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Stimmlippen-OPs unter Vollnarkose tagesklinisch möglich

Seit Kurzem führen die Experten der Klin. Abteilung für Phoniatrie der HNO-Univ. Klinik auch mikrochirurgische Stimmlippen-OPs, für die eine Vollnarkose benötigt wird, tagesklinisch durch. Dafür steht ein interdisziplinäres Team aus Anästhesisten, Chirurgen, Logopäden und Pflegepersonen zur Verfügung. Das Klinikum Graz ist das erste universitäre Zentrum in Österreich, das diesen Service anbietet.

„Es war super: Ich bin um 6.40 Uhr aufgenommen worden, kam um neun Uhr in den OP und konnte kurz vor drei Uhr das Krankenhaus wieder verlassen. Ich wurde rundum bestens versorgt, auch ein Mittagessen habe ich bekommen“, erinnert sich Robert Altmann an den 22. Juli 2020, an dem ihm an der Grazer Hals-Nasen-Ohren-Univ.-Klinik unter Vollnarkose ein Stimmlippenpolyp entfernt wurde. Ein Eingriff, der an sich zwar zum chirurgischen Standardrepertoire der HNO-Univ.-Klinik gehört, der bei Herrn Altmann dennoch ein besonderer war. Denn: Der Patient war der erste in Österreich, bei dem die OP an einem universitären Zentrum tagesklinisch durchgeführt wurde. Bisher mussten die Patienten dafür mehrere Tage im Spital bleiben.

Spezielles tagesklinisches Konzept des interdisziplinären Teams

Um dies zu ermöglichen, zieht ein spezielles interdisziplinäres Team an der Klinik an einem Strang. „Eingriffe an den Stimmlippen betreffen die engste Stelle des gesamten Atemwegs und bedürfen daher besonderer Expertise. Gemeinsam mit Anästhesisten, Logopäden und der Pflege haben wir ein Konzept entworfen, um derartige Operationen in der Tagesklinik anbieten zu können“, erklärt Univ.-Prof. PD Dr. Markus Gugatschka, Leiter der Klin. Abt. für Phoniatrie. Zuerst wird routinemäßig präoperativ der Stimmstatus, also die Qualität und Kapazität der Stimme, erhoben. Im Vergleich zu Patienten, die stationär aufgenommen werden, bedürfen tagesklinische Eingriffe an den Stimmlippen jedoch anderer Narkose-Voraussetzungen, auch die organisatorischen und pflegerischen Aufgaben seien unterschiedlich, fügt er hinzu. „Neben Stimmlippenpolypen können wir auch Stimmlippenzysten sowie Leukoplakien, d. h. Krebsvorstufen, oder Papillome, die auf eine HPV-Infektion zurückzuführen sind, tagesklinisch behandeln“, so Gugatschka. Die HNO-Univ.-Tagesklinik verfügt über acht Betten, die Eingriffe werden montags bis freitags durchgeführt. Nachfolgende Kontrolluntersuchungen finden in der Phoniatrie-Ambulanz statt.
Auch Robert Altmann fand sich dort Ende Juli zur ersten Nachkontrolle ein. „Es geht mir sehr gut und ich habe stimmlich keine Probleme mehr. Vor der Operation war ich extrem heiser und habe oft schon am Nachmittag gar keine Stimme mehr gehabt“, erzählt er. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb ihn sein Hausarzt im Dezember 2019 an die Phoniatrie-Ambulanz überwiesen habe, sagt er. Auf dieser konnte dann der mittlerweile entfernte Polyp als Ursache für die Heiserkeit diagnostiziert werden. „Wir haben mit Herrn Altmann in der Folge die Operation besprochen, den Stimmstatus erhoben und ihn über die Möglichkeit, den Eingriff tagesklinisch durchzuführen, informiert“, beschreibt Gugatschka die Betreuung des Patienten im Vorfeld.

Der chirurgische Eingriff selbst dauert um die 15 Minuten, samt Vor- und Nach-betreuung sind die Patienten etwa zwei Stunden im OP-Bereich. Mit dem Ergebnis des Eingriffs sind Altmann, Gugatschka und Chirurgin Evelyn Reckenzaun gleichermaßen zufrieden: Der Polyp konnte komplett entfernt werden und der Patient kann seine Stimme – nach einer kurzen Schonfrist – wieder in gewohnter Manier einsetzen. „Was für mich als Elektromonteur natürlich sehr wichtig ist. Allerdings hab ich mir trotzdem vorgenommen, weniger oft laut zu werden“, lacht Altmann und fügt abschließend hinzu, dass er eine tagesklinische Operation als echten Pluspunkt sieht: „So ist alles an einem Tag erledigt. Ich kann‘s wirklich nur empfehlen!“