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Depression
Aripiprazol versus andere Neuroleptika: Vorteil für Gewicht und Blutdruck
Original Titel:
Comparative cardiometabolic safety and effectiveness of aripiprazole in people with severe mental illness: A target trial emulation
- Neuroleptika der 3. Generation: Bringt Aripiprazol Vorteile für Herz und Kreislauf?
- Klinische Behandlungsdaten in Großbritannien
- Aripiprazol im Vergleich zu Olanzapin, Quetiapin und Risperidon
- Beobachtungsstudie über 26 537 Patienten, Nachbeobachtung über 2 Jahre
- 41,3 % mit Bipolarer Störung, 18,0 % mit Schizophrenie
- Vergleichbar wirksam, gleicher Cholesterinspiegel, besser in Gewicht und Blutdruck
DGP – Eine Beobachtungsstudie über 26 537 Patienten (41,3 % Bipolare Störung) mit Nachbeobachtung über 2 Jahre zeigte, dass Aripiprazol vergleichbar effektiv zu Olanzapin, Quetiapin oder Risperidon war, aber keine Vorteile für den Cholesterinspiegel brachte. Allerdings schien der Wirkstoff im Vergleich zu anderen Neuroleptika vorteilhaft für Gewicht und Blutdruck zu sein.
Aripiprazol wird als Wirkstoff zur Behandlung von Schizophrenie und der Bipolaren Störung eingesetzt. Das neuere Antipsychotikum gehört zu den atypischen Neuroleptika bzw. Neuroleptika der 3. Generation und kann sowohl oral als auch als Depotinjektion eingesetzt werden. Bei Neuroleptika kann es häufig zur Gewichtszunahme und weiteren Stoffwechselproblemen kommen, die Risiken für die Herz-Kreislauf-Gesundheit darstellen. Wie hoch die kardiometabolische Sicherheit von Aripiprazol im Vergleich zu anderen Neuroleptika ist, war bislang nicht gut untersucht. Die vorliegende Studie untersuchte dies nun im Vergleich zu Olanzapin, Quetiapin und Risperidon und betrachtete dabei auch die Wirksamkeit der Wirkstoffe im Vergleich.
Neuroleptika der 3. Generation: Bringt Aripiprazol Vorteile für Herz und Kreislauf?
Die Beobachtungsstudie umfasste klinische Behandlungsdaten in Großbritannien (Clinical Practice Research Datalink) und betrachtete Patienten in Behandlung mit Aripiprazol im Vergleich zu Olanzapin, Quetiapin und Risperidon. Erwachsene Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Bipolarer Störung, Schizophrenie oder anderen nicht-organischen Psychosen wurden in die Studie aufgenommen, wenn sie zwischen 2005 und 2017 ein neues Antipsychotikum verschrieben bekommen hatten und es eine Nachbeobachtung über 2 Jahre bis 2019 erfolgte. Das primäre Studienergebnis war der Gesamtcholesterol-Spiegel nach einem Jahr zur Einschätzung der kardiometabolischen Sicherheit der Therapie. Sekundäre Ergebnisse waren psychiatrische Hospitalisierung zur Einschätzung der Wirksamkeit, sowie Parameter wie Körpergewicht, Blutdruck, Behandlungsabbrüche und Sterblichkeit.
Beobachtungsstudie über 26 537 Patienten und 2 Jahre
Die Studie umfasste 26 537 Patienten, von denen 3 573 Aripiprazol erhielten, 8 554 Patienten erhielten Olanzapin, 8 289 wurden mit Quetiapin behandelt und 6 121 Patienten erhielten Risperidon. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug 53 Jahre (42 – 67 Jahre), 55,4 % waren Frauen. 18,0 % litten an diagnostizierter Schizophrenie, 41,3 % an der Bipolaren Störung.
Patienten mit Aripiprazol hatten nach einem Jahr ähnliche Gesamtcholesterol-Spiegel wie Patienten, die Olanzapin, Quetiapin oder Risperidon erhielten.
Gesamtcholesterol mit Aripiprazol im Vergleich zu:
- Olanzapin: Mittelwertdifferenz, MD: -0,03; 95 % Konfidenzintervall, KI: -0,09 – 0,02; p = 0,261
- Quetiapin: MD: -0,03; 95 % KI: -0,09 – 0,03; p = 0,324
- Risperidon: MD: -0,01; 95 % KI: -0,08 – 0,05; p = 0,707
Allerdings konnten Hinweise auf Vorteile von Aripiprazol gegenüber den übrigen hier untersuchten Medikamenten mit Blick auf andere kardiometabolische Parameter festgestellt werden. Speziell Körpergewicht und Blutdruck waren mit Aripiprazol besser als mit Olanzapin. Nach Berücksichtung von vorherigen Krankenhausaufenthalten kam es bei Patienten mit Aripiprazol ähnlich häufig zu psychiatrischen Hospitalisierungen wie mit Olanzapin (Hazard Ratio, HR: 0,91; 95 % KI: 0,82 – 1,01; p = 0,078), Quetiapin (HR: 0,94: 95 % KI: 0,85 – 1,04; p = 0,230) oder Risperidon (HR: 1,01; 95 % KI: 0,91 – 1,12; p = 0,854).
Vergleichbar wirksam, gleicher Cholesterinspiegel, besser in Gewicht und Blutdruck
Die Ergebnisse der großen Beobachtungsstudie mit Nachbeobachtung der Therapie mit Neuroleptika über 2 Jahre zeigt demnach, dass Erwachsene mit Bipolarer Störung, Schizophrenie oder nicht-organischen Psychosen mit Aripiprazol vergleichbare Cholesterolspiegel nach einem Jahr hatten wie Personen mit Olanzapin, Quetiapin oder Risperidon. In diesem Aspekt konnte somit in der langfristigen Behandlung kein Vorteil von Aripiprazol gesehen werden. Allerdings waren andere kardiometabolische Parameter besser mit Aripiprazol. Die Wirksamkeit schien sich nicht zwischen den Medikamenten zu unterscheiden.
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