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„Bedeutung des perioperativen Infarkts nach Bypass-OP geklärt“

Wegweisende Innsbrucker Studie zu Herzinfarkt-Diagnostik nach Bypass-Operation

Die Bypass-Operation stellt eine erfolgversprechende Option zur Behandlung verengter Herzkranzgefäße bzw. zur Vorbeugung eines Herzinfarkts dar. Der chirurgische Eingriff ist aber auch mit dem Risiko eines perioperativen Myokardinfarkts (pMI) verbunden, also einer Komplikation, die während oder infolge der OP auftreten kann. Ein Innsbrucker Herzchirurgie-Team hat die Diagnose des pMI auf den Prüfstand gestellt und liefert weitreichende Erkenntnisse für herzchirurgische und kardiologische Guidelines und künftige Studien zu diesem Thema.

Ob die Bypass-OP oder die Implantation eines Stents die bessere Lösung für verengte Herzkranzgefäße ist, darüber ist man sich in Fachkreisen nicht immer einig. „Fest steht, dass der Erfolg einer Koronararterien-Bypass-Operation auch daran gemessen wird, ob die Patientinnen und Patienten während oder wenige Stunden nach dem Eingriff einen Myokardinfarkt erleiden“, weiß der Innsbrucker Herzchirurg Can Gollmann-Tepeköylü.

Um die Qualität der Risikovorhersage für einen Herzinfarkt nach Bypass-OP beurteilen zu können, hat ein Team um Leo Pölzl, Nikolaos Bonaros und Can Gollmann-Tepeköylü an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie (Direktor: Michael Grimm) der Medizin Uni Innsbruck gemeinsam mit KollegInnen des Universitätsklinikums Essen die verschiedenen Definitionen eines Mykordinfarkts einer Prüfung unterzogen.  Für die kürzlich im renommierten Fachjournal European Heart Journal veröffentlichte Studie wurden Daten von 2.829 PatientInnen, die in Innsbruck und Essen einer Bypass-Operation unterzogen worden waren, herangezogen und rückblickend analysiert. So konnte die Inzidenz eines pMI unter realen Bedingungen überprüft werden.

Erhöhtes Troponin markiert nicht unbedingt Herzinfarkt

Ein Herzinfarkt wird in der Regel durch die Messung des Herzenzyms Troponin diagnostiziert. Dieser im Blut gemessene Wert erlaubt Hinweise auf den Untergang von Herzmuskelzellen, wie er infolge eines Myokardinfarkts eintritt. Doch auch bei einer Herzoperation wird Herzmuskelgewebe geschädigt. „Wir sehen, dass der Troponin-Wert bei Patientinnen und Patienten nach einer Bypass-OP massiv erhöht sein kann. Eine Troponin abhängige Beurteilung allein unter Verwendung derzeitiger Grenzwerte gibt deshalb nicht mit Sicherheit Aufschluss darüber, ob es sich um einen Herzinfarkt oder um den Zustand nach einer Bypass-OP handelt. Die Diagnose eines perioperativen Infarkts bedarf folglich weiterer Parameter, wie etwa die Feststellung von Wandbewegungsstörungen mittels Echokardiographie oder EKG-Veränderungen“, betont Gollmann-Tepeköylü, der in dieser Studie vier verschiedene Infarktdefinitionen analysiert und verglichen hat.

Der Bypass-Operation wird in Fachkreisen ein mitunter höheres Infarkt-Risiko attestiert. Zahlreiche Studien, in denen das Outcome von Stent-Implantationen und Bypass-OPs verglichen wird, setzen jedoch perioperative Infarkte als Endpunkt ihrer Studie.

„Die Erkenntnis, dass erhöhtes Troponin allein unter Verwendung derzeit gängiger Grenzwerte noch keinen Einfluss auf die Prognose hat, sondern erst genauere Infarktdefinitionen belastbare Rückschlüsse auf einen perioperativen Myokardinfarkt zulassen, die in der klinischen Praxis zu raschen Maßnahmen führen, wird sich somit auf die Guidelines zur Behandlung verengter Koronararterien auswirken“, erwartet Erstautor Leo Pölzl.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung haben somit nicht nur weitreichende Folgen für herzchirurgische und kardiologische Guidelines, sondern auch für zukünftige Studiendesigns zu diesem Thema. „Wir beantworten hiermit eine sehr wichtige Frage in einem wissenschaftlichen Konflikt: Welche Definitionen der Endpunkte sind geeignet, um prognoserelevante perioperative Myokardinfarkte nach Revaskularisation (Wiederherstellung der Durchblutung, Anm.) zu erfassen? Diese Frage hat die kardiovaskuläre Medizin lange Zeit entzweit und dazu geführt, dass die Europäische Fachgesellschaft ihre Unterstützung für die europäischen Guidelines zurückgezogen hat“, betont Gollmann-Tepeköylü.

Bypass-Operation:

Bei einer koronaren Herzkrankheit kommt es über Jahrzehnte schleichend und unbemerkt zu einer Verengung der Herzkranzgefäße (Stenose), die das Herz mit Blut versorgen. Sind mehrere Gefäße in Mitleidenschaft gezogen oder sind sie diffus und langstreckig erkrankt, wird zu einer Bypass-Operation (Bypass bedeutet Umgehung) geraten. Dabei werden Stenosen mit Arterien oder Venen aus dem Körper überbrückt. Gesunde Gefäße werden nach den Engstellen auf die Herzkranzgefäße aufgenäht, so dass das Blut ungehindert zum Herzen fließen kann.

Zur Person:

Der gebürtige Burgenländer Can Gollmann-Tepeköylü absolvierte sein Medizin-Studium in Wien. Für sein Doktoratsstudium im Programm „Molecular cell biology” wechselte er an die Medizinische Universität Innsbruck, wo er an der Univ.-Klinik für Herzchirurgie bereits seit mehreren Jahren an der Regeneration des Herzmuskels forscht. Für seine herausragenden, im Rahmen seiner Habilitation zusammengeführten Erkenntnisse auf diesem Gebiet wurde er mit d

Link zur Forschungsarbeit: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac054