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Gesundheit und Chancen auf Gesundheit weltweit voranbringen

Prof. Dr. Beate Kampmann übernimmt als Einstein-Professorin das Institut für Internationale Gesundheit der Charité

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und der Einstein Stiftung Berlin

An der Berliner Universitätsmedizin entsteht mit dem Charité Centrum Global Health (CCGH) eine neue Plattform für Globale Gesundheit. Im Zentrum: Das Institut für Internationale Gesundheit der Charité – Universitätsmedizin Berlin, zuvor Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit, geleitet mit Jahresbeginn von der Einstein-Professorin für Global Health Prof. Dr. Beate Kampmann. Die ausgewiesene Expertin für internationale Kindergesundheit wird zusammen mit Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, das CCGH leiten, seine wissenschaftliche Ausrichtung schärfen und Potenziale in Berlin und darüber hinaus zusammenführen. Unterstützt wird dies durch den Bereich Global Engagement im CCGH, der ein Kristallisationspunkt für Global-Health-Aktivitäten an der Charité sein wird und in Kooperation mit dem World Health Summit (WHS) sowie nationalen und internationalen Partnern strategische Initiativen für die globale Gesundheit bahnen und vorantreiben soll. Das Programm der Einstein-Profil-Professur erlaubt es den Berliner Universitäten, international führende Wissenschaftler:innen zu berufen. Es wird ermöglicht durch die Einstein Stiftung Berlin mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Damp Stiftung.

Gesundheit muss zunehmend global verstanden werden. Infektionserreger machen vor Landesgrenzen nicht halt. Pandemie, Epidemie, Krieg oder Klimafolgen – aktuellen wie auch neuen Herausforderungen für die Gesundheit einer Vielzahl von Menschen lässt sich nur durch internationale Kooperation, mit neuen Ideen und weltweiter Gesundheitsforschung begegnen. Schon vor der COVID-19-Pandemie haben viele Akteure in Deutschland begonnen, sich stärker für Fragen der globalen Gesundheit zu engagieren. Der Berliner Universitätsverbund, die Berlin University Alliance (BUA), hat Global Health als eine besondere globale Herausforderung und somit als eine seiner Grand Challenges definiert. An den über einhundert Kliniken und Instituten der Charité bestehen vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet globaler Gesundheitsforschung und -praxis. Internationale Foren für Vernetzung und Austausch sind auf Anregung oder im Umfeld der Charité entstanden, darunter der World Health Summit (WHS), die German Alliance for Global Health Research (GLOHRA) und der WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence.

Es ist an der Zeit, das Puzzle der zahlreichen Initiativen und die einzelnen Disziplinen in Berlin zusammenzubringen, findet Prof. Kampmann, die in den vergangenen viereinhalb Jahren an der London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) als Professorin für pädiatrische Infektionen und Immunität gelehrt und geforscht hat. Auch war die Expertin für internationale Gesundheit Direktorin des dortigen Zentrums für Vakzineforschung, das sich mit Impfschutz und der Evaluation von Impfstoffen befasst. Nun kehrt die Medizinerin nach Deutschland zurück, um das Institut für Internationale Gesundheit an der Charité (vormalig Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit) wie auch das Fachgebiet Global Health in Berlin neu aufzustellen und die globale Vernetzung von dieser Basis aus voranzubringen. „Es gibt hier bereits eine starke Forschung, internationale Klinikpartnerschaften und viele gute Ansätze, die wir versammeln und intensivieren wollen. An der Charité werden wir künftig ein Dach für alle bieten, die mit Global-Health-Themen befasst sind. Auch affiliierte Forschende und assoziierte Institutionen, Mitglieder der Berlin University Alliance oder außeruniversitäre Einrichtungen können sich beteiligen“, sagt Prof. Kampmann. „Vorrangig beschäftigen werden uns neben Vernetzung und strukturellem Aufbau unter anderem das Bewältigen und Beobachten von Infektionskrankheiten weltweit, auch der Beitrag von Impfstoffen hierzu, und das Feld der Pandemic Preparedness – Themen, die wir multidisziplinär und jenseits von Institutsgrenzen angehen werden.“ Neben ihrer Tätigkeit an der Charité wird Prof. Kampmann auch der LSHTM anteilig verbunden bleiben. Sie wird Forschungsprojekte in Afrika und Großbritannien weiterführen und eine Partnerschaft zwischen Charité und London School, einer der einflussreichsten Institutionen auf dem Gebiet Public Health und Infektionskrankheiten, auf den Weg bringen. Klinische Leistungen des Instituts für Internationale Gesundheit der Charité wie die Reisemedizin und die Ambulanz für Reiserückkehrer:innen bleiben unter der neuen Leitung und mit dem bewährten Team bestehen.

Prof. Kampmann gehört zu den international führenden Expert:innen für die Erforschung von Tuberkulose im Kindesalter und von Impfstoffen zur Verbesserung der globalen Gesundheit. Sie konnte nachweisen, dass der Tuberkuloseimpfstoff Bacille Calmette-Guérin (BCG), ein Lebendimpfstoff, nicht nur vor Erkrankung, sondern auch vor Infektionen schützt. Seit mehr als zwölf Jahren leitet sie in Gambia die Impfstoff- und Immunitätsforschung einer Einheit des Medical Research Council (MRC-Unit The Gambia, ab 2018 integriert in die LSHTM) und ist zuständig für alle Forschungsaktivitäten zur Immunologie von Kleinkindern, Tuberkulose im Kindesalter sowie molekulare Diagnostik. Neben Grundlagenforschung zu Immunreaktionen auf Infektionen und Impfungen bei Schwangeren und Säuglingen brachte die Ärztin in den vergangenen Jahren zahlreiche klinische Studien zu neuartigen Impfstoffen, Wirkverstärkern und Verabreichungsmodalitäten auf den Weg. Die Resultate ihrer Forschung und ihres internationalen Engagements sind weitreichend. So haben sie unter anderem dazu geführt, dass in Gambia rund 50 Prozent mehr Tuberkulosefälle im Kindesalter entdeckt werden konnten. Auch hat die Impfexpertin in dem westafrikanischen Land ein Programm zur Immunisierung während der Schwangerschaft ins Leben gerufen, um Erkrankungen zu verhindern und die Säuglingssterblichkeit zu senken. Nur ein Beispiel, das zeigt, wie Impfungen als eines der wirksamsten medizinischen Instrumente zu einer besseren globalen Gesundheit beitragen können.

„Die Charité gewinnt mit Prof. Kampmann eine herausragende Expertin für internationale Gesundheit mit weitreichender Erfahrung in translationaler Forschung, in Ausbildung und Lehre, in Interdisziplinarität und interkulturellem Austausch“, sagt Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Präsident des WHS und Dekan der Charité bis zum 31. Dezember 2022. „Das neu geschaffene Charité Centrum Global Health wird die Rolle der Charité in diesem bedeutenden Handlungsfeld stärken und sichtbar machen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Kampmann und Prof. Drosten wird die Charité gemeinsam mit Partnereinrichtungen weltweit neue Initiativen starten und Akzente setzen. Ziel ist es, zunehmend Verantwortung zu übernehmen, starke Partnerschaften im Bereich Global Health zu entwickeln und die Zusammenarbeit der Wissenschaft mit Politik und allen Stakeholdern voranzutreiben.“ Partnerschaften auf Augenhöhe, ergänzt Prof. Kampmann, besonders im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen des Globalen Südens.

Auch in Zukunft wird Prof. Kampmann ihre Forschung an der MRC-Einheit Gambia fortführen. Sie plant, die Kooperation mit dem Partnerstandort in die Arbeiten an der Charité einzubringen und neue Studienpartnerschaften zu ermöglichen. Mehr als 80 Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Hilfskräfte sind derzeit Teil ihres globalen Forschungsprogramms, das sich mit Fragen des Impfschutzes befasst, unter anderem in klinischen Studien oder mittels modernster systemvakzinologischer Ansätze. Welche Immunisierung zu welchem Zeitpunkt ist sinnvoll? Wie ist die Akzeptanz in der Bevölkerung? Was können wir aus Impfstudien über das sich entwickelnde Immunsystem lernen? Welche Einflüsse haben Impfungen in der Schwangerschaft? Diese Fragen sind der Forscherin wichtig, um Kindern in aller Welt eine evidenzbasierte Versorgung zu ermöglichen. Daneben bildet die international tätige Expertin regelmäßig junge, vor allem afrikanische Kliniker:innen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus und betreut sie auf ihrer klinisch-wissenschaftlichen Laufbahn. Um den internationalen Austausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von Doktorand:innen und Forschungsideen zu erleichtern, hat sie in Gambia einen „Open lab“-Ansatz eingeführt, der auch an der Charité in Lehre und Forschung weitergeführt werden soll. Das Ermöglichen von bilateralem Austausch und internationaler Kooperation liegt Prof. Kampmann am Herzen: „In Deutschland basieren die verfügbaren Programme zum Aufbau von Partnerschaften meist auf kleinteiliger Projektförderung, bis heute gibt es nur wenige Partnerstandorte außerhalb des Landes – eine strukturelle Schwäche, die wir Stück für Stück angehen wollen, um in der Global-Health-Forschung international wettbewerbsfähiger zu werden.“

Mit der Berufung von Prof. Kampmann eröffnet sich an der Charité und berlinweit eine besondere Chance: die Chance, Global Health als akademisches Fachgebiet an diesem Wissenschaftsstandort neu zu etablieren. Ein Fachgebiet, das in Zeiten internationaler Mobilität notwendiger ist denn je, sich historisch bedingt in Deutschland aber kaum entwickelt hat. Das Institut für Internationale Gesundheit im neuen Charité Centrum Global Health möchte nun ein offenes Haus sein, das es einzurichten gilt, sagt Prof. Kampmann: „Ich habe das Gefühl, dass die Dynamik stimmt. Hierzulande und auch innerhalb Europas wird derzeit ein neuer Schwerpunkt gesetzt, wie an den bereits veröffentlichten Global-Health-Strategien Deutschlands und der Europäischen Union zu erkennen ist. Gleichberechtigte Partnerschaften und Nachwuchsförderung im internationalen Gesundheitswesen sind dabei deutlich ins Zentrum gerückt.“ Prof. Martin Rennert, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung Berlin, fügt hinzu: „Wir freuen uns, dass es der Charité mit Unterstützung der Einstein Stiftung gelungen ist, eine der renommiertesten Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet Global Health für Berlin zu gewinnen, um dieses wichtige Feld in Deutschland und in Berlin zu etablieren und zu verankern.“ Gemeinsam mit nationalen und internationalen Akteur:innen, mit Einrichtungen wie dem Robert Koch-Institut (RKI), der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), mit verschiedenen Ministerien, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem WHS, der Bill & Melinda Gates Foundation, der Nachwuchsschmiede GLOHRA oder auch dem europäischen Zusammenschluss von Forschungsförderorganisationen GloPID-R, soll ein neuer Anlauf im Sinne der globalen Gesundheit gelingen. Nachhaltige Kooperationen für eine weltweite Gesundheitsforschung, beispielsweise zwischen klinischer Forschung, Grundlagenforschung und Systembiologie, aber auch mit nichtmedizinischen Disziplinen wie den Berliner Sozialwissenschaften, werden dazu beitragen.

Kurzvita Prof. Dr. Beate Kampmann
Beate Kampmann studierte Medizin in Köln. Sie spezialisiert sich auf dem Gebiet der Infektiologie und schließt in den frühen 90er-Jahren in London erfolgreich die ärztlichen Weiterbildungen zur Kinder- und Infektionsmedizinerin am Royal College of Physicians ab. Es folgt eine wissenschaftliche Laufbahn mit Aufenthalten in den USA, Frankreich und Südafrika, die sie an das Imperial College London führen. Die Medizinerin wird Wellcome Trust Training Fellow in Clinical Tropical Medicine und später Wellcome Trust Career Development Fellow. 2000 erlangt sie die Lehrbefähigung mit einer Arbeit zur menschlichen Immunantwort auf den Tuberkulose-Erreger (PhD). Mitte 2010 wird Prof. Kampmann wissenschaftliche Direktorin der vakzinologischen Forschung an der MRC-Einheit in Gambia. In diesem Rahmen leitet sie ein umfassendes Forschungsprogramm zu Infektionen und Immunität bei Kindern sowohl in England als auch in Afrika. 2015 wurde sie mit der President’s Medal für hervorragende Leistungen in der Forschungsbetreuung am Imperial College, London ausgezeichnet. Nach mehr als 25-jähriger Tätigkeit geht Prof. Kampmann 2018 vom Imperial College an die London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM), wo sie den Lehrstuhl für pädiatrische Infektion und Immunität übernimmt und Direktorin des Zentrums für Impfstoffforschung wird. 2020 wurde sie zum Fellow of the Academy of Medical Sciences ernannt, dem Britischen Äquivalent der Leopoldina, sowie Fellow des West African College of Physicians. Als klinisch tätige Kindermedizinerin blieb sie dem Imperial College in dieser Zeit weiter erhalten. Sie leitete zahlreiche Projekte, die von der Bill & Melinda Gates Foundation, von UKRI, EU, EDCTP und Wellcome Trust finanziert wurden. Die zentralen Forschungsfelder von Prof. Kampmann sind Tuberkulose bei Kindern, HIV-Koinfektion und Vakzinologie. Mit ihrem Team führte sie Labor- und klinische Studien durch, um altersabhängige Immunreaktionen auf Infektionen und Impfungen besser zu verstehen. In den letzten Jahren hat sie sowohl in England als auch in Westafrika eine Reihe von Studien geleitet, die sich mit den wissenschaftlichen und praktischen Herausforderungen der Immunisierung von Müttern befassen. Sie ist die Leiterin von IMPRINT – dem IMmunising PRegnant women and INfants network, einem der fünf vom MRC finanzierten Netzwerke für Impfschutz – und eine der Organisator:innen des internationalen Symposiums für mütterliche und neonatale Immunisierung (INMIS). Zum 1. Januar 2023 folgt Prof. Kampmann dem Ruf auf eine W3-Professur auf Lebenszeit für Global Health an der Charité und tritt die Leitung des Instituts für Internationale Gesundheit der Charité an. Sie übernimmt außerdem zusammen mit Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, die wissenschaftliche Leitung des neu geschaffenen Charité Centrums Global Health.

Über die Einstein Stiftung Berlin
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Seit 2009 fördert sie Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau. Rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – unter ihnen drei Nobelpreisträger – über 70 Projekte und sieben Einstein-Zentren wurden bislang gefördert. Die Einstein Stiftung Berlin erhält öffentliche Mittel vom Land Berlin und von privaten Mittelgebern wie der Damp Stiftung. Der ehemalige Mehrheitseigentümer der Klinikgruppe Damp, Dr. Walter Wübben, gründete die Damp Stiftung, um medizinische Forschung und Lehre sowie soziale Projekte zu fördern.

Weitere Informationen:

https://internationale-gesundheit.charite.de/
https://www.lshtm.ac.uk
https://www.einsteinfoundation.de/
https://www.berlin-university-alliance.de/commitments/grand-challenge-initiatives/index.html
https://www.worldhealthsummit.org/
https://globalhealth.de/index.html
https://pandemichub.who.int/
http://www.imprint-network.co.uk
http://www.mrc.gm