Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
Tübinger Studie soll Hoffnung für Männer mit fortgeschrittenem Peniskrebs bringen
Kombination aus zwei modernen Medikamenten wird erstmals getestet
Peniskrebs ist eine seltene Erkrankung, die für Betroffene jedoch oft lebensbedrohlich ist. Eine neue Studie in Deutschland – DEPECA-1 – testet erstmals eine Kombination zweier Medikamente, die gezielt Krebszellen angreifen und gleichzeitig das Immunsystem stärken. Ziel ist es, Patienten mit fortgeschrittenem oder bereits gestreutem, inoperablem Peniskrebs neue Behandlungsmöglichkeiten und bessere Aussichten auf ein längeres Leben zu geben.
Peniskrebs betrifft in Westeuropa nur etwa einen von 100.000 Männern. Für die Betroffenen hat die Erkrankung jedoch schwerwiegende Folgen – sowohl körperlich als auch psychisch. Besonders wenn der Krebs bereits in Lymphknoten oder andere Organe gestreut hat, sind die Heilungschancen gering. Seit den 1990er-Jahren gilt die Chemotherapie als eine Standardtherapie für Patienten im fortgeschrittenen Stadium. Doch die Erfolgsquote ist niedrig: Nur etwa 30 bis 40 Prozent der Patienten sprechen auf die Behandlung an, und das häufig nur für eine begrenzte Zeit. Die mittlere Überlebenszeit liegt weiterhin bei lediglich acht Monaten.
Neue Wege in der Therapie: Kombination moderner Medikamente
Mit der klinischen Studie DEPECA-1 schlagen Ärztinnen und Ärzte sowie forschende Wissenschaftler nun einen neuen Weg ein. Sie prüfen, ob die Kombination zweier moderner Medikamente bessere klinische Ergebnisse bringt als bisherige Standardtherapien. Enfortumab Vedotin, das gezielt Krebszellen angreift, sowie Avelumab, welches das Immunsystem im Kampf gegen Tumorzellen unterstützt. Avelumab, das als Medikament in der Krebsimmuntherapie zum Einsatz kommt, wurde vom deutschen Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck entwickelt. Enfortumab Vedotin, ein Medikament was bereits gegen Blasenkrebs im Einsatz ist, wurde vom japanischen Pharmaunternehmen Astellas gemeinsam mit den US-Biotechnologieunternehmen Pfizer und Seagen entwickelt. 25 Männer mit fortgeschrittenem Peniskrebs, der nicht mehr operiert werden kann, nehmen an der Studie teil. Sie bekommen die Medikamente regelmäßig und werden bis zu fünf Jahre lang engmaschig begleitet. Die Forschenden wollen herausfinden, wie gut die Behandlung wirkt, wie lange der Krebs aufgehalten werden kann und wie sich die Lebensqualität der Teilnehmer entwickelt.
Ziel: Mehr Lebensqualität und ein verlängertes Leben
„Peniskrebs ist zwar selten, aber die Auswirkungen für die Betroffenen und ihre Familien sind enorm“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Igor Tsaur, Ärztlicher Direktor der Tübinger Universitätsklinik für Urologie.
„Leider stehen uns bislang nur wenige wirksame Therapien zur Verfügung. Mit DEPECA-1 prüfen wir, ob die Kombination aus zielgerichteter Therapie und Immuntherapie den Patienten bessere Überlebenschancen und ein Plus an Lebensqualität bieten kann.“ Die Universitätsklinik für Urologie Tübingen führt die Arzt-Initiierte Studie federführend in Zusammenarbeit mit mehreren urologischen Zentren in Deutschland und in enger wissenschaftlicher Kooperation mit dem Frankfurter Institut für Klinische Krebsforschung (IKF) durch, das die Sponsorschaft innehat und die operative Durchführung verantwortet. Die Studie ist die erste ihrer Art für diese seltene, aber aggressive Art von Krebs. Finanziell unterstützt wird die Studie von Astellas und Merck.
Die Ergebnisse könnten nicht nur bei dieser Form von Krebs von Bedeutung sein. Auch für andere Tumoren, die schwer behandelbar sind, könnte die neue Behandlungsstrategie wichtige Erkenntnisse liefern. Für die Patienten stellt die Teilnahme außerdem eine Chance dar, früh Zugang zu innovativen Therapien zu erhalten.