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Demenz / Alzheimer

Stimulationsprogramm für Demenzerkrankte: Alle Sinne anzuregen hilft bei der Pflege dementer Menschen

Original Titel:
Effects of multisensory and motor stimulation on the behavior of people with dementia

DGP – Nach einem Training durch Alterungsexperten und Physiotherapeuten über 2 Monate setzten Pflegekräfte ein Programm zur Stimulation der Sinne und der Bewegung bei Personen mit Demenz ein. Diese zusätzliche Förderung zeigte einen positiven Einfluss auf das Verhalten der Patienten: sie erschienen interessierter, wacher und seltener traurig. Die Elemente des Programms sind zudem leicht im Pflegealltag zu realisieren.


Die Pflege dementer Patienten findet häufig in nicht-spezialisierten Heimen statt. Vorherige Studien haben gefunden, dass begrenzte Personal- und Zeitressourcen nicht nur die Pfleger überlasten, sondern auch mit erhöhter Passivität der Patienten einhergehen können. Die Wissenschaftler um Dr. Marques, Spezialistin für Rehabilitationsmaßnahmen für demente Patienten an der Universität von Aveiro in Portugal, untersuchten in 4 Altersheimen den Effekt eines personenzentrierten Programms, bei dem Personen mit Demenz in allen ihren Sinnen (multisensorisch) angeregt werden sollten. Zusätzlich sollten sie zu kleinen Bewegungselementen, also motorisch, angeregt werden. Die Auswirkung des Programms auf eine Reihe von Verhaltensweisen der Patienten wurde mit Hilfe von Videoaufzeichnungen dokumentiert und analysiert.

Förderung der Sinne und Bewegung und Dokumentation des Verhaltens dementer Menschen

Das Programm wurde von 56 Pflegekräften durchgeführt, die zuerst von einem Alterungsexperten und einem Physiotherapeuten in Methoden der personenzentrierten Pflege trainiert wurden. Dazu wurden 8 wöchentliche Gruppensitzungen von einer Dauer von etwa 90 Minuten durchgeführt. Nach einer ersten Einführung in die Demenzerkrankung fokussierten 7 der Sitzungen auf Strategien zur Interaktion mit dementen Menschen. Dabei wurden auch multisensorische Stimulationsstrategien getestet und erprobt, wie beispielsweise Düfte im Schlafzimmer, oder die Patienten ein warmes Handtuch betasten zu lassen. Motorische Stimulationsstrategien sind dagegen beispielsweise einfache Kommandos oder Gesten die die Patienten dazu bringen sollen, an alltäglichen Routinen teilzunehmen. Dazu kann das Anreichen eines Handtuchs oder das Anziehen einzelner Kleidungsstücke gehören. Anschließend an die Übungssitzungen assistierten die Experten für drei Tage den Pflegern bei der morgendlichen Pflege, um die geübten Anregungen in die Routine einfließen zu lassen.

Gezieltes Training für Pflegekräfte für Stimulationsprogramm der moderat bis schwer dementen Patienten

Die Ärzte der teilnehmenden Heime identifizierten Heimbewohner, die moderat bis schwer dement waren, nicht unter psychiatrischen Störungen litten, und Hilfe bei alltäglichen Dingen wie Baden und Körperpflege benötigten. Zusätzlich sollten die Patienten wenigstens seit 2 Monaten in dem Heim leben, also an die Routinen gewöhnt und mit den Pflegern bekannt sein. Insgesamt wurden 51 Patienten mit moderater bis schwerer Demenz identifiziert, von denen schließlich 45 die Studie bis zu Ende durchführten.

Die 45 teilnehmenden Patienten waren im Mittel 86,54 Jahre alt. Die meisten (35, 78 %) waren Frauen und stark auf Hilfe bei Bewegungen angewiesen (24 Patienten, 64 %). Die pflegenden Personen, alle Frauen, waren typischerweise erfahrene Demenzpfleger im mittleren Alter von 45 Jahren, die schon seit durchschnittlich 9,6 Jahren in dem jeweiligen Heim arbeiteten.

Messbar zufriedener: Lächeln ähnlich oft, aber seltener traurige Gesichtsausdrücke

Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass die Patienten sich zwar klar seltener mit einer jeweiligen Aufgabe beschäftigten, sich dafür aber umso länger darauf konzentrierten. Die Patienten zeigten längere Blickkontakte mit den Pflegekräften als vor dem Stimulationsprogramm. Zusätzlich schlossen sie seltener die Augen. Die Patienten waren also stärker involviert und erschienen persönlich interessierter und wacher. Zwar lachten oder lächelten die Patienten ähnlich häufig wie zuvor, aber traurige Gesichtsausdrücke waren seltener. Die Patienten schienen also messbar zufriedener zu sein. Interessanterweise sprachen die Patienten weniger – dies betraf sowohl der Situation angemessene als auch unangemessene Äußerungen. Gleichzeitig wurde jedoch die nonverbale Kommunikation, beispielsweise durch Blickkontakte, erhöht.

Anhand dieser Ergebnisse schlussfolgerten die Studienautoren, dass ein Programm zur multisensorischen und motorischen Stimulation bei Personen mit Demenz einen günstigen Einfluss auf das Verhalten der Patienten haben könnte. Die Patienten erschienen interessierter, wacher und seltener traurig. Dies deutet zusammengenommen auf ein verbessertes Wohlbefinden der dementen Personen. Insgesamt sind die Elemente des Programms leicht im Pflegealltag zu realisieren. Ein neuer Duft im Raum, eine Möglichkeit, das warme Handtuch zu befühlen, Interaktionen zur Anregung kleiner Bewegungen könnten so das Leben der Kranken, aber auch der Pflegenden erleichtern.

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