bis 30. November unter das Motto „Das schwache Herz“ gestellt. In diesem Rahmen bietet das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) gemeinsam mit der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am 17. November 2020 von 15 bis 17 Uhr ein Webinar auf der Plattform „Skype for Business“ an. Kardiologinnen und Kardiologen stellen verschiedene Formen und Ursachen der Herzinsuffizienz vor und informieren über Symptome, Diagnostik, Therapie und Vorbeugung. Am 27. November steht in einem weiteren Webinar der Sport im Fokus. Weitere Informationen und Anmeldung: www.dzhi.de.

„Die Herzschwäche ist das Resultat verschiedener Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Herzklappenfehler. Aber auch der Diabetes ist mittlerweile ein sehr wichtiger Auslöser einer Herzschwäche“, erläutert Prof. Dr. Christoph Maack, Sprecher des DZHI. „Wir unterscheiden prinzipiell zwei Formen der Herzschwäche: Eine, bei der das Herz müde geworden ist und nicht mehr gut pumpt, die systolische Herzinsuffizienz. Und eine bei der es dem Herzen an Elastizität fehlt, sodass es in der Entspannungsphase zwischen den Herzschlägen, der Diastole, nicht genügend Blut aufnehmen kann. Man spricht daher beim steifen und dicken Herzen von der diastolischen Herzinsuffizienz sowie von einer Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion HFpEF (Heart Failure with preserved Ejection Fraction).

Fokus auf das dicke, steife Herz

Prof. Dr. Ulrich Hofmann, geschäftsführender Oberarzt an der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, konzentriert sich in seinem Vortrag auf die Entstehung der HFpEF: „Während es für die Hauptursachen des Elastizitätsverlustes, nämlich für Stoffwechselerkrankungen wie Blutzucker sowie Bluthochdruck, etablierte, medikamentöse Behandlungen gibt, existieren für andere Ursachen der HFpEF bislang noch keine kausalen Behandlungsmöglichkeiten – trotz großer Anstrengungen der Forscher.“ Körperliches Training sei aber unabhängig von der Ursache der HFpEF eine wirksame Behandlung, um den Herzmuskel elastisch zu halten und die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Generell lässt sich verschiedenen Studien zufolge mit einem gesunden Lebensstil und der Vorbeugung der Risikokrankheiten die Hälfte aller Herzschwäche-Fälle vermeiden.

Blick ins Herz mit dem Ultraschall

Wer Symptome bemerkt wie eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, Atemnot bei körperlicher Belastung, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen sowie plötzliche und kontinuierliche Gewichtszunahme und geschwollene Beine durch Wassereinlagerung, der sollte umgehend einen Arzt aufsuchen. Zu den wichtigsten Diagnosemethoden gehört neben Bluttest und EKG auch der Herzultraschall, die so genannte Echokardiographie. Dr. Caroline Morbach, Leiterin des Echolabors am DZHI, wird im Webinar anhand bewegter Bilder verschiedene Formen der Herzinsuffizienz demonstrieren. Wie unterscheidet sich das müde Herz mit reduzierter Pumpfunktion vom steifen Herzen mit Füllungsstörung? Und wie sieht das besonders dicke Herz aus?

Alkohol ins Herz

Einer, der das besonders dicke Herz, die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM/HOCM), seit Jahren erforscht und behandelt ist Prof. Dr. Hubert Seggewiß. Er hat sich vor allem mit der Weiterentwicklung der perkutanen Alkoholseptumablation weltweit einen Namen gemacht. Dabei wird mittels Herzkatheter-geführter Ablation Alkohol in die Ader gespritzt, die die verdickte Muskulatur versorgt, was einen künstlichen Herzinfarkt auslöst und wodurch sich der Herzmuskel verdünnt und die Herzfunktion normalisiert. Mit seiner Kollegin Dr. Angelika Batzner verstärkt Seggewiß seit April dieses Jahres im DZHI und der Med Eins das interdisziplinäre Team für Diagnostik und Therapie für Patienten mit HCM.

