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Herzwochen 2020: Das schwache Herz im Fokus

Jenaer Herzexperte Prof. Dr. Torsten Doenst im Interview

November steht jährlich im Zeichen der Herzwochen, wobei die Deutsche Herzstiftung e.V. aktuell unter dem Motto „Das schwache Herz‘“ die Herzinsuffizienz in den Mittelpunkt stellt. Jährlich werden rund 2000 Patienten aufgrund einer Herzschwäche am Universitätsklinikum Jena (UKJ) behandelt. Vier häufige Fragen dazu an Prof. Dr. Torsten Doenst, Direktor der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am UKJ.

Wie zeigt sich eine Herzinsuffizienz?

Eine Herzschwäche kann sich etwa durch Luftnot bei Belastung, Müdigkeit, Körperschwäche und manchmal durch Brustenge bemerkbar machen. Auch Husten kann ein Symptom sein. Wenn man zum Beispiel beim Spazieren gehen stehen bleiben muss, weil einem „die Luft ausgeht“, ist das ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden sollte.

Welche Ursachen gibt es?

Wenn eine Pumpschwäche die Ursache für eine Herzinsuffizienz ist, pumpt der Muskel nicht mehr richtig und das Blut zirkuliert entsprechend eingeschränkt. Das kann beispielsweise Folge eines Herzinfarktes und damit durch eine koronare Herzerkrankung begründet sein. Hinter einer Herzschwäche kann aber auch ein Ventrikelproblem stecken, das die Aorten-, Mitral- oder Trikuspidalklappe betrifft. Dann funktioniert die Herzklappe nicht mehr richtig, weil sie undicht wird und Blut wird zum Teil mit Druck in die Lunge gepumpt. Und es gibt viele weitere Ursachen, die den Herzmuskel beim Pumpen beeinträchtigen können, etwa Entzündungen, Rhythmusstörungen und angeborene Faktoren.

Welche Behandlungsmöglichkeiten können eingesetzt werden?

Eine medikamentöse Therapie gehört grundsätzlich zum Standard bei eingeschränkter Pumpleistung des Herzens. Die weitere Behandlung hängt vom Grundproblem ab. Bei einer koronaren Herzerkrankung verlängert eine Bypassoperation das Leben und auch eine Stentimplantation kann im Einzelfall hilfreich sein. Ist die Wurzel des Problems allerdings die Herzklappe, muss das Ventil repariert oder ausgetauscht werden. Hier kommen herzchirurgische Lösungen und Katheterverfahren zum Einsatz. Bei der terminalen Herzinsuffizienz, also der schweren und sehr fortgeschrittenen  Herzschwäche, implantieren wir modernste Kunstherzsysteme, die entweder die Zeit bis zur Transplantation überbrücken oder das Herz unterstützen, wenn keine Transplantation infrage kommt. In jedem Fall verschaffen wir durch unsere herzchirurgischen Möglichkeiten wertvolle Lebenszeit.

Wann ist der Herzchirurg gefragt?

Immer dann, wenn eine invasive Therapie infrage kommt, empfehle ich, auch eine herzchirurgische Meinung einzuholen. Oft bestehen Ängste, dass dann gleich operiert werden müsse. Doch das ist nicht sofort der Fall. Gerade bei einer Herzinsuffizienz ist es wichtig, dass sich der Patient über die verschiedenen Möglichkeiten informiert. Das operative Vorgehen stellt zunächst oft eine größere Belastung dar, liefert aber meist ein besseres Langzeitergebnis. Leider erleben wir es immer wieder, dass Patienten zu spät kommen und denken, dass der Herzchirurg das System schon irgendwie wieder retten kann. Aber das Heimtückische an der Herzschwäche ist, dass sie mit der Zeit andere Organe angreift, beispielsweise zu einer Niereninsuffizienz und Leberschäden führen kann und der Herzchirurg eben nicht alles reparieren kann. Und man muss bedenken, je fortgeschrittener die Herzinsuffizienz ist, umso mehr steigt das Risiko bei einem Eingriff. Damit genau das nicht passiert und unsere Patienten eine maßgeschneiderte Therapie erhalten, arbeiten Herzchirurgen und Kardiologen im Herzteam interdisziplinär sehr eng zusammen.