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Studie zur Verbesserung der Anwendung von Krebstherapeutika

Eine neue Studie am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) untersucht, ob bestehende Virusinfektionen die Verträglichkeit einer immunologischen Tumortherapie beeinflussen. Gefördert wird das Forschungsprojekt von der Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie.

Die Immunmedizin ist eines der großen Zukunftsfelder in der Behandlung von Tumorerkrankungen. Auch bei Hautkrebs kommen heute Antikörpertherapien zum Einsatz, die die Überlebenschancen der Patienten nachhaltig verbessern. Privatdozent Dr. Sebastian Haferkamp, Leiter des Hautkrebszentrums Ostbayern des UKR, erklärt: „Checkpointinhibitoren haben die Therapie des metastasierten Melanoms revolutioniert. Eine Schattenseite der Behandlung ist jedoch das Auftreten von zum Teil schwerwiegenden, immunvermittelten Nebenwirkungen.“ Um besser verstehen zu können, warum einige Patienten von Komplikationen wie zum Beispiel Entzündungen der Leber, des Darms oder der Haut betroffen sind, hat ein interdisziplinäres Forscherteam am Universitätsklinikum Regensburg zelluläre Bestandteile des Immunsystems von Melanompatienten analysiert, um ein Risikoprofil für das Auftreten von Nebenwirkungen zu erstellen. Dabei gelang es, einen Test zu entwickeln, der mit hoher Sensitivität und Spezifität die Entwicklung einer immunvermittelten Leberentzündung bei Patienten mit Hautkrebs vorhersagen kann.

Dr. James Hutchinson, Erstautor des kürzlich erschienenen Artikels im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“, hebt hervor, dass „Patienten mit einer Anreicherung von Effektor-Gedächtnis-T-Zellen im peripheren Blut und positiver Cytomegalievirus (CMV)-Serologie im Laufe der Behandlung mit Checkpointinhibitoren in 88 Prozent der Fälle eine immunvermittelte Leberentzündung (Hepatitis) entwickeln. Die Antikörper, auch Checkpointinhibitoren genannt, führen zu einer Aktivierung bereits vorhandener CMV-spezifischer T-Zellen. Hierdurch wird eine Abwehrreaktion gegen dieses Virus in der Leber angestoßen, die die Zerstörung von Gewebe durch den Angriff des Immunsystems nach sich zieht. Unsere Ergebnisse geben Einblicke in die Entstehung der immunvermittelten Hepatitis und ermöglichen dadurch, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen“, so Dr. Hutchinson weiter. Demnach lässt sich eine Hepatitis bei Hautkrebspatienten, die mit Antikörpern behandelt werden und zur entsprechenden Risikogruppe gehören, durch die prophylaktische Gabe des CMVMedikaments Valganciclovir oder die Behandlung der Melanomerkrankung alternativ mit einer weniger intensiven Checkpointinhibitor-Therapie verhindern.

Laut Professor Edward K. Geissler, PhD, Leiter des Bereichs „Experimentelle Chirurgie“ der Klinik und Poliklinik für Chirurgie des UKR, zeigt die publizierte Studie, wie durch die Identifizierung des Pathomechanismus immunvermittelte Nebenwirkungen von Checkpointinhibitoren verhindert werden können. Aktuell ist eine prospektive, randomisierte Studie zur Validierung der Ergebnisse in Vorbereitung.

Dieses innovative und auf zwei Jahre geplante Forschungsprojekt wurde u.a. von der Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie mit einer  Fördersumme von 198.000 Euro finanziert. Dr. Michael May, Vorstandsmitglied der Stiftung, betont, dass diese Arbeit dazu beitragen soll, größtmögliche Sicherheit bei der Anwendung dieser potenten Krebstherapeutika zu gewährleisten und deren Nebenwirkungsprofil besser zu verstehen.

Die Ergebnisse der Studie sind als Open Access Artikel in Nature Communications (https://www.nature.com/articles/s41467-021-21572-y) einsehbar.