Was in den Genen steckt

HCM ist eine meist angeborene Erkrankung – eine von vielen familiären Kardiomyopathien, die zu einer Herzinsuffizienz führen können.  „Zurzeit sind etwa nur die Hälfte der genetischen Ursachen von Kardiomyopathien bekannt und viele der molekularen Zusammenhänge immer noch unklar“, weiß Prof. Dr. Brenda Gerull. Sie ist im DZHI die Leiterin des Departments Kardiovaskuläre Genetik, wo sie mit ihrem Team genetische Formen der Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen erforscht und behandelt. Im Webinar stellt sie verschiedene bereits bekannte genetische Ursachen von Herzmuskelerkrankungen vor, legt dar, wie sie sich vererben und wann ein genetischer Test sowie Familienuntersuchungen sinnvoll sind.

Covid-19 und Herzschwäche: Keine Panik aber Vorsicht!

Eine Frage, die angesichts Corona sicherlich viele beschäftigt: Wie gefährlich ist Covid-19 für Herzschwächepatienten? „Generell können sowohl bakterielle als auch virale Infektionen das geschwächte Herz zusätzlich belasten“, sagt Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I und Moderator des Webinars. Eine weltweite Studie zeigte, dass Herzschwäche-Patienten ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben als Patienten ohne Vorerkrankung. Panik sei aber nicht angebracht. Frantz rät Betroffenen zur Vorsicht: „Neben den AHA+L-Empfehlungen, also Abstand, Hygieneregeln, Alltagsmasken und Lüften, sollten Herzschwäche-Patienten weiterhin darauf achten, konsequent ihre Medikamente zu nehmen, Blutdruck und Gewicht zu kontrollieren, mögliche Warnzeichen ernst zu nehmen und im Notfall den Rettungsdienst zu rufen.“ Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen empfiehlt er zudem, sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen.

Webinar „Das müde oder steife Herz“ am Dienstag, 17. November von 15 bis 17 Uhr, auf der Plattform Skype for Business.  Anmeldung per E-Mail unter dzhi@ukw.de. Weitere Informationen zu den Referenten und Vorträgen auf der Webseite www.dzhi.de.

Herzen in Bewegung! Webinar zur Aktivität im Alltag

Zehn Tage später, am 27. November, bietet das DZHI gemeinsam mit dem niedergelassenen Kardiologen Dr. Christian Rost ein weiteres Webinar an. Dabei wird sich alles um den Sport drehen. „Bewegung kommt gerade in diesen Zeiten – Winter und Lockdown –  eine enorme Bedeutung zu“, sagt Christoph Maack. „Verkriechen Sie sich nicht. Gehen Sie regelmäßig draußen spazieren, wandern oder fahren Sie mit dem Rad. Machen Sie zudem einige Dehn- und Kraftübungen. Das stärkt das Herz ungemein und steigert darüber hinaus die Lebensqualität.“  Christoph Maack gibt gemeinsam mit Christian Rost auf der Plattform „Skype for Business“ Tipps, wie man schon mit ein bisschen Aktivität im Alltag seine Gesundheit stärken kann. Selbst schwache Herzen können mit regelmäßigem Training gestärkt werden. „Ein mit dem Arzt abgestimmtes Sportprogramm kann die Symptome der Herzinsuffizienz lindern, den Verlauf positiv beeinflussen und das Herz stärken“, weiß der Sportkardiologe und Vizepräsident des Bayerischen Sportärzteverbandes Christian Rost.

Webinar „Herzen in Bewegung“ am Freitag, 17. November um 17 Uhr, auf der Plattform Skype for Business.  Anmeldung per E-Mail unter dzhi@ukw.de. Weitere Informationen zu den Referenten und Vorträgen auf der Webseite www.dzhi.de.