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Neurodermitis: wie ein Hautbakterium die Barriere stärken kann

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Das harmlose Hautbakterium Staphylococcus hominis kann eine Schlüsselrolle beim Schutz der Hautbarriere bei Neurodermitis spielen. Forschende der Universitätsmedizin Augsburg und von Helmholtz Munich haben dies gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Freiburg, München und Dresden sowie mit Partnern in Schweden und der Schweiz herausgefunden. Die in der Fachzeitschrift Allergy jüngst veröffentlichte Studie entschlüsselt erstmals, wie das Zusammenspiel von Hautlipiden und Mikrobiom den Krankheitsverlauf beeinflusst.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten, wie Hautfette und Mikroorganismen auf der Hautoberfläche bei Neurodermitis (atopischer Dermatitis) zusammenwirken. Auf erkrankter Haut ist die Zusammensetzung von Lipiden, also Fetten, und Mikroorganismen verändert und zeigt eine weniger vielfältige Wechselwirkung. Dabei entdeckten sie, dass das Bakterium Staphylococcus hominis in Hautmodellen sowohl krankheitstypische Lipide als auch Entzündungsreaktionen reduziert. Es verbesserte die Hautstruktur und regulierte bestimmte entzündungsfördernde Gene.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Staphylococcus hominis als Gegenspieler zum potentiell krankmachenden Staphylococcus aureus wirkt“, sagt Dr. Matthias Reiger, Wissenschaftler am Institut für Umweltmedizin und Integrative Gesundheit und Leiter des Forschungsmanagements am Institut für Umweltmedizin bei Helmholtz Munich. „Das eröffnet neue Ansätze für die Behandlung von Neurodermitis, beispielsweise durch die gezielte Förderung nützlicher Hautbakterien.“

Gestörte Hautbarriere

Atopische Dermatitis ist eine der häufigsten chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten. Sie betrifft bis zu 20 Prozent der Kinder und rund 10 Prozent der Erwachsenen. Neben Juckreiz und Ekzemen geht die Erkrankung mit einer gestörten Hautbarriere einher, die das Eindringen von Allergenen und Keimen erleichtert. Während das pathogene Bakterium Staphylococcus aureus als Treiber der Entzündung bekannt ist, rücken in der Forschung nun schützende Hautbewohner wie Staphylococcus hominis zunehmend in den Fokus.

Die Arbeiten sind in enger Kooperation mit der Technischen Universität München (Dr. Felix Lauffer), der Universität Freiburg (Prof. Dr. Natalie Garzorz-Stark) und der Firma Lipotype aus Dresden durchgeführt worden.

Original-Publikation

Bhattacharyya et al., 2025: Skin Lipid–Microbe Interplay Links Staphylococcus hominis to Barrier Control in Adult Atopic Dermatitis. Allergy. DOI: 10.1111/all.70028