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Endometriose

Nervenmodulation gegen chronischen Unterleibsschmerz

Original Titel:
Sacral neuromodulation in endometriosis - A promising treatment option for chronic pelvic pain

Kurz & fundiert

  • Sakrale Neuromodulation: Potenzial bei chronischen Unterleibsschmerzen?
  • Pilotstudie mit Analyse über abschließend 15 Endometriose-Patientinnen
  • Vielversprechend: Verbesserungen bei Großteil der Patientinnen

 

DGP Vorläufige Ergebnisse einer Pilotstudie mit Analyse über 15 Frauen mit Endometriose deuten auf vielversprechende, schmerzlindernde Effekte der sakralen Neuromodulation bei Endometriose-bedingtem, chronischem Unterleibsschmerz.


Chronische Unterleibsschmerzen stellen ein häufiges Symptom der Endometriose dar. Die meist schwer zu behandelnden Schmerzen erfordern oft medikamentöse und operative Therapien. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob eine sakrale Neuromodulation (SNM, auch als Beckenbodenschrittmacher bekannt) wirksam behandlungsresistente Unterleibsschmerzen bei Frauen mit Endometriose lindern kann.

Sakrale Neuromodulation: Potenzial bei chronischen Unterleibsschmerzen?

Bei der sakralen Neuromodulation werden mit Hilfe von operativ implantierten Elektroden die Sakralnerven stimuliert, die die Funktion von Beckenboden, Blase und Enddarm steuern. Diese Behandlung von Funktionsstörungen von Blase oder Enddarm ist seit vielen Jahren etabliert, wenn verschiedene andere Therapieansätze nicht ausreichend helfen konnten. SNM wird bislang jedoch nicht dazu eingesetzt, Schmerzen zu dämpfen.

Eine prospektive Pilotstudie schloss seit 2017 in mehreren Behandlungszentren Patientinnen mit chronischen Unterleibsschmerzen und Endometriose ein, bei denen andere Behandlungsansätze erfolglos versucht wurden oder nicht angewandt werden konnten. Die Frauen erhielten ein SNM-Implantat. Vorrangig (primärer Endpunkt) untersuchten die Wissenschaftler, ob die Unterleibsschmerzen postoperativ reduziert waren. Darüber hinaus ermittelt die Studie Effekte auf die Lebensqualität der Teilnehmerinnen. Symptomveränderungen wurden mit Hilfe eines Schmerzfragebogens (Brief pain inventory, BPI), anhand der Verbesserung des allgemeinen Gesundheitseindrucks (clinical global impression – improvement, CGI-I), mit Hilfe eines Fragebogens zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (15D-measure of health-related quality of life) und eines Fragebogens zu Endometriose-Symptomen und -Schmerzen (Biberoglu and Behrman-Score, B&B).

Pilotstudie mit Analyse über abschließend 15 Endometriose-Patientinnen

Insgesamt nahmen 35 Frauen an der Studie teil und unterzogen sich der SNM-Prozedur mit Implantation der Elektroden. Bei 31 Frauen (89 %) wurde ein Pulsgenerator (typischerweise unter der Haut über dem Gesäß) implantiert. Die Analyse nach einem Jahr umfasste Angaben von 15 Patientinnen. Die Frauen litten im Schnitt seit 5,5 Jahren an Endometriose. Es bestand keine Korrelation zwischen dem Schweregrad der Symptome und der Dauer der Erkrankung.

Es zeigten sich statistisch signifikante Veränderungen in Schmerzsymptomen (BPI). Die schlimmsten täglichen Schmerzen waren bei den Frauen, die nach einem Jahr Fragebögen ausfüllten, von im Mittel 9 Punkten auf 5 Punkte reduziert (p = 0,006). Die durchschnittliche tägliche Schmerzbelastung sank von 6 Punkten auf 3,5 Punkte (p = 0,004), der schwächste tägliche Schmerz erreichte mit der Neuromodulation von anfänglich 3 Punkten schließlich im Mittel 1 Punkt nach einem Jahr (p = 0,004).

Der klinische Gesamteindruck (CGI) wurde bei 14 Frauen nach einem Jahr erfasst. Demnach konnten bei 9 Patientinnen (60 %) große Verbesserungen, bei 3 Patientinnen (20 %) Verbesserungen und bei 2 Patientinnen (13 %) nur geringe Verbesserungen festgestellt werden. Bei keiner der Patientinnen kam es zu einer Verschlechterung der Symptomatik. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (15D-Score) verbesserte sich im Vergleich zur Befragung vor der Behandlung signifikant nach 1 Monat (p < 0,001), nach 6 Monaten (p = 0,001) und nach 12 Monaten (p = 0,018). Der mittlere B&B-Score zeigte ebenfalls signifikante Verbesserungen im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Behandlung an (p = 0,002).

Vielversprechend: Verbesserungen bei Großteil der Patientinnen

Die Autoren schließen, dass die vorläufigen Ergebnisse der Pilotstudie auf vielversprechende, schmerzlindernde Effekte der sakralen Neuromodulation bei Endometriose-bedingtem, chronischem Unterleibsschmerz deuten. Dies sei speziell von großem Interesse, da die minimal-invasive Methode eventuell eine Chance vor Einsatz radikaler Endometriose-Operationen biete.

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