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Gesüßte Getränke erhöhen das Risiko für Herz und Stoffwechsel

Original Titel:
Associations between consumption of three types of beverages and risk of cardiometabolic multimorbidity in UK Biobank participants: a prospective cohort study

Kurz & fundiert

  • Süße Getränke: Risiko für mehrfache kardiometabolische Erkrankungen?
  • Prospektive Kohortenstudie in Großbritannien
  • Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK) oder Schlaganfall
  • 37 994 Teilnehmer mit einer kardiometabolischen Erkrankung
  • Nachbeobachtung über 9 Jahre
  • Zucker- oder Süßstoff-gesüßte Getränke erhöhen Risiko für weitere kardiometabolische Erkrankungen
  • Größeres Risiko für Bluthochdruck bei Konsum gesüßter Getränke
  • Gelegentliches Saft-Trinken gesünder als regelmäßiger Konsum von gesüßten Getränken

 

DGP – Die vorliegende prospektive Kohortenstudie untersuchte eine mögliche Assoziation zwischen dem Konsum von süßen Getränken und der Inzidenz von kardiometabolischer Multimorbidität in Großbritannien, also dem Auftreten von zwei oder mehr Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, KHK oder Schlaganfall. Der Konsum von mehr als einem künstlich oder mit Zucker gesüßten Getränk pro Tag war demnach mit einem höheren Risiko für kardiometabolische Multimorbidität bei Patienten mit nur einer solchen Vorerkrankung assoziiert.


Kardiometabolische Erkrankungen, beispielsweise Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK) oder Schlaganfall, sind häufige und chronische Erkrankungen mit deutlichen Überlappungen in der physiologischen Krankheitsentstehung. Treten zwei oder mehr solcher Erkrankungen in einer Person auf, spricht man von kardiometabolischer Multimorbidität. Dies ist ein immer häufigeres Problem und eine große Herausforderung für die Gesundheitssysteme. Der Einfluss von Getränken auf einzelne kardiometabolische Erkrankungen wurde bereits häufiger untersucht. Welche Rolle speziell Zucker- oder Süßstoff-haltige Getränke beim Krankheitsfortschritt und der Entwicklung einer Multimorbidität spielen, ist bisher jedoch unklar. Die vorliegende Studie untersuchte eine mögliche Assoziation zwischen dem Konsum von süßen Getränken mit der Inzidenz von kardiometabolischer Multimorbidität in Großbritannien.

Süße Getränke: Risiko für mehrfache kardiometabolische Erkrankungen?

Die Analyse umfasste Teilnehmer, die mindestens einen Fragebogen zur Ernährung ausfüllten und zum Studienbeginn mit nur einer kardiometabolischen Erkrankung diagnostiziert waren. Das Risiko für die Entwicklung weiterer kardiometabolischer Erkrankungen bestimmten die Wissenschaftler im Nachbeobachtungszeitraum in Abhängigkeit von den Teilnehmerangaben zum Konsum von Frucht- oder Gemüsesaft sowie Zucker-gesüßten oder mit künstlichen Süßstoffen gesüßten Getränken.

Prospektive Kohortenstudie in Großbritannien mit 37 994 Teilnehmern

37 994 Teilnehmer konnten mit einer durchschnittlichen (Median) Nachbeobachtungszeit von 9,1 Jahren analysiert werden. Von diesen entwickelten 6 399 Teilnehmer eine kardiometabolische Multimorbidität. Der Konsum von mehr als einem gesüßten (künstlich oder mit Zucker) Getränk pro Tag war mit einem höheren Risiko für kardiometabolische Multimorbidität assoziiert:

  • Zucker-gesüßte Getränke: Hazard Ratio, HR: 1,19; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,08 – 1,31
  • Künstlich gesüßte Getränke: HR: 1,15; 95 % KI: 1,04 – 1,27

Reine Fruchtsäfte oder Gemüsesäfte waren hingegen invers mit der Inzidenz kardiometabolischer Multimorbidität assoziiert:

  • 0 – 1 Portion pro Tag: HR: 0,90; 95 % KI: 0,85 – 0,94
  • >1 Portionen pro Tag: HR: 0,90; 95 % KI: 0,81 – 0,99 (nicht signifikant nach Korrektur für multiple Tests)

Bei der Analyse von spezifischen kardiometabolischen Erkrankungen zeigte sich besonders eine positive Assoziation von Bluthochdruck und Zucker-gesüßten Getränken – also ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck bei Menschen, die mehr Zucker-gesüßte Getränke zu sich nahmen. Inverse Assoziationen lagen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (koronare Herzkrankheit oder Schlaganfall) sowie Patienten mit Bluthochdruck jeweils mit reinen Obst- oder Gemüsesäften vor. Die Autoren beschrieben zusätzlich, dass sich Körpergewicht bzw. BMI (body mass index), Kalorienaufnahme pro Tag und der Konsum von Zucker und Fetten zwischen den Teilnehmern, die nur reine Säfte tranken, und den Teilnehmern, die nach gesüßten Getränken griffen, signifikant unterschieden.

Gelegentliche Saft-Trinker sind gesünder als Konsumenten von gesüßten Getränken

Der Konsum von mehr als einem künstlich oder mit Zucker gesüßten Getränk pro Tag war demnach mit einem höheren Risiko für kardiometabolische Multimorbidität bei Patienten mit einer entsprechenden Vorerkrankung assoziiert. Im Gegensatz dazu war das Risiko bei Personen, die täglich bis zu eine Portion eines Obst- oder Gemüsesafts tranken, reduziert. Patienten mit einer kardiometabolischen Erkrankung sollten demnach auf gezuckerte oder künstlich gesüßte Getränke verzichten, so das Fazit der Studie. Zu dem erhöhten Risiko könnten auch generelle Unterschiede in der Ernährung beitragen, die mit einer Veränderung des Trinkverhaltens zumindest zum Teil angegangen werden könnten.

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