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Besser schlafen mit Zungenschrittmacher

Die Krankheit obstruktive Schlafapnoe führt zu nächtlichen Atemaussetzern. Dies beeinträchtigt häufig die Gesundheit schwerwiegend und verschlechtert die Lebensqualität. Ein sogenannter Zungenschrittmacher kann Betroffenen helfen und wird häufig als komfortabler empfunden als die Atemmasken, die üblicherweise die Betroffenen unterstützen. Die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt hat als eines der ersten Zentren in der Region ein solches therapeutisches System implantiert.

Lautes Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer stören nicht nur den erholsamen Schlaf, sie können auch Symptome einer obstruktiven Schlafapnoe sein. Mehr als vier Millionen Deutsche, überwiegend Männer, leiden an dieser Apnoe – also nächtlichen Atemaussetzern. Unbehandelt kann sie zu verminderter Leistungsfähigkeit, einer chronischen Müdigkeit sowie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und Schlaganfall führen. Meist wird Patienten deshalb geraten, nachts eine sogenannte CPAP-Maske zu tragen. CPAP steht für „continuous positive airway pressure“. Die Maske erleichtert die Atmung, indem sie maschinell Druck auf die Atemwege ausübt. Allerdings empfinden viele Patienten dieses Verfahren als störend und sehr unangenehm. Nach zwölf Monaten haben deshalb rund 30 Prozent der Patienten die Behandlung abgebrochen. Andere lehnen sie von vornherein ab. Doch damit riskieren sie schwerwiegende gesundheitliche Folgen.

Erstes Therapieangebot in der Region

Für geeignete Betroffene wird in Frankfurt nun eine neuartige und wirksame Alternative angeboten, die weltweit bereits vielfach erfolgreich eingesetzt wurde. Bei mittel- bis schwergradiger obstruktiver Schlafapnoe kann nach sorgfältiger medizinischer Prüfung ein Zungenschrittmacher implantiert werden. Diese Methode hält dank sanfter Stimulierung des Zungennervs nachts die Atemwege frei. Das Universitätsklinikum Frankfurt hat als erster Standort in der Rhein-Main-Region erfolgreich Operationen mit dem Neurostimulationsverfahren Inspire durchgeführt und jetzt mit der sechsten Implantation die Testphase erfolgreich abgeschlossen.

Zunge versperrt Atemwege

Bei der obstruktiven Schlafapnoe verschließen sich die oberen Atemwege, weil der Zungenmuskel und benachbarte Bereiche erschlaffen. In der Folge setzt die Atmung aus und der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt. Es folgen kurze, körperliche Aufwachreaktionen, die einen erholsamen Schlaf verhindern. „Insbesondere die ständige Unterversorgung mit Sauerstoff nachts ist auf Dauer gefährlich. Unentdeckt und unbehandelt schädigt die obstruktive Schlafapnoe den Körper massiv“, erklärt Prof. Johanna Quick-Weller, Leiterin Funktionelle Neurochirurgie und Stereotaxie.

Zungenschrittmacher: unbeschwert atmen

„Der Zungenschrittmacher ist eine Therapieoption für Schlafapnoepatientinnen und -patienten, die die klassische Therapie mit der CPAP-Beatmungsmaske nicht vertragen. Durch eine sanfte Stimulation des Zungennervs werden synchron mit der Einatmung wichtige Atemwegsmuskeln angeregt und so der Atemweg offengehalten. Betroffene können wieder ungehindert durchschlafen und genießen gleichzeitig das Gefühl unbeschwerten Atmens, das bei CPAP-Masken bisweilen fehlt“, so Prof. Quick-Weller weiter.

Die hohe Patientenzufriedenheit ist bei der Therapie der Schlafapnoe besonders wichtig, da die Betroffenen das System täglich selbst anwenden müssen. Gerade deswegen sind sanftere Alternativen zur Maske sehr gefragt. Das erprobte System scheint hier besonders geeignet. Eine im European Respiratory Journal publizierte Studie zum Zungenschrittmacher des Herstellers Inspire hat gezeigt, dass gut 94 Prozent der Patienten mit der Methode zufrieden sind.

Operation: Voraussetzungen und Ablauf

Das System von Inspire besteht aus einem Atemsensor und einer Stimulationselektrode, die von einem kleinen Generator betrieben wird. Das System wird während eines kurzen stationären Aufenthalts minimalinvasiv unter dem Schlüsselbein implantiert. Der Schrittmacher kann vor dem Zubettgehen mit einer Fernbedienung eingeschaltet werden. „Wir freuen uns, mit dieser Behandlungsmethode unser Leistungsspektrum für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe fortschrittlich vervollständigen zu können“, so Prof. Quick-Weller. „Bei unseren Patientinnen und Patienten konnte die Anzahl der Atemaussetzer deutlich gesenkt werden. Sie verspüren wesentlich mehr Antrieb und gehen ihren Alltag wieder viel motivierter an“, fasst sie die Ergebnisse zusammen. Ob ein Patient für den Einsatz des Zungenschrittmachers geeignet ist oder ob eine andere Therapie größere Wirkung verspricht, klärt eine individuelle und eingehende Untersuchung von Schlaf- und HNO-Experten.

Betroffene können in der Sprechstunde für Neuromodulation einen Beratungstermin unter 069 6301 – 5470 oder – 5471 zur unverbindlichen Beratung vereinbaren